Auf zwei Rädern in China


Radfahren ist eine traditionelle Transportmethode in China und wenn man es nicht besser wüsste, würde man glauben, die Chinesen hätten das (Fahr-)Rad erfunden. Die älteren Semester unter uns erinnern sich vielleicht noch an radelnde Massen im Einheitsdrillich in den Großstädten des Ostens… Die Zeiten Chinas als „Radlernation“ sind aber längst passé. Fahrräder in Shanghai
Radfahren in Shanghai
Vor allem die Großstädte sind derart schnelllebig geworden, dass man mit dem Fahrrad nicht mehr Tritt halten kann. Der Trend geht eindeutig zum rasenden E-Biker, Fahrräder sind etwas für alte oder arme Leute, lediglich das Mietrad am Straßenrand für den Weg von zu Hause zur U-Bahn erlebt eine abflauende Renaissance. Radfahren als Sport ist einer kleinen Minderheit vorbehalten, längere Radreisen sind jedoch nicht unbekannt, die alljährlich im Frühjahr stattfindende Fahrt von Chengdu (Sichuan) nach Lhasa (Tibet) erfreut sich – besonders bei Studenten – großer Beliebtheit, interessanterweise werden diese Radler in den Medien oft als „Verrückte“ abgetan. Wie auch immer: Fahrradfahren ist eine großartige Möglichkeit, im Reich der Mitte Gebiete zu erkunden, in denen die Entfernungen zu Fuß lang sind, aber leicht auf zwei Rädern zurückgelegt werden können.
Einige Dinge gibt es zu beachten oder zu bedenken, bevor man sich in ein Fahrradabenteuer in China stürzt.

Inhalt

Ausrüstung

Für Fahrräder und auch den Rest der Ausrüstung gilt: mitbringen, kaufen oder leihen.

  • Fahrräder

    Miete oder Kauf? In großen Städten oder an Touristenorten ist die Anmietung eines Fahrrades grundsätzlich möglich, allerdings sind Vermieter nicht so leicht ausfindig zu machen. Einfach in Fahrradläden herumfragen und hoffen, dass jemand Englisch spricht. Ein gut gewartetes Mountainbike wird seine CNY 50-60 (ca. 8-9 €) pro Tag kosten, will man länger mit dem Rad unterwegs sein, ist eine Kaution fällig, die den Wert des Rades erreicht. Bei einer Mietdauer von mehr als zwei Wochen sind Überlegungen in Richtung Kauf gerechtfertigt. Ein Mountainbike einer chinesischen Manufaktur, etwa Phoenix oder Forever, ist bereits für unter 100 € zu haben, allerdings sind gehörige Abstriche in Sachen Ausstattung zu machen, viele Teile (etwa die Pedalen) sind dann eben mal aus Plastik, Scheibenbremsen bleiben ein Traum, genauso wie ein Wiederverkauf. Ein 100 €-Rad zu verschenken und zurück in die Heimat zu fliegen, ist aber verschmerzbar und macht den Beschenkten glücklich.

    Radfahren in Xiahe
    Chinas Mieträder vor 20 Jahren
    Mieträder / Yunnan
    Mieträder heute
    Giant Fahrräder
    Giant ATX 810 / 660

    Unsere Räder haben wir in einem der vielen Giant-Shops in Shanghai zu einem Preis von CNY 2.500 bzw. CNY 1.900 (ca. € 300 bzw. € 250) gekauft. Der Preis spielte schon eine entscheidende Rolle, etwas Qualität rechtfertigte die durchaus „hohen“ Anschaffungskosten. Sabines Rad kam gar mit Gepäckträger einher, Schutzbleche und Flaschenhalter sind zu zahlende Extras. Übrigens: „Handeln“ ist in Fahrradläden, die Markenräder verkaufen, selten möglich. Man bekommt vielleicht ein billiges Schloss oder eine Rahmentasche gratis, und das war es. Und: Fahrräder sind im Internet selten billiger als im Laden (jedenfalls bei Giant und anderen klangvollen Fabrikaten).

