Ostwärts


Einen Tag vor unserer Abreise steigen wir dann doch in so eine Art Planung ein. Nach dem Erwerb einer Landkarte von Polen stellen wir fest, dass das Land riesig ist. Das Sehenswerte(ste) verteilt sich auf die Küste, und zwar von West nach Ost, dann an der Grenze zu Weißrussland entlang und im Südosten und Südwesten in Richtung Tschechien und Slowakei. Außerdem scheint auch die Mitte Polens nicht uninteressant zu sein, na ja, lange Rede kurzer Sinn, in diesem Land gibt es überall etwas zu sehen. Die geplanten sieben oder acht Wochen werden zu kurz sein, wenn wir uns davon noch mehr als 20 Tage in Deutschland aufhalten werden, um nach Polen und wieder zurückzukommen. Also überlegen wir, mit der Bahn bis nach Greifswald und von dort mit dem Rad über Usedom und Swinemünde in das Land unseres Nachbarn im Osten einzufahren. Mit Glück erstehen wir zwei Tickets für den nächsten Tag, stopfen unsere Radtaschen mit allem voll, was uns nötig erscheint (wie immer zu viel) und 12 Stunden später rasen wir von Velbert nach Essen – Werden hinunter, um mit der S-Bahn zum Essener Hauptbahnhof zu gelangen. Dort haben wir uns auf dem Perron in Abschnitt A aufzuhalten und das Gepäck von den Fahrrädern zu entfernen (angeblich sind die Türen der ICs nicht breit genug). Frank, der bei allen Dingen, wo es um Termine und Verabredungen immer sehr nervös ist, fängt schon zwanzig Minuten vor der Zugeinfahrt an, die Radtaschen von den Rädern zu rupfen.
Übereifer wird aber selten belohnt, der Zug ist sehr lang und unser Wagon kommt etwa bei E statt bei A zum Stillstand, und hat auch nur zwei Minuten Aufenthalt, sodass wir in 120 Sekunden die Fahrräder wieder zu beladen, die Plattform hinabzufahren, die Räder zu entladen und den ganzen Pröttel in den Zug zu stopfen haben. Netterweise helfen uns Radreisende aus dem Innern des Zuges und zerren uns in die bereits anfahrende Eisenbahn. Dann haben wir viel Zeit zur Entspannung, unterwegs kommt es mehrfach zu einer Störung in der „Systemsteuerung des Triebwagens“, ab Hamburg fahren wir „rückwärts“ mithilfe der Lok am hinteren Ende und in Schwerin müssen beide Loks gar ausgetauscht werden, die Deutsche Bahn entschuldigt sich vielmals, ein Freikaffee wäre uns lieber…
Am Ende haben wir aber nur eine Stunde Verspätung, in Stralsund hüpfen wir noch schnell in den Regionalexpress nach Greifswald, von dort sind es nur noch knapp 20 Kilometer nach Loissin, unserer ersten Übernachtungsgelegenheit.

Deutschlandbilder


Die erste Nacht ist verdammt kalt und wir sind froh, unsere dicken Schlafsäcke dabeizuhaben. Auf dem Weg nach Wolgast verfahren wir uns ein paar Mal (Frank war immer so stolz darauf, dass man in Deutschland fast ohne Karte fahren kann), essen dort den zartesten Matjes der Nordküste und haben unsere Kippbrückenpremiere (wie heißen die Dinger wirklich?). Das Wetter ist so lala, der Sommer lässt auf sich warten und die ersten Urlauber auf Usedom tragen zum Teil noch Steppjacken. Zum Radfahren ist es aber nicht zu schlecht und wir erreichen trotz starken Verkehrs am Nachmittag Ückeritz. Dort gibt es den zweitlängsten und -schmalsten Campingplatz Europas, immerhin fast fünf Kilometer in der West-Ost-Ausdehnung und gelegen in einem Kieferngürtel entlang der Ostsee. Von hier geht es im Slalom auf der Ostseepromenade über Bansin und Heringsdorf nach Ahlbeck, die Vorräte werden ergänzt (als ob es in Polen nichts zu essen gäbe) und wir überqueren bei Swinemünde (Swinoujscie) die Grenze nach Polen.

Ein paar Details

Strecke: 92 Kilometer
Etappen: 3
Anstieg: 68m | Abstieg: 69m
Unterkunft in
Loissin – Freizeitpark Loissin, Am Strandweg 1, 17509 Loissin
Usedom-Naturcampingplatz „Am Strand“, Ückeritz, Usedom

= Unterkunft: C = Camping | H = Hotel | P = private Unterkunft, Pension
Etappen in Deutschland
Datum Etappe von – nach km km total Zeit HöhM Temp.
02.06.12 Bahnfahrt Essen – Greifswald 600.93 xxx 8:15 xxx 24° x
02.06.12 Greifswald – Loissin 16.57 16 1:05 18 18° C
03.06.12 Loissin – Ückeritz 52.27 69 3:33 98 22° C
04.06.12 Ückeritz – Kołczewo 53.13 122 4:05 165 22° C

Kommentare / Fragen zum Beitrag ?

Die E-Mail-Adresse wird nicht publiziert, erforderliche Angaben erkennt man am *.