Im 1000-Seen-Land


Der Abschied von Malbork bedeutet auch bald den Abschied von Pommern. Na ja, fast bald. Wir entscheiden uns wieder einmal für eine Nebenstraße, obwohl dies eigentlich Enge und löchrige Straßendecke bedeutet. Andererseits ist nicht so viel Verkehr und meistens sind diese Wege auch interessanter und vor allem landschaftlich schöner. Bei Dzerzigon kauft Frank steinaltbackene Brötchen und nicht mehr ganz taufrische Bananen (schick den mal zum Einkaufen), die Abkürzung, die er dann heraussucht, ist auch nicht viel besser, am Ende sparen wir vielleicht 69,5 Meter, dafür sind wir aber von Mücken zerstochen und werden von einer Horde Fliegen verfolgt (der Weg geht zum Teil durch noch feuchten Wald). Auf der Höhe von Przezmark ist es dann soweit, wir sind in Masuren und Sabine will ihr Rad gleich hier in die nächste Ecke schmeißen, sie habe nur bis in die Masuren fahren wollen. Sie hat heute aber auch zu leiden, erst die knallharten Brötchen, dann dieses dumpf-warme Wetter, es geht ständig bergauf und bergab, Schwärme von Fliegen verfolgen uns (müssen uns wundern, wie die Einheimischen das aushalten), Radfahren ist nicht immer lustig. In Zalewo, ehemals Saalfeld, gibt es noch einen obenauf, die Kirsche auf der Torte, wir essen einen gigantischen Döner, dessen Inhalt kaltblütig in Mayonnaise ertränkt wurde. An einer Tankstelle, sollte eigentlich der Erfrischung dienen, stellt Frank fest, dass irgendetwas mit der Verdauung nicht stimmt, war es der Döner, ist es das schwüle Wetter oder beides.
Mühsam quält er sich bis Morag (der Geburtsstadt Johann Gottfried Herders) und wir beschließen hier zu nächtigen, gibt zwar keinen Campingplatz, das Hotel ist aber nicht zu teuer und mit Durchfall auf dem Campingplatz… Wir beschließen den Abend, indem wir das letzte Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft auf einem Fernseher von der Größe einer Toastscheibe sehen (daher war das Zimmer so billig).

Landschaft in Pommern Landschaft in Pommern

Es hat mal nicht geregnet in der Nacht, hurra, der Tag beginnt sonnig und gleich ziehen wieder Wolken auf als Sabine feststellt, dass sie keine Luft mehr auf dem Vorderreifen hat. Die Frau fährt sich Löcher in die Schläuche wie sie Sonnenbrillen verliert, nämlich alle naselang. In Windeseile wird geflickt und wir sind bald auf der Straße Richtung Olsztyn. Die ersten dreißig Kilometer sind sehr schon, es geht durch Wälder, Felder und kleine Dörfer, später werden die Steigungen länger und wir kommen richtig ins Schwitzen. Die Straßen werden nun auch schlechter, einige Orte sind nur durch Sand-, Wellblechpisten oder Kopfsteinpflaster verbunden, eine Herausforderung für Mensch und Material. Doch die Szenerie entschädigt für das Leid, dass man seinem verlängerten Rücken zufügt. Die letzten Kilometer bis Dywity legen wir dann auch fast pfeifend zurück, ersticken aber fast daran, als man uns dort erzählt, der Campingplatz sei in der Richtung, aus der wir kamen. Noch einmal fünf Kilometer zurück, dann durch Wald, auf einem steilen Sandweg bergab und wir sind angekommen. Der Platz ist schön gelegen, von den vielen Insekten sprechen wir gar nicht mehr, allerdings ist der Besitzer sehr muffig, der Preis sehr hoch und der Platz für beladene Fahrräder nicht so einfach zu erreichen. In der Nacht gibt es dann das zweite heftige Gewitter seit unserer Reise in Polen und wieder einmal schüttet es stundenlang. Wir sind heilfroh, dass es uns nicht hinfortschwemmt.