  • Gepäcktaschen & Kleidung

    Beim Shopping-Giganten taobao gibt es eine große Auswahl an Radtaschen, Marken aus Europa haben natürlich ihren Preis. Chinesische Eigengewächse sind bereits ab unter 10 € zu haben. Gute Erfahrung haben wir mit Taschen der Firmen Rockbros und LKLM gemacht, sie sind groß genug, stabil und „wasserfest“ und ähneln sehr denen aus Markenschmieden. An Radkleidung herrscht auch kein Mangel, entweder deckt man sich in einem der größeren Giant-Shops oder Decathlon ein, online sind die chinesischen Produkte der Firmen Lameda oder Santic (gute Radunterhosen) nicht zu verachten. Auch Rockbros bietet Fahrradkleidung an.

  • Camping & Werkzeug

    Auch wenn Camping in China (noch) ein Mauerblümchendasein fristet, es gibt wenig, dass (online) nicht zu kaufen ist. Für große Marken gilt dies (gegen Aufpreis) sowieso, mittlerweile gibt es aber auch chinesische Unternehmen, die auf den Outdoor-Zug gesprungen sind, und Marken wie z.B. Kailash und Toread (Kleidung, Rucksäcke), sowie Mobi und Naturehike (Zelte, Camping) und 3F (Ultralight-Ausrüstung) bieten akzeptables Equipment an, das nicht nur Made in China, sondern auch im Land entwickelt ist. Und nebenbei: auch der offline-Kauf von Camping-Kram ist möglich. Decathlon hat mittlerweile einen ansehnlichen Haufen Filialen im Land und die chinesische Kette sanfo gibt es zurzeit in 15 Städten Chinas. Rund um das Shanghai Stadium z.B. tummeln sich weitere 5-10 Läden, die Outdoor-Zeugs verkaufen.
    Werkzeug kauft man am besten online, bei Decathlon oder im Giant-Shop.

Transport

Der Transport von Fahrrädern in China zum Ausgangspunkt einer Tour ist (wahrscheinlich) schwerer als in anderen Ländern, wobei die größte Hürde sicherlich die Sprache ist.

  • Flugzeug

    Auch in China ist der Transport eines Rades als Sportgepäck vorgesehen, allerdings nicht bei allen Fluggesellschaften und nicht auf allen Routen. Hier ist eine Menge Vorarbeit zu leisten, insbesondere das Einholen der o.g. Auskünfte. Zudem sollte man sich vorher informieren, wie das Fahrrad verpackt werden muss, einige Airlines verlangen einen Hartschalenkoffer, für andere reicht eine Plastiktüte. Eine weitere zu klärende Frage wäre die nach dem Transport des Rades zum Flughafen, so ein Radkoffer passt nicht in jedes Taxi. Für uns war das bisher immer zu viel Aufwand, sodass wir uns für die untenstehenden Möglichkeiten entschieden.

  • Zug

    In China ist das Zeitalter der Schnellzüge angebrochen und damit sind leider auch Nachteile verbunden, wenn es um den Transport von Fahrrädern geht. Grundsätzlich gilt: keine Räder im Schnellzug. Eine Ausnahme sind wohl Falträder, sofern sie auf Koffergröße zusammengelegt werden können.

  • Bus

    Ab einer gewissen Größe des Busses ist der Transport eines Fahrrades kein Problem. Überlandbusse verfügen regelmäßig über Gepäckabteile, in die man sein Rad stopfen kann. Dessen sollte man sich jedoch bewusst sein, oft ist es nicht mehr als ein „Stopfen“ und die Fahrer nehmen wenig Rücksicht auf Lackierung, Schaltung oder Speichen. Am Vortag der Abreise geht man zum Busbahnhof und kauft Tickets. Am Abreisetag vorzeitig (in China gilt mehr als anderswo: der frühe Vogel fängt den Wurm) zum Bahnhof und versuchen, mit dem Fahrer in Kontakt zu treten, da dieser letztlich entscheidet, ob das Rad mitgenommen wird oder nicht. Bezahlt wird dann direkt beim Fahrer, die Preise sind abhängig von der Laune des Fahrers, der Länge der Strecke und wahrscheinlich vielen anderen Kriterien. Mehr als CNY 50 (< 500 km) haben wir indes nie bezahlt.

