Kakteen-Rundfahrt
Später stellen wir fest, dass diese Gegend in gedruckten und Online-Reiseführen recht heftig beworben wird, tatsächlich ist unsere Rundfahrt aber eine ziemlich einsame; abgesehen von einigen Einheimischen herrscht nur wenig Verkehr auf der Straße, zumindest auf der Ruta 40. Grund dafür ist wohl, dass zwar der Transport von Salta nach Cafayate, nach Mendoza das zweite Weinproduktionszentrum Argentiniens und Touristen-Hochburg, recht einfach ist, eine ganz andere Hausnummer hingegen, wenn man beabsichtigt, den Kreis über San Carlos, Payogasta und El Carril zu schließen.
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Frühaufsteher und Selbst-/Viel-/Gernfahrer werden keine Probleme haben, den Rundkurs von mehr als 500 Kilometern Länge mit einer Übernachtung zu schaffen, es gibt indes unterwegs so viel Schönes zu sehen, dass durchaus mehrere Tage eingeplant werden dürfen.
Die ersten 40-50 Kilometer durch eine Ebene und mehrere kleine Ortschaften südlich von Salta sind nicht sehr aufregend, sobald man jedoch in El Carril auf die RP 33 und in die Schlucht San Fernando de Escoipe und des Río Chicoava abbiegt, ändert sich dies schlagartig. Von allen Seiten scheinen die Berge den Reisenden zu umschließen, die Vegetation besteht hier aus Nebel- oder Bergregenwald, Weiden, Walnussbäumen, Pappeln und den ersten Cardones-Kakteen. In San Fernando oder San Martin (wer weiß das schon) findet gerade ein Gaucho-Fest mit Markt und allerlei Beschwörungszeremoniell statt und vielleicht zum ersten Mal haben wir das Gefühl, wirklich in Südamerika angekommen zu sein.
Am Ende der Escoipe-Schlucht, beginnt die „Cuesta del Obispo“ (Bischofs-Anstieg), benannt nach dem Bischof, der 1622 von Salta nach Cachi unterwegs war und in knapp 3.500 m die Nacht verbrachte. Von der am Pass liegenden Kapelle hat man einen herrlichen Ausblick auf die Haarnadelkurven der Cuesta. Die größte Höhe ist überwunden und langsam geht es durch das „Valle Encantado“ (Verwunschenes Tal) durch die Salz-Pampa – in der wilde Esel neben Guanacos grasen – hinab in den La Recta del Tin Tin, eine 12 Kilometer und schnurgerade Straße quer durch den Los Cardones-Nationalpark.
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Der winzige Ort Angastaco, etwa 50 Kilometer südlich von Molinos an der Ruta 40 liegt in einer der dramatischsten Felslandschaften des Calchaquí-Tals und wirkt wie eine Oase in der Wüste. Die Quebrada de las Flechas und Piedra Pintada (Painted Rock) sind nur zwei Beispiele, wie wild und faszinierend die Natur in dieser Gegend sein kann.
Bald ist San Carlos mit seiner Kirche im Cuzco-Stil aus dem 18. Jahrhundert erreicht und die geteerte Straße hat uns wieder. Die Landschaft ist jetzt mehr und mehr von Weingütern geprägt und nicht viel später sind wir in Cafayate, dem zweitgrößten Zentrum für Wein in Argentinien nach Mendoza. Cafayate ist mit seiner Mischung aus kolonialer und barocker Architekt aus dem späten 19. Jahrhundert und seinen grünen Weinbergen vor schneebedeckter Andenkulisse sicherlich schön, wirklich interessant aber vielleicht eher für Liebhaber gekelterter Trauben.
Wer jetzt glaubt, die Fahrt zurück nach Salta wird langweilig, täuscht sich gewaltig: Die RN 68 führt durch eine dramatische und atemberaubende Berglandschaft aus vielfarbigem Sandstein und surrealen Felsformationen, die Quebrada de Cafayate. Der Río de las Conchas legte hier Sedimentschichten von unglaublicher Farbvielfalt frei, es reicht von sattem Terracotta bis hin zu Grünspan ähnlichen Schattierungen, die Augen tun uns fast weh angesichts dieser reichhaltigen Farbpalette. Als wir die Quebrada durchfahren, droht ein Gewitter und wir sind wirklich erstaunt, dass die Mischung aus tiefdunklem Himmel und Restlicht noch solch intensive Farben hervorzubringen in der Lage ist. Tipp: Wer länger in Cafayate weilt, sollte in jedem Fall Teile der Schlucht zu erkunden.
Nach gut 12 Kilometern macht die Tin Tin-Straße eine Linkskurve und man bewegt sich auf die kleine Ortschaft Payogasta zu, in deren Hintergrund der Cerro del Libertador (6380 m) Wache hält. In Payogasta gelangen wir wieder auf die Ruta 40, die hundert Kilometer nördlich bei Abra del Acay mit fast 5000 Metern ihren höchsten Punkt erreicht, südlich hingegen geht es durch das Calchaquí-Tal – durch welches im 16. Jahrhundert schon der Inka Atahualpa und der Conquistador Don Diego de Almagro ritten – nach Cachi.
