Indiens rauer Norden


Der Sommer nähert sich mit eiligem Schritt und uns packt wieder einmal die Wanderlust. Die Frage nach dem Wohin ist rasch geklärt: als Parameter sammeln wir Tibet (oder ähnlich), Berge und Bezahlbar. Tibet selbst katapultiert sich da schnell ins Abseits, die Erlangung eines entsprechenden Permits und die Tatsache, eine entsprechend teure Tour buchen zu müssen, sind disqualifizierende Elemente. Die chinesischen Provinzen Sichuan oder Yunnan passen zwar in vielen Punkten, allerdings wird es hier im Sommer sehr heiß und/oder überlaufen, zudem bereisten wir diese Gegenden erst in 2015.
Wir erinnern uns an unsere Reise nach Indien vor mehr als 10 Jahren, als wir ein paar schöne Wochen in Sikkim und Himachal Pradesh verlebten und während wir in Manali verweilten, kam uns die Idee, eines schönen Tages nach Ladakh zu fahren und diesen Teil Indiens – zur besten Reisezeit – zu bewandern. Eine Idee, die wir nunmehr umsetzen werden.

✦✦✦

Padmasambhava Thangka-Rollbild
Padmasambhava Thangka-Rollbild
Das indische Visum beantragen wir in Shanghai, allerdings werden wir vor Abholung der Einreiseerlaubnis vom hiesigen Konsul vorgeladen, der uns auf die Gefahren einer Reise in den indischen Norden hinweist und uns eine Belehrung dahingehend erteilt, dass bestimmte (militärisch genutzte) Gebiete entlang der indisch-pakistanischen Grenze „off-limit“ sind. Hm…, diese Warnung erscheint uns seltsam, ob es nicht doch vielmehr darum geht, eine Gegend zu meiden, die auch heute noch für Spannungen zwischen den beiden Ländern sorgt? Das Visum in den Händen buchen wir einen Hinflug nach Indien und nehmen eine grobe Planung vor. Die Ausrüstung ist zu ergänzen, etwa durch ein neues Zelt (s. Testbericht HubbaHubba) und vernünftige Schlafsäcke, was in China nicht einfach ist, denn entweder ist das Angebot limitiert oder die Preise sind dank Einfuhrsteuer gesalzen und hoch.
Von der Gestaltung einer dezidierten Reiseroute sehen wir wieder einmal ab. Mittels eines Reiseführers, hier „Trekking in Ladakh“ von Radek Kucharski, verschaffen wir uns einen kleinen Überblick über mögliche Wanderrouten, geplant oder gebucht wird allerdings nichts, da wir weder die Verhältnisse vor Ort kennen noch unseren „Fitness-Stand“ eindeutig definieren können. So bleibt es denn zunächst bei dem Flug nach Srinagar, die Überlandfahrt nach Leh (Ladakh) soll die notwendige Akklimatisation unterstützen. Zudem wollen wir zu einem bestimmten Termin in Leh ankommen, da in einem der umliegenden Gompas (buddhistisches Kloster) in diesem Jahr eine besondere Festivität ansteht, die alle 12 Jahre wiederkehrende Ausstellung des Padmasambhava Thangka, eines etwa 12 Meter langen Seidenrollbilds mit der Darstellung des Guru Rinpoche. Mehr haben wir nicht geplant, alles Weitere steht in den Sternen und wird sich so oder so ergeben.

✦✦✦

Am Abend des dritten Juli starten wir in Shanghai, unsere Sorge, die halbe Nacht in Delhi verplempern zu müssen, ist unbegründet, da das Flugzeug – wie in Shanghai üblich – eine mehrstündige Verspätung hat. So landen wir erst am frühen Morgen in Indiens Hauptstadt, es bleibt Zeit für ein Frühstück, bevor wir den Anschlussflug nach Srinagar nehmen. Das Abenteuer beginnt!

Hier geht’s los