Fahrrad-Bustransport
Fahrrad-Bustransport
Fahrrad im Bus
Fahrrad im Bus
  • Post/Spediteur

    Der Transport mit der Post oder einem Spediteur wird dann interessant, wenn man keine Lust auf Schlepperei oder unliebsame Überraschungen hat und der Startort weit entfernt vom Zielort liegt, sodass eine Busfahrt ausscheidet. In Sachen Post haben wir keine Erfahrung, der Transport mit einem Spediteur ist allerdings äußerst bequem und auch zuverlässig. Das Unternehmen ShunfengShunfeng Spedition (SF-Express, 顺丰) ist empfehlenswert, verfügen sie doch u.a. über eine englische Webseite, auf der die Lieferung nachverfolgt werden kann. Man geht wie folgt vor: Die Fahrräder in einem (Giant-)Radgeschäft abgegeben, für CNY 100/Rad werden die Drahtesel fachmännisch zerlegt und verpackt, die Mitarbeiter kümmern sich in der Regel auch um die Abholung durch den Spediteur, dieser verfrachtet für CNY 200/Rad die Kartons bis zum gewünschten Zielort. Man sollte das Hotel am Start kontaktieren, ob die Annahme der großen Pappboxen ein Problem darstellt, was im Lande selten der Fall ist. Insgesamt kostet diese Art des stressfreien Versands unter 100 € (z.B. ins 2000 km entfernte Kunming).

Reparatur

Fliegt dem Radfahrer im Nichts oder Nirgendwo einmal der Reifen um die Ohren oder die Kette verabschiedet sich mit lautem Gerassel, ist man in China – wie überall auf der Welt – zunächst auf Fahrradladen in Peking
Fahrradreparatur am Straßenrand
sich selbst und mitgebrachtes Werkzeug gestellt. Je größer allerdings die menschlichen Siedlungen werden, umso eher besteht die Gefahr, auf eine Reparatur“werkstatt“ zu stoßen. Oft sind dies kleine Holzbuden auf Rädern, die mit allerlei Ersatzteilen vollgestopft sind, in jedem Fall hat der Handwerksmann eine Radpumpe, einen Werkzeugkasten und Flickzeug zur Hand, um die allernötigsten Instandsetzungen vornehmen zu können. Größere Radgeschäfte haben zumeist eine kleine Werkstatt im Laden, in der durchaus professionelle Schadensbeseitigung durchgeführt werden kann. Auch wenn man zwischenzeitlich eine Menge Fahrradwerkzeug im Internet bestellen kann, bei Ersatzteilen sieht es da schon anders aus, im Radladen selbst bekommt man so gut wie nichts (außer vielleicht Schrauben, Bowdenzüge u.Ä.). Vielleicht, so glauben wir jedenfalls, hängt es damit zusammen, dass es nicht in der Tradition der Chinesen (oder chinesischen Radfahrer) liegt, Dinge selbst zu reparieren und sich dabei die Finger schmutzig zu machen. Dafür gibt es immer einen „Spezialisten“ und die Inanspruchnahme der Dienste eines solchen Handwerkers ist wahrlich günstig.