Der kleine Ort Cachi mit den hohen und schneebedeckten Gipfeln der Nevado-Gebirgskette als Hintergrundkulisse, den Kopfsteinpflaster-Wegen, weißen Adobe-Häusern und einer alten Pfarrkirche, deren Innereien zum Teil aus dem Holz der Cardón-Kakteen hergestellt sind, ist auch einen mehrtägigen Stopp wert.
Weiter südwärts geht es auf der Ruta 40 durch mehrere kleine Adobe-Siedlungen, die dem Calchaquí-Tal ihr unverwechselbares Gesicht geben, Adobe-Gehöfte, Ton-Brennöfen und immer wieder die herrlichen, farbigen Felsformationen. Auf halbem Weg nach Molinos passiert man das Dorf Seclantás (Camping möglich), eine Hochburg des Salta-Ponchos, und noch einmal 25 Kilometer weiter südlich erreicht man dann Molinos, das noch abgeschiedener als Cachi erscheint. Kolonialbauten wechseln sich hier mit Adobe-Bauten ab und die Kirche San Pedro Nolasco, im 17./18. Jahrhundert im Cuzco-Stil errichtet, ist wirklich sehenswert. Wer das Geld hat, sollte unbedingt in der Hacienca de Molinos übernachten, es geht aber auch billiger und weniger nobel.
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In einem weiten Tal, flankiert von Bergen ab 4000 Metern stehen tausende von Kakteen aus der Familie der Echinopsis atacamensis, die zum Teil bis 10 Metern groß werden können und über eine Art hölzernes Skelett verfügen, aus denen Einheimische gar ihre Häuser bauen. Die Kakteen wachsen im Jahr etwa 5 cm und haben Dornen zwischen 1 und 7 cm. Älteren Kakteen wachsen mehrere aufrechte Zweige und erinnern zum Teil an Hände mit gestrecktem Mittelfinger. Insgesamt mutet die Szenerie surreal, aber nicht minder faszinierend an.
Etwa bei Kilometer 3 zweigt linksseitig die RP 42-S (Camino de los Colorados) in Richtung RN 40 ab und die Straße der Farben macht ihrem Namen alle Ehre. Grüne Kakteen und vielfarbiges Gestein sorgen auf diesem Streckenabschnitt für ein Feuerwerk an Farben. Ein echtes Spektakel!
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Nach vielleicht 60 Kilometern Richtung Norden und in Höhe der kleinen Ortschaft Alemania verlässt man die Schlucht des Río de las Conchas, die RN 68 führt uns in das fruchtbare, von hohen Bergen umgebene Lerma-Tal und durch weite Tabakfelder. Am aufgestauten Río de las Conchas bei Coronel Moldes findet unsere Reise fast ein jähes Ende, mittlerweile ist ein schweres Gewitter aufgezogen, heftiger Regen sammelt sich auf der Straße und in einer Senke ohne Abfluss fahren wir in eine knöchelhohe Wasserlache und können nur mit Mühe verhindern, das unser Auto auf der Straße bleibt.
Noch einmal geht es durch El Carril und am frühen Abend trudeln wir schließlich wieder in Salta ein.
Auf etwa 500 Kilometern können wir in den letzten Tagen eine Mischung aus faszinierenden Landschaften, geheimnisvoller Flora, volkstümlicher Architektur und einem echt südamerikanischen Lebensstil erfahren und am Ende auf die Vuelta por los Valles Calchaquíes als eine der schönsten Touren unserer Reise zurückblicken.
Nach vielleicht 60 Kilometern Richtung Norden und in Höhe der kleinen Ortschaft Alemania verlässt man die Schlucht des Río de las Conchas, die RN 68 führt uns in das fruchtbare, von hohen Bergen umgebene Lerma-Tal und durch weite Tabakfelder. Am aufgestauten Río de las Conchas bei Coronel Moldes findet unsere Reise fast ein jähes Ende, mittlerweile ist ein schweres Gewitter aufgezogen, heftiger Regen sammelt sich auf der Straße und in einer Senke ohne Abfluss fahren wir in eine knöchelhohe Wasserlache und können nur mit Mühe verhindern, das unser Auto auf der Straße bleibt.
Noch einmal geht es durch El Carril und am frühen Abend trudeln wir schließlich wieder in Salta ein.
Auf etwa 500 Kilometern können wir in den letzten Tagen eine Mischung aus faszinierenden Landschaften, geheimnisvoller Flora, volkstümlicher Architektur und einem echt südamerikanischen Lebensstil erfahren und am Ende auf die Vuelta por los Valles Calchaquíes als eine der schönsten Touren unserer Reise zurückblicken.
:Übernachtung in Molinos: Hospedaje Las Tinajas, DZ mit Gemeinschaftsbad 700 AR$
: Parque Nacional Los Cardones – Eintritt frei