Recife – Rio – Raus


Obgleich Brasilien nur als Sprungbrett nach Chile dienen soll, ein wenig Sightseeing muss sein. Die Stadtrundfahrt vom Vortag führt uns durch die geschichtsträchtigen Städte Recife und Olinda, die beide im 16. Jahrhundert von den Portugiesen gegründet wurden. Das den Mangrovenwäldern und Sümpfen entrissene Recife verblasst dabei gegenüber Olinda, eine der ältesten Städte Hai-Warnung
Warnung vor dem Hai
Brasiliens und seit 1982 UNESCO-Welterbe. Olinda (von portugiesisch ‚O linda‘ = ‚Oh, wie schön!‘), auch berühmt für seinen volksnahen Karneval mit riesigen handgefertigten Puppen, liegt 7 km nördlich von Recife in einer schönen Hügellandschaft, von hier hat man einen fantastischen Ausblick auf das Meer und die Skyline von Recife. Berühmt in Olinda sind vor allem die mit barocken Kolonialbauten der Portugiesen und Holländer gesäumten schmalen Kopfsteinpflaster-Gassen, Szene-Cafés wechseln sich mit Künstlerateliers ab und wer an Kultur interessiert ist: in Olinda gibt es mehr als 30 Kirchen, Kapellen und Klöster.
Auch Recife, die Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco steckt – insbesondere in der Altstadt – voller kolonialer Architektur-Gemmen. Ursprünglich Sumpfgebiet (und eigentlich nur Hafenanlage für Olinda), machten die Holländer im 17. Jahrhundert das Gebiet durch Kanalbau bewohnbar und irgendwann im 18. Jahrhundert löste Recife Olinda als Hauptstadt ab. Heute leben in der Metropole ca. 1,6 Millionen Menschen, die ihren Lebensunterhalt wie in anderen großen Städten dieser Welt verdienen. Erwähnenswert sind schönen, langen und breiten Strände Recifes, besonders der ‚Hausstrand‘ Boa Viagem, der 7km lang ist und an dem man bei Ebbe bis zum namensgebenden Riff von Recife hinauslaufen kann. Die Wasserqualität lässt allerdings zu wünschen übrig und Boa Viagem ist in den Morgenstunden bevorzugtes Jagdrevier der Bullenhaie.

Olinda und Recife / Brasilien
Blick über Olinda nach Recife / Brasilien
Graffiti in Olinda / Brasilien Graffiti in Olinda

Wie geht es weiter? Die Idee, die Strecke von mehr als 6000 Kilometern von Recife nach Santiago de Chile per Überlandbus zu meistern, werfen wir ganz schnell in den mentalen Mülleimer. Die Fahrt würde mehrere Tage in Anspruch nehmen, Busse wären x-mal zu wechseln und die Reise in einem Rutsch zu erledigen…? Hm, wir sind auch nicht mehr die Jüngsten. Fliegen erscheint doch die vernünftigste Lösung, Direktflüge gibt es leider nicht, über Rio de Janeiro – dort eine mehrtägige Pause – wird es nach Santiago gehen.
In Recife haben wir noch Zeit, uns um das Auto zu kümmern. Komischerweise machen wir hier Webseiten interessanter Mietwagenanbieter ausfindig, die wir in Deutschland nicht finden. Viele der Anbieter können uns jedoch nichts anbieten, entweder – es ist Hochsaison – stehen keine Autos zur Verfügung oder nur für kurze Zeit oder sie sind zu teuer bzw. entsprechen nicht unseren Wünschen, lassen insbesondere keinen Grenzwechsel zu. Im Reisetipp Mietwagen in Chile haben wir ein paar Gedanken und Erfahrungen zum Thema zusammengetragen.

Rio de Janeiro / Brasilien Rio de Janeiro und Zuckerhut

Dreieinhalb Stunden dauert der Flug nach Rio, vom Flughafen teilen wir uns mit zwei tschechischen Rucksackreisenden ein Taxi in den Stadtteil Ipanema. Wohl eher zufällig haben wir uns eine Unterkunft in einer Favela gemietet. Na ja, ‚zufällig‘ gerieten wir an einen Artikel, der über Projekte zur ‚Befriedung‘ solcher Favelas berichtete. Dies finden wir interessant und unterstützenswert, Favela Cantagalo / Rio de Janeiro
Favela Cantagalo in Rio de Janeiro
obgleich wir anfangs etwas skeptisch sind. Die Favela Cantagalo liegt zwischen den beiden Vierteln Copacabana und Ipanema auf den Bergen Morro do Pavão-Pavãozinho und Morro do Cantagalo. Noch vor Jahren war die Favela Kriegsschauplatz mehrerer Drogenbanden, die hier ihre Territorialkämpfe um die lukrativen Stadtteile Copacabana und Ipanema ausfochten. Noch heute sieht man an den Häusern die Einschusslöcher derartiger bewaffneter Auseinandersetzungen. Die Zeiten haben sich aber geändert: Durch starke Polizeipräsenz und mehrere Sozialprojekte wird versucht, die Favela aus dem Underdog-Dasein herauszuholen. Zu diesen Sozialprojekten gehören unter anderem mindestens fünf B&B-Unterkünfte, in denen man für 50 Reais übernachten kann und der Erlös kommt der Favela-Gemeinschaft zugute. Die Idee kommt bei vielen Touristen und auch bei der Favela-Bevölkerung gut an, tagsüber kann man sich problemlos in dem Gebiet bewegen, abends, hm, bleibt man – wie in ganz Rio – besser im Hotel oder fährt mit dem Taxi von A nach B. Wie auch immer: die Herbergsleute waren extrem freundlich und hilfsbereit, die Zimmer und das Frühstück sind sehr einfach, allerdings ist der Ausblick von der Dachterrasse unserer Unterkunft grandios, dafür müsste man in einem ’normalen‘ Hotel viel Geld hinlegen.

Drei Tage verbringen wir in Rio, neben eifrigem Schriftverkehr mit unserem Wagenvermieter sehen wir uns die Stadt an, soweit es die kurze Zeit zulässt: Zuckerhut, Jesus-Statue, das Maracana-Stadion und den Strand von Copacabana…, na ja, und all das, was man sich in Rio eben so anschaut. Am 16. Dezember verlassen wir Rio und einen viereinhalb Stunden dauernden Flug später betreten wir chilenischen Boden.

Ein paar Details

Übernachtung in
Recife: Hotel Pousada Casuarinas, Rua Antônio Pedro Figueiredo 151, GPS: -8.099186,-34.888694
Rio: Tiki B&B, Estrada Cantagalo, Favela Cantagalo (via Rua Saint Roman), GPS: -22.980540,-43.197593

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