(Verkehrs-)Sicherheit

Verkehrssicherheit auf Chinas Straßen ist grundsätzlich vorhanden. Die Autofahrer des Landes sind, wenn auch nicht gerade die besten, so doch recht vorsichtig. Gewagte Überholmanöver durch Kfz-Lenker haben wir selten erlebt, „erzieherisches Schneiden/Erzwingen“ der Vorfahrt, wie man es oft in Europa erfährt, gibt es in China nicht. Allerdings wird viel gehupt, dies jedoch mehr zur Warnung als aus Ärger. Eine Ausnahme in Sachen Rücksicht stellen Linienbusse in den großen Städten dar, die Fahrer sind ständig unter Stress, die Busse fahren, was das Zeug hält, erzwingen sich an Haltestellen gnadenlos ihre vermeintlichen Rechte und scheinen keine Probleme mit Kollateralschäden zu haben.
Viel schlimmer als die vierrädrigen motorisierten Fahrzeuge hingegen sind Motorrad-, Elektroroller- und Fahrradfahrer, für die Verkehrsregeln nicht existent zu sein scheinen. Rote Ampeln, Links- oder Rechtsverkehr, Fahren in Einbahnstraßen, Seitenabstand, alles Fremdworte für diese Spezies der Verkehrsteilnehmer. Es gibt nur eine Regel: Vorwärts!, und diese Regel zieht nach sich, dass auch nur nach vorn geschaut wird.
Einer der wichtigsten Indikatoren für ein entwickeltes Land ist der Zustand der Straßen. China hat das längste Autobahnnetz, die meisten Tunnel und höchsten Brücken und: viele Straßen und Wege sind heute in sehr gutem Zustand. Ein letzter Tipp: größere Straßen sind wegen des Verkehrslärms zwar oft unangenehm, verfügen allerdings zumeist über eine Art Radweg, wohingegen Nebenstraßen oft ruhiger, aber wegen fehlender Seitenstreifen oft auch gefährlicher sind.

Routenplanung / Orientierung

Vorab schon einmal eine gute Nachricht: Die Zeiten, als alle Straßen- und Hinweisschilder nur auf Chinesisch waren, gehören der Vergangenheit an. Wenigstens die Schilder für größer Straßen und Ortschaften sind zweisprachig. Dies erleichtert die Orientierung ungemein und die Schilder sind recht verlässlich. Anders sieht es in Bezug auf Informationen der Zweisprachige Straßenschilder / China
Zweisprachige Straßenschilder
Einheimischen aus. Gerade bei der älteren Bevölkerung ist es nicht ungewöhnlich, dass deren Aktionsradius recht eng und alles, was außerhalb der Dorfgrenze liegt, nur vage bekannt ist. Da man – gerade einem Ausländer gegenüber – nicht gern sein „Gesicht verliert“, wird dann auf eine Frage hin irgendetwas erzählt, was entweder nicht Hand noch Fuß hat oder den Tatsachen zuwiderläuft. Um aber für die Alten eine Lanze zu brechen: auch Polizisten wissen in puncto Orientierung oft nicht viel. Ganz wichtig: Sich nie mit der Auskunft nur einer Person zufriedengeben, auch in China gilt: „3 Personen, 4 Meinungen“, man sucht sich dann diejenige aus, die den eigenen Vorstellungen am nächsten kommt.
Ansonsten: Dringend eine Papierkarte kaufen! Am einfachsten lassen sich Karten im Xinhua BookstoreXinhua-Buchladen
Auf dieses Zeichen achten
erwerben (diese Buchladenkette gibt es in ganz China), meistens aber nur in Chinesisch. Allerdings ist dies schon ein Anfang und derartige Karten eignen sich, um einen Einheimischen zu fragen, Yunnan-Straßenkarte
Straßenkarte
wo man ist und wie man von A nach B kommt. Die Navigation mit dem Handy oder dem GPS-Gerät ist eine Option, auf die man sich nicht zu 100 % verlassen kann/darf. Liegt es daran, dass die Regierung in Peking kein Interesse daran hat, akkurates Material für digitale Karten herauszurücken oder ändert sich zu viel zu rasch? Die meisten Anbieter digitaler Land- und Straßenkarten, von OpenStreetMap über Komoot, maps.me, Garmin und wie sie alle heißen, kommen doch mit recht fehlerbehafteten Karten daher und wer sich nur auf das GPS verlässt, ist irgendwann verloren. Jedoch: Mit den o.g. Anbietern lässt sich zumindest eine Tour im Groben planen.