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Das nasse Zelt wird in den Sack gestopft, Frank hat gleich drei Kilo mehr zu schleppen und auf dem Weg nach Olsztyn gleich ein Aufreger: Der Radweg geht durch den Wald, ist pappweich und das Radeln wird zur Achterbahnfahrt auf seifigem Untergrund. Auf der Landstraße kann man nicht fahren, zu viel Schwerlastverkehr, wer hier fährt, ist des Lebens müde. Wir bleiben auch nicht lange in Olsztyn, fahren nur in die Altstadt, das kostet uns fünf Kilometer extra und bald sind wir auf dem Weg Richtung Mragowo. Die Landstraße Nr. 16 scheint neu zu sein, super Belag und Seitenstreifen. Später bekommen wir allerdings mit, dass die Straße für Fahrräder gesperrt ist. Zwischen Barczewo und Biskupiec essen wir an einer Tankstelle zu Mittag, schauen uns an und kommen zu dem Ergebnis, dass wir für heute keine Lust mehr auf Weiterfahrt haben. Das können wir uns nur leisten, weil kurz vor der Tankstelle ein Abzweig zu dem Dorf Tumiany mit einem Campingplatz ist. Und der ist wirklich schön, an einem See gelegen, jeder Stellplatz hat seinen eigenen Bootssteg, es gibt ein nettes Restaurant und außer Fliegen und Mücken gibt es noch einen Haufen anderer Dinge zu sehen, unzählige Libellen, Frösche, Enten und andere Vögel.
Straße Nr. 16 hat nicht nur einen Seitenstreifen, parallel verläuft auch ein Wirtschaftsweg und wir fahren weiter auf diesem, es ist einfach sicherer. Jedenfalls für zwei Kilometer. Der Wirtschaftsweg hört plötzlich auf!?!
Verzweifelt schleppen wir die Räder den Steilhang hinauf auf die Nr. 16 und finden uns auf dem Seitenstreifen wieder, scheint unser Schicksal zu sein. Bei Rzeck wollen wir eigentlich abbiegen, geht aber nicht so einfach, also müssen die Räder den Steilhang wieder herunter, damit wir auf die kleine Straße nach Biskupiec kommen. So ein Stress, Fahrrad rauf, Fahrrad runter, nur weil man irgendwohin möchte. In Biskupiec füllen wir unsere Vorräte bei Biedronka auf, mittlerweile einer unserer Lieblingsläden, so eine Art Aldi Polens. Auf dem Parkplatz spricht uns eine ältere Frau an, fragt nach dem Woher und Wohin und gibt uns obendrein ein paar gute Tipps für den Weg nach Reszel. Dazu gehört etwa ein altes Herrenhaus bei Lezany, was wir aber nicht richtig genießen können, kurz vorher beginnt es zu regnen und das bleibt so für den Rest des Tages. Völlig aufgeweicht erreichen wir Reszel und nehmen uns ein Zimmer in einer Pension, keiner von uns hat heute Lust auf Camping. Sabine duscht, verschwindet ins Bett und schnarcht auch bald.
Der Himmel des nächsten Tages ist gräulich, aber es regnet nicht (noch nicht). Schnell auf das Rad und ab durch die Mitte nach Swieta Lipka, ein Wallfahrtsort der Polen, der Legende nach soll hier ein zum Tode Verurteilter eine Marien-Erscheinung gehabt und zum Dank dafür dieselbige in Holz verewigt haben. Warum nicht. Heutigentags steht hier eine Kirche mit einer fantastischen Orgel (aus Gold?), der Papst (Johannes Paul II.) war schon hier und zu Mariä Himmelfahrt soll hier die (Verzeihung!) Hölle los sein. An diesem Tag sind es nur ein paar Reisebusse und einige Familien, alles geht sehr gemächlich. Weiter geht es nach Kętrzyn, hier essen wir ein halbes Hähnchen unter einem Baum, der mit Tauben übersät ist und kurz hinter dem Ortsausgang überholen uns die Bayern, die wir in Malbork trafen. Ein kurzer Plausch und weiter geht es Richtung Gierłoż. Sobald wir auf dem Rad sitzen fängt es erbarmungslos zu regnen an und wir wissen nicht genau, was zu tun ist. Eigentlich wollten wir uns das „Kwatera Adolfa Hitlera“ (heißt tatsächlich so), anschauen, besser bekannt unter dem Namen Wolfsschanze, das Hauptquartier Hitlers während des Russland-Feldzuges, aber bei dem Wetter? Wir entscheiden uns dafür, sind sowieso schon nass bis auf die Knochen und bei dem Wetter trauen sich vielleicht auch die angekündigten Mücken nicht aus dem Haus. Eigentlich wollen wir an der Wolfsschanze auch übernachten, die Rezeptionistin in dem angeschlossenen „Hotel“ ist jedoch so unfreundlich, dass sie sich ihr Hotel sonst wo…
Frank kauft sich eine Eintrittskarte und befährt das Areal mit dem Fahrrad, eine weise Entscheidung, ist es doch ein großes Gebiet und es regnet und regnet. Die Wolfsschanze ist (wie soll es auch anders sein) ein seltsamer Ort. Gut versteckt in den dichten Wäldern (die Alliierten fanden das Ding erst am Ende des Krieges) sind heute nur noch die Überreste der Bunker zu sehen, zum Großteil mit Moosen und Sträuchern bewachsen, was der ganzen Szenerie noch einen unheimlicheren Anstrich gibt. Dazu das trübe Wetter, ein bisschen ist es wie auf der Geisterbahn und man wartet darauf, dass Herr Hitler persönlich hinter der nächsten Biegung auftaucht und schnarrt:“Ihrrren Rrrreisepass, rrrrasch!“
Nachher erfolgt noch eine breit angelegte Diskussion darüber, ob man solche Relikte überhaupt aufbewahren sollte, letztlich ist es nicht mehr als ein Haufen Betonschrott. Aber irgendwie auch Zeitgeschichte und vielleicht ein Mahnmal. Auf jeden Fall können die Polen damit noch ein paar Zloty verdienen und eventuell andere Dinge erhalten oder Kindergärten bauen oder wasauchimmer…
Das Hotel an der Wolfsschanze ist aus dem Spiel, was nun. Glücklicherweise hatten wir auf dem Weg nach Gierłoż in dem Drei-Seelen-Dorf Czerniki ein Schild mit der Aufschrift „wolne pokoje“ (Zimmer frei) gesehen. Ein echter Schatz, ein paar Fremdenzimmer in einer umgebauten Scheune, nigelnagelneu und wirklich gemütlich. Dort bleiben wir auch gleich zwei Nächte, denn es hört nicht mehr auf zu regnen. Wenn das so weitergeht, haben wir langsam den Kaffee auf, Masuren hin, Polen her. Radfahren und Campen bei diesem Wetter ist alles andere als erfreulich. (Abends verliert Griechenland noch gegen Deutschland im Viertelfinale und wir bedauern die Griechen ein wenig, haben es zurzeit wirklich nicht leicht.)

