Wie war’s & was mitnehmen
Unsere Räder und wir haben, so glauben wir, noch nie so gelitten, wie in Polen. Jeden zweiten Tag Regen, wenn die Sonne scheint, dann aber richtig und die Straßen, na ja, nicht selten fuhren wir auf Kopfsteinpflaster, Sand- und aufgeweichten Waldwegen. Das ist aber schon so ziemlich alles, woran man herummäkeln kann. Ach, vielleicht der Verkehr. Polen ist in Aufbruchsstimmung und seltsamerweise geht das immer einher mit der Zunahme des Kfz-Aufkommens. Leider sind die Polen nicht die rücksichtsvollsten Fahrer, ob das aus Unsicherheit resultiert, wer weiß. Die Landstraßen sind eng, es gibt selten Radwege und Seitenstreifen und oft glaubten wir das Blech der überholenden Autos an unseren Oberschenkeln zu spüren. So, das war es jetzt an Negativem.
Polen ist sehr schön, hat endlose Wälder mit reicher Flora (Tiere sieht man nicht so häufig, allenfalls als Kadaver am Straßenrand), die Städte putzen sich heraus (mit EU-Geldern, wie viele Westeuropäer mit bitterer Miene behaupten. Na und, selbst wenn, immer noch besser, als die Kohle in Waffen oder einen sonstigen Schwachsinn zu investieren), sind lebhaft und interessant, die Menschen sind in der Regel freundlich und hilfsbereit, das Essen etwas schwer, dafür aber umso schmackhafter… Polen bietet eigentlich alles, was man für einen Urlaub braucht, Sport, Relaxen, auf leichte Genüsse braucht man ebenso wenig zu verzichten, wie auf gesetzte Unterhaltung. Grundsätzlich kommt man mit den Einheimischen auch in Kontakt, die Sprachbarriere lässt indes kaum eine tiefergehende Kommunikation zu, schade. Thema Sicherheit: Wir hatten nie das Gefühl, um uns oder unsere Habe besorgt sein zu müssen, Polen ist nicht „gefährlicher“ als Deutschland. Wir nahmen vom Wildcampen Abstand, aber eher aus Gründen der Bequemlichkeit, eine Dusche, ein Klo und weniger Insekten, Vorteile, die sich nicht unter den Tisch kehren lassen können. Als wir am Ende die Grenze zu Deutschland überquerten sagte Sabine: „Wir kommen wieder“ und das ist so, es gibt in Polen noch viel zu sehen.
Nun ein paar Tipps:
Ausrüstung
Es bedarf keiner speziellen Ausrüstung oder der tonnenweisen Mitnahme von Ersatzteilen. In fast jeder Stadt gab es mindestens einen gut sortierten Radladen. Das gilt auch für Campingartikel, Schraubgaskartuschen zu erstehen war kein Problem. Polen hat ein paar eigene Outdoorartikel-Hersteller, die Klamotten hinterlassen einen guten Eindruck. Wie überall in Osteuropa ist es allerdings schwierig, Ersatzteile für teure Marken wie Hilleberg oder Helsport zu erwerben.
Unterkunft
Camping ist in Polen recht angesagt, die meisten Plätze sind ganz gut ausgestattet (Küche, Waschmaschine), wenn auch nicht immer gut in Schuss. Jedoch sind sie auch um einiges preiswerter als deutsche Plätze. Ein Problem ist allerdings die Verteilung der Campingplätze. Im Norden (Ostsee), in den Masuren und im Riesengebirge stapeln sie sich, die Mitte, der Osten und Westen gehen dagegen fast leer aus. Einen richtigen Campingführer haben wir auch nicht gefunden. Es existiert eine Karte, „Polska – mapa campingow“ (zwischen 10 und 15 Zloty), die etwa 240 Plätze beschreibt, leider scheint da aber eine Menge zu fehlen, nicht selten kamen wir in ein Kaff mit einem Platz, der nicht auf der Karte markiert war. Aber sie ist eine kleine Orientierungshilfe. Die Webseite camping.info ist nicht schlecht, kommt aber auch nur auf etwas über 200 Campsites. Am besten ist es, in jeder Ortschaft nachzufragen, ob es eine Campingmöglichkeit gibt.


Wer nicht zelten mag, das Land bietet genug Unterkunftsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel. In der unteren Preiskategorie bieten sich die Hostels in den großen Städten an, auf dem Land sind es die privaten Pensionen, die mit Schildern wie „noclegi“ oder „wolne pokoje“ auf sich aufmerksam machen. Privat heißt natürlich bis zu einem gewissen Grad Integration in die Familie (ohne Pflichtenübernahme, selbstverständlich). Die Preise schwanken je nach Ausstattung, unser billigstes Zimmer gab es für 40 Zloty. Eine weitere Möglichkeit ist Agroturystyka, dabei handelt es sich um Unterkünfte in ländlichen Gegenden, oft auf dem Bauernhof. Davon gibt es mittlerweile auch einen ganzen Haufen, jede größere Buchhandlung in Polen bietet zudem einen Führer an, in dem die teilnehmenden Bauernhöfe beschrieben werden und auf einer Karte markiert sind. Ob es diese Bücher auch auf Deutsch gibt, wer weiß. Alternativ kann man sich im Internet unter www.agroturystyka.pl informieren.