Verpflegung

Wer es gewohnt ist, sich auf Reisen selbst zu versorgen, wird in China schnell davon Abstand nehmen (wollen). Der Hauptgrund ist das abwechslungsreiche und schmackhafte Essen, das man noch in der kleinsten Imbissbude vorgesetzt bekommt, die Mahlzeiten sind zudem billig und nahrhaft. Essen hat einen sehr hohen Stellenwert im Alltagsleben der Chinesen, daher sind die verwendeten Zutaten fast ausnahmslos frisch (was man vielleicht bei der Hygiene mancher Restaurants oder Garküchen in Zweifel ziehen mag), mit Magenproblemen ist nicht zu rechnen, es sei denn, man verträgt keine scharfen oder öligen Speisen (die man dann einfach nicht bestellt). Zwei Wermutstropfen gibt es allerdings: Für Vegetarier/Veganer ist die Auswahl an Gerichten in chinesischen Restaurants sehr gering, allein in den größeren Städten des Ostens weht ein leichter fleischloser Wind. Problem Nummer zwei sind die Speisekarten: Manchmal gibt es Heftchen mit Bildern, seltener englischer Karten, die Regel ist eine Speisekarte in chinesischer Sprache. Was tun? Entweder aufs Geratewohl von der Karte bestellen (unsere Taktik in den Anfängen, bis wir einmal zu Mittag Mixed Pickles und Eiscreme vorgesetzt bekamen) oder bei Tischnachbarn schauen, was die auf dem Tisch haben und dann der Bedienung einfach zeigen „Das will ich!“. Chinesen haben damit kein Problem und finden es eher amüsant. Die dritte Möglichkeit ist (besonders in kleinen oder ländlichen Speiselokalen), dass man sich in die Küche begibt und dort auf die Lebensmittel zeigt, die man gekocht oder gebraten begehrt. Die Zubereitung kann man getrost dem Koch überlassen.
Wer gar nichts findet, kann immer noch in einen Super- oder Minimarkt rennen und sich eine Instant-Nudelsuppe gönnen, das heiße Wasser gibt es oft gratis dazu oder kann im Hotel mit dem Wasserkocher bereitet werden.

Supermarkt im Fenster
Supermarkt im Fenster
Instant-Nudeln-Pause
Instant-Nudeln-Pause

Verständigung

Ja, die Kommunikation… Der Wille und die Fähigkeit, Englisch zu sprechen, nimmt in China proportional ab, je weiter man in den Westen des Landes vordringt (von typischen Touristenorten abgesehen). Auch wenn Englisch zwischenzeitlich Schulpflichtfach ist und sich das junge Volk in dieser Sprache artikulieren können sollte, garantiert ist das nicht und Reiserad in China
Fahrradteile auf Chinesisch
nicht selten ist es eher die Schüchternheit als fehlendes Wissen, dass zur Schweigsamkeit führt. Und: auch wenn mehr als 80 % zwischenmenschlicher Kommunikation über Mimik und Gestik geschieht, nonverbale Zeichen werden oft nicht oder missverstanden. Wer nicht die Zeit hat, die komplizierte Sprache Chinesisch zu lernen: bestimmte Standardsätze (z. B. Wo ist ein Hotel?, Was kostet das? usw.) auf ein Blatt Papier zu schreiben, um sie den Leuten zu zeigen oder sich vorsagen lassen und auswendig lernen. Verfügt man über Wi-Fi, lassen sich zudem die weiter unten genannten Übersetzungsapps nutzen, die allerdings oft recht zweifelhafte Ergebnisse liefern.