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Je nun, die Masuren… Felder, Wiesen und Auen, ein ganzer Haufen Seen, von klein bis groß, eigentlich eine sehr schöne Landschaft. Und doch fehlt so ein bisschen das i-Tüpfelchen, das Bonbon. Seen und Wälder finden sich auch in Mecklenburg. Versprechen Hochglanzbroschüren, dass man hier das „wahre Polen“ findet, müssen wir fragen: wo? Oder sind wir nur falsch abgebogen? Im Ernst, folgt man den Reiseführern, landet man in Steinort, Nikolaiken, Augustov. Hier ist alles für den Segel- und Wassersportfreund vorhanden (und entsprechend überfüllt). Am besten ist es, man biegt tatsächlich falsch ab und verlässt die doch schon sehr ausgetretenen Pfade der Touristenströme, dann bekommt man eher ein Bild davon, wie Polen und die Masuren sind. Man trifft zwar kaum noch Bauern, die mit der Sense Heu mähen und viele Häuser in den Dörfern sind jetzt wärmegedämmt (ist ja auch in Ordnung, man kann niemandem den Wunsch nach Fortschritt absprechen). Aber dort, wo es keine Touristenattraktionen gibt, ist es unserer Ansicht nach immer noch am schönsten und ursprünglichsten (und vielleicht auch am schwersten für die Bewohner – oder am unbeschwertesten, wer weiß). Wie dem auch sei, es ist schön in den Masuren. Punkt.

