Aus Holz erbaut…


Mehr zufällig denn durch Absicht stolpern wir über ein interessantes Kapitel polnischer Architektur… geschichte. In einem Buchladen in Malbork gerät Sabine ein schönes „Bilder“-Buch über Holzbauwerke in Polen (vornehmlich im südlichen Teil des Landes) in die Hände und später erfahren wir, dass es gar eine eigens ins Leben gerufene Themenroute „Holzarchitektur“ (poln.: Szlak Architektury Drewnianej) mit Karten, Erklärungen, Webauftritten und weiteres mehr gibt.
Auf der über 3.000 Kilometer langen Touristen(wander)route, der einzigen dieser Art in Europa, sind fast 450 einzigartige Exemplare der polnischen Holzarchitektur zu sehen. Dieser Wanderpfad verläuft durch insgesamt vier Woiwodschaften (vielleicht sind es offiziell auch nur drei, zur vierten haben wir nicht viel gefunden), durch Schlesien (Slaskie), Kleinpolen (Malopolska), das Vorkarpatenland (Podkarpackie) und Heiligkreuz (Swietokrzyskie). Kirche in Lipnica Murowana
Kirche St. Leonhard in Lipnica Murowana

Die regionalen Hauptetappen wiederum sind in kleinere Einheiten gegliedert. Der Abschnitt in Malopolska ist für sich schon fast 1.500 Kilometer lang und besteht aus fast einem Dutzend Teiletappen in denen annähernd 250 der auserlesensten historischen Objekte zu finden sind, wie katholische und orthodoxe Kirchen, Holzvillen und Freilichtmuseen. In Schlesien ist die Route knapp über eintausend Kilometer lang und entlang ihres Verlaufs sind mehr als 90 Holzarchitektur-Denkmäler zu bestaunen, auch hier gibt es Open-Air-Museen (Skansen), Kirchen und Bauernhöfe. Wer dann noch Luft und Laune hat, kann sich im Vorkarpatenland auf weiteren tausend Kilometern noch einmal weit über 100 sakrale und weltliche Bauwerke auf der kunst- und geschichtshungrigen Zunge ästhetisch zergehen lassen.
Ein ganzer Haufen Holzkirchen steht zwischenzeitlich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Dazu gehören etwa die Kirche St. Michała Archanioła in Binarowa , die Kirche St. Michała Archanioła in Dębno Podhalański, die Kirche St. Leonard in Lipnicy Murowanej und die Kirche St. Philippus und Jakobus in Sękowa. Einige der besuchten Kirchen stammen aus dem 16. Jahrhundert, es soll aber gar noch ältere geben. Und jüngere, Holz ist ein guter Baustoff, allerdings hapert es mit der Feuer- und Wasserresistenz. Mit dem Projekt der Touristenroute wurde der Versuch unternommen, das gemeinsame jahrhundertealte Kulturerbe auf dem Land zu retten.

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Informativ sind insoweit auch – bestimmt – die Webseiten www.slaskie.pl und www.drewniana.malopolska.pl , jedoch: wohl dem, der die polnische Sprache beherrscht. Aber nötig ist es eigentlich nicht, die Karten kann man auch so lesen, muss allerdings auf Hintergrundinformationen verzichten. (drewniana.malopolska.pl ist mittlerweile z.T. auf Deutsch).
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, wir sind schon ziemlich kirchenmüde, als wir Südpolen erreichen und kaum heben oder drehen wir den Kopf, wenn eine Kirche ins Blickfeld gerät. Die Holzkirchen indes motivieren noch einmal mit ihren spitzen oder wie Zwiebeln geformten Türmen, den Schindeldächern und einer Architektur, die nur in diesem Gebiet zu finden sein soll.

(Unsere) Karte Holzarchitektur-Route


Karte Holzarchitektur Polen
Zum Vergrößern, bitte die Karte anklicken

Galerie – Holzarchitektur (Auswahl)


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