Unterkunft

Eins vorweg: Wildes Zelten ist grundsätzlich nicht gestattet! Das Zeltverbot hängt weniger mit dem Umweltschutz als vielmehr mit der Tatsache, dass sich Ausländer bei Wechsel des Aufenthaltsortes polizeilich registrieren müssen. In abgelegenen Gegenden ist es zwar einfacher, unterhalb des Radars der Ordnungshüter zu campen, oft aber sind Freiflächen landwirtschaftlich genutzt, eingezäunt oder – leider – total vermüllt. So gibt es wenig Alternativen zum Hotel, Privatunterkünfte (homestays) erfreuen sich neuerdings größerer Beliebtheit, besonders in den ländlichen Gebieten. Übernachtungen in Hotels/Homestays sind in der Regel viel günstiger als in Europa und daher im Budget zu verschmerzen, selbst für 10-15 € bekommt man ein Doppelzimmer mit eigenem Bad. Doch wie eine Unterkunft finden?

  • Webseiten: Eine der ersten Adressen für Hotels in China ist sicher das Buchungsportal trip.com, das über das größte Angebot verfügt und nebenbei die Möglichkeit bietet, Flug- und Zugtickets zu buchen. Lohnenswert ist eine Registrierung bei trip.com, da man bei Buchungen Punkte sammeln und diese bei folgender Reservierung verwenden kann. Der Service ist recht gut, wird man z.B. von Hotels abgewiesen, kümmern sich die Mitarbeiter um Ersatz (englischsprachig). Neben trip.com bleiben booking.com, agoda.com & Co.

  • Suchmaschinen: Die o.g. Buchungsportale bedienen hauptsächlich „normale“ Urlauber und Geschäftsreisende, in abgelegenen Gegenden wird man selten fündig. In diesem Fall hat sich die Suchmaschine cn.bing.com bewährt, die noch ohne VPN nutzbar ist. In das Suchfeld den Ort eingeben, an dem man sich befindet (oder den nächst größeren) plus Hotels (also etwa „Kunming Hotels“). Dann auf den Reiter „Karten“ klicken und die Karte so verschieben, bis man dort ist, wo man sich tatsächlich befindet. Man wird nicht immer erfolgreich sein, allerdings spuckt bing Unterkünfte aus, die es in großen Portalen nicht gibt. Wer Chinesisch lesen kann, greife zu baidu.com.

  • Vor Ort suchen: Wird man in den Buchungsportalen oder bei Suchmaschinen nicht fündig, bleibt nur noch die Suche vor Ort. Da bietet sich an, Häuserfronten nach folgenden Schriftzeichen abzusuchen: 酒店 (jiǔ diàn) oder 宾馆 (bīn guǎn) oder 旅馆 (lǚ guǎn). Alle drei Zeichenkombinationen bedeuten mehr oder weniger „Hotel“, jiǔ diàn und bīn guǎn sind in der Regel etwas teurer. Lernen sollte man vielleicht auch die Phrase für „Bitte, wo gibt es ein Hotel?“ -> „请问哪里有…*?“ (qǐng wèn nǎ li yǒu…* ?, für das * setze man einen der drei Hotelbegriffe ein). Wem das alles zu umständlich ist, dem bleiben – Wi-Fi-Zugang vorausgesetzt – immer noch Übersetzungsapps wie Google Translate, Yandex oder iTranslate .

Kosten

Kost und Logis schlagen schon mit etwa CNY 400 (ca. 50 €) zu Buche, allerdings reisen wir auch nicht mehr mit einem Budget am untersten Ende und China ist wahrlich kein Billigreiseland. CNY 200 sollte man für ein Hotel einrechnen, Frühstück und Mittagessen sind für CNY 100 zu haben, CNY 100 das Abendessen nebst Getränken sind selbst in Garküchen nicht unrealistisch. Bei Eintrittsgeldern, die hier nicht berücksichtigt werden, ist mit zunehmendem Tourismus eine kräftige Preissteigerung zu beobachten, in den Gelben Bergen etwa kostet ein Ticket mittlerweile CNY 230 (ca. 30 €)!

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