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Noch einmal geht es an der Wolfsschanze vorbei, diesmal im hellen Sonnenlicht, was der Anlage irgendwie die Dramaturgie nimmt und sie eher wie eine verlassene Baustelle aussehen lässt. Beschwingt radeln wir durch Wälder, Felder und kleine Dörfer, links und rechts stehen die Störche in den Wiesen und suchen Futter für ihre Brut, so macht das Reisen Spaß. Kurz vor Radzieje kommen uns zwei ältere Herren auf dem Rad entgegen, der eine ruft uns einen ganzen Haufen Konsonanten zu und Frank glaubt, „3 Kilometer“ herausgehört zu haben. Aber was ist dort, das Ende der Welt, eine freie Arbeitsstelle? Die Auflösung kommt nach drei Kilometern: Kopfsteinpflaster! Und gleich fünf Kilometer davon. Warum verbaut man auf fünf Kilometern Steinbrocken zu einer Straße? Wer braucht das? Ist das cool? Wir rätseln, fluchen und beten, dass die Speichen halten und brauchen fast eine Stunde für die 5000 Meter.
Gerade wenn man sich an etwas gewöhnt hat, ist es auch schon vorbei und unsere Räder surren wieder auf Asphalt dem Herrensitz der von Lehndorffs entgegen, leider total vergammelt und nicht gerade eine Augenweide. Es geht zwischen den Seen Mamry und Dargin hindurch (Brücke sei Dank) und bald sind wir in Giżycko, leider auch keine Augenweide, aber gut genug, um Vorräte zu ergänzen und Ersatzteile zu erstehen. Nun folgen wir unserer Polen-Campingplatz-Karte, die einen einzigen Campingplatz bei Giżycko ausweist, der diesen Namen aber nicht wirklich verdient, eher ein Wassersportzentrum oder sonst was. Frank kauft sich hier ein Eis und kratzt mit dem Holzstiel den Sand aus den Ritzeln heraus, sonst passiert heute nichts mehr.
Wir können das Zelt mal wieder trocken einpacken, Holdrio, es hat in der Nacht nicht geplästert ( = geregnet). Heute ist unser Ziel Ełk und wir folgen zunächst der Straße, die den Niegocin-See umrundet und wieder Richtung Gyzicko führt. Zu unserem Entsetzen müssen wir erkennen, dass nur ein paar Kilometer von unserem Nachtlager wahre Schmuckkästchen von Campingplätzen liegen; zu früh abgebogen! Na ja, egal, bei Ruda biegen wir auf die Straße #656 und haben nun eine schöne 30 Kilometer lange hügelige Strecke bis nach Ełk vor uns. Und den Wind im Rücken.
Elk ist ein bisschen netter als Gyzicko, aber nicht viel und der Campingplatz taugt unserer Meinung nach leider nichts und wir sehen am Straßenrand einen Hinweis auf einen Platz im 7 Kilometer entfernten Nowa Bies Elcka, ein Bauernhof soll dort sein, auf dem man auch Campen kann. Die paar Kilometer schaffen wir auch noch, von dem Platz in Elcka aber keine Spur und die Einheimischen wissen auch nichts davon. Aber in Ełk soll es einen….. Noch einmal 7 Kilometer zurück und am nächsten Tag wieder her? Nein, danke. Sabine findet am Ausgang des Ortes ein Motel und wir sündigen und quartieren uns dort ein, nicht billig, aber mit Frühstück. Auf einem Fernseher, der wieder nicht größer als ein Bierdeckel, dafür aber in der hintersten obersten Ecke des Zimmers fest verschraubt ist, glauben wir zu erahnen, dass Italien gegen England spielt und eventuell gewinnt. Das Frühstück ist übrigens genauso billig wie die Einrichtung des Zimmers und wir sind noch ein wenig knatschig, das irgendwelche Nasen in Elk ein Schild mit Hinweis auf einen Campingplatz hinstellen und… und so weiter.
Die nächsten Etappen werden grausig werden. Von Elk nach Bialystok bzw. Bielsk Podlaski gibt es nur „Bundes“straße, d.h. Radfahren ist eigentlich verboten und es herrscht viel Verkehr, insbesondere Schwerlast, es gibt keinen Randstreifen und wenn es auch noch regnet, ist das eine echt nervenaufreibende Geschichte. In Prostki fassen wir bei einer Pause mit Banane und Knoppers daher (so gegen halb 10 in Polen) den Entschluss, diese Gefahrenzonen mit der Eisenbahn zu umgehen. In Grajowo fahren wir deshalb flugs zum Bahnhof, der zwar ein Gebäude hat, welches aber irgendwie nicht benutzt wird. Eine zufällige Bekanntschaft (am frühen Morgen schon leicht alkoholisiert) weist auf eine Blechbude abseits des Bahnhofs hin, in der es „bilet“ zu kaufen gäbe. Der Servicemitarbeiter der PKP (polnische Staatsbahn) ist auch sehr freundlich, bemüht sich auf Deutsch und verkauft uns gleich zwei Fahrkarten, eine nach Bialystok, die andere von dort nach Bielsk Podlaska, Fahrradmitnahme jeweils möglich. Außerdem bekommen wir noch einen heißen Tipp für ein kleines Restaurant, in dem wir die bis dato besten Piroggen und eine herrliche Borschtsch essen.