Karten und Reiseführer
Möglicherweise gibt es gute polnische Karten, wir wissen es nicht. Was man in Deutschland kaufen kann, ist eigentlich ausreichend. Für den Norden und die Masuren gibt es exzellente Karten von bikeline, die fast jede Radumdrehung beschreiben (wie wir hörten) und Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke vorschlagen. Für eine Tour rund um Polen sind sie aber vielleicht nicht die erste Wahl, erstens zu teuer, dann bräuchte man zu viele dieser Büchlein und bekäme Gewichtsprobleme. Außerdem ist ein Großteil Polens nicht abgedeckt. Andere Karten haben einen zu großen Maßstab und gute Karten zu haben, ist im Lande ein beträchtlicher Vorteil, es sei denn, man verfügt über gute polnische Sprachkenntnisse. Wir kauften uns am Ende den Straßenatlas von Marco Polo mit dem Maßstab 1:200000 und wir waren wirklich zufrieden. Einige sehr kleine Dörfer mögen auf der Karte fehlen, dies ist aber letztlich ohne Konsequenzen geblieben. Der Atlas verfügt über eine Spiralbindung, diese kann man aufdröseln und z.B. das Städteverzeichnis zu Hause lassen. Dann passt die ganze Chose in die Lenkerkartentasche. Leider noch ein Manko: Gegenüberliegende Seiten überlappen nicht, man muss sie daher genau anlegen, schwierig bzw. unmöglich bei Vorder- und Rückseite.
Viele Touristeninfos in den Städten haben polnische regionale Karten, sogar umsonst. Nicht immer mit dem besten Maßstab, dafür sind Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten eingetragen. Reiseführer gibt es ohne Zahl, eine andere Frage ist, ob man einen braucht. Man kann auch kaum einen vorschlagen, weil jeder andere Prioritäten setzt und viele Reiseführer zum Zeitpunkt ihres Erscheinens schon nicht mehr aktuell sind. Jedenfalls in Bezug auf Unterkünfte, Preise usw. Wir nahmen einen Lonely Planet mit, erstens gab es den in der Bücherei zum Ausleihen, außerdem ist der immer gut für einen Überblick. Ansonsten haben wir uns vor Ort Informationen beschafft.
Verpflegung
Yummy, yummy, die polnische Küche ist um Längen besser als wir dachten. Vielleicht ist das Angebot nicht überwältigend und die Speisen auch, hm, ein wenig wuchtig; würzig und schmackhaft ist es allemal. Die Portionen sind in den meisten Restaurants auch sehr großzügig bemessen, sodass wir bisweilen Probleme hatten, wieder aufs Fahrrad zu klettern. Insbesondere die Suppen wie Zurek und Bigos haben es uns angetan, die Salate sind auch gut und frisch und die Piroggen (eine Art Maultasche) gehörten zu unseren Lieblingsgerichten. Backwaren sind meistens sehr süß und schwer, aber köstlich.
Für Selbstversorger gibt es auch zahlreiche Möglichkeiten, die Supermarktketten Biedronka, Polo und Leviathan sind bestens sortiert, für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es alle naselang kleine Kioske (Sklep spozywczy) mit freundlicher Bedienung.


Sonstiges
Na ja, da wäre zum Beispiel die Verständigung. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, ein paar Brocken Polnisch zu beherrschen, das ist schon eine ziemliche Aufgabe, die Sprache ist wirklich eine Herausforderung. Zahlen, Redewendungen den Weg, Übernachtung, Preise usw. betreffend erleichtern einem das Leben ungemein, in kleinen Dörfern findet man nicht immer Menschen, die Englisch sprechen. Außerdem ist es jedes Mal ein Eisbrecher, wenn man sich einem Einheimischen mit ein paar gut gemeinten polnischen Wörtern nähert. Ein recht treffliches Buch gibt es von Langenscheidt, Reisewortschatz mit CD, die man sich auf einen MP3-Spieler laden kann. Zudem ist die Lautschrift ziemlich genau und narrensicher.
In puncto Sicherheit haben wir nichts zu mäkeln, es gab zahlreiche Campingplätze, die noch nicht einmal über einen Zaun verfügen, abhandengekommen ist nichts. Wie in jedem Land ist Sensibilität gefragt, wer sein Hab und Gut zur Schau stellt, muss sich nicht wundern, wenn er es irgendwann in einem SecondHand-Laden wiederfindet. Straßenzustand und -verkehr sind sicher suboptimal, man sollte vorsichtig fahren. Nebeneinander zu radeln sei ohnehin verboten, sagte man uns und Alkohol am Lenker ein Tabu.
Geld lässt sich einerseits in der Bank wechseln, im Zeitalter der Plastikkarte ist es aber gar nicht nötig, darauf zurückzugreifen. Einige deutsche Banken bieten zudem Sparbücher an, mit denen man im Ausland bis zu zehn Mal kostenfrei Geld abheben kann.