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Überhaupt ist das Essen in Polen nicht so übel, wie man gemeinhin glauben mag. Es gibt leckere Suppen, insbesondere die Zurek (eine Sauerteigsuppe mit Einlage) hat es Frank angetan, der Eintopf Bigos hat da eher katastrophale Auswirkungen auf sensibles Gedärm, Piroggen sind hingegen eine feine Sache (ähnlich den schwäbischen Maultaschen oder chinesischen Jiaozi). Diese kann man auch im Supermarkt erstehen, mehrere Geschmacksrichtungen und willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Fleischgerichte sind in der Regel auch sehr lecker, die Portionen aber oft zu groß. In jedem Fall gibt es fast alles (keine Lakritze), was das Herz begehrt, sowohl in den Restaurants und „Milchbars“ (Restaurants mit Selbstbedienung) als auch in den Supermärkten wie Biedronka, Polo oder Leviatan. Letzterer scheint so ein Relikt aus kommunistischer Zeit zu sein, das Interieur und äußere Erscheinungsbild lassen jedenfalls darauf schließen. Und dann gibt es in jedem Dorf mit mehr als drei Häusern natürlich den „Sklep Sposzywcy“, den Tante-Emma-Laden, in dem man noch persönlich bedient wird. Ohne ein paar Brocken Polnisch wird hier das Einkaufen hier aber oft zum Abenteuer und nicht selten kommt man mit Sachen heraus, die man gar nicht kaufen wollte.
Mittlerweile können wir aber Brot, Wurst und Käse bestellen, auf andere Sachen zeigen wir und grunzen dazu irgendetwas und wenn wir dann noch die eingeforderte Summe Zloty richtig deuten können, ist die Tante Emma wirklich glücklich. Wir kaufen jedoch schon so häufig in diesen Lädchen ein, dass die Gefahr der „Skleptomanie“ nicht mehr auszuschließen ist.
Frank hat übrigens einen neuen Lieblingssatz: „Nie mowen po polsku!“ (Ich spreche kein Polnisch), meistens erntet er dafür nämlich die Replik: „Aber du sprichst doch polnisch.“, was immer beiderseitiges Gelächter provoziert und das Eis zum Schmelzen bringt.

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Rechtzeitig stehen wir auf dem Perron Nr. 2 am Grajowoer Bahnhof, allerdings hat der Zug Verspätung. Mulmig wird es uns dann aber, als der Zug einläuft und wir sehen, dass Bahnsteigkante und Zugtür nicht wie in Deutschland auf einer Höhe liegen. Wir werden die Fahrräder hineinhieven müssen, an sich kein Problem, aber die Aufenthalte der Züge auf Bahnhöfen sind ja knapp bemessen, Gepäck herunter, Fahrrad in den Zug, Gepäck hinterher, das kostet Zeit. Außerdem muss man erst den Wagon suchen, in dem die Fahrradmitnahme gestattet ist, mal ist er hinten, mal vorne, mal überall. In Grajowo gibt es jedenfalls ein paar nette Leute, die uns tatkräftig unterstützen und so sitzen wir bald in unseren Sesseln und verlassen die Masuren.

Ein paar Details

Strecke: 375 Kilometer
Etappen: 7
Anstieg: 1006m | Abstieg: 869m
Unterkunft in

Morąg – Hotel Irena (DZ ca 25 €), Wróblewskiego 4, 14-300 Morąg
Dywity – Camping 173 Herkus, Ul. Barczewskiego 47, 11-001 Dywity
Tumiany – Tumiany Holiday Resort, Tumiany 1A, 11-010 Barczewo
Reszel – U Renaty Pension, ul. Stanislawa Wyspianskiego 3, 11-440 Reszel
Czerniki – Andrzejowka Agrotourist, Czerniki 16/2, 11-400 Ketrzyn
Giżycko – Kemping Marina Evelyn, Wieś Bogaczewo 17/1, 11-500 Giżycko
Nowa Wieś Ełcka – Namen des Motels leider vergessen, liegt nahe Ełk an der 65 Richtung Grajewo
Grajewo – Zajazd Pod Swierkiem, 27 Dworna, 19-200 Grajewo

= Unterkunft: C = Camping | H = Hotel | P = private Unterkunft, Pension
Etappen in Polen
Datum Etappe von – nach km km total Zeit HöhM Temp.
17.06.12 Malbork – Morąg 81.87 713 5:24 365 26° H
18.06.12 Morąg – Diwyty 54.97 768 4:15 290 27° C
19.06.12 Diwyty – Tumiany 46.80 815 3:27 195 26° C
20.06.12 Tumiany – Reszel 50.52 865 3:30 245 20° P
21.06.12 Reszel – Czerniki 39.86 905 2:55 170 20° P
23.06.12 Czerniki – Wilkasy 60.95 966 4:18 165 22° C
24.06.12 Wilkasy – Nowa Wieś Ełcka 75.23 1042 4:42 226 25° P
25.06.12 Nowa Wieś Ełcka – Grajewo 21.73 1063 1:22 25 23° H

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