Im Land der Langen Weißen Wolke


Das schönste Ende der Welt…, verspricht eine Werbebroschüre über Neuseeland, und wenn das Land auch nicht wirklich den Schlusspunkt unseres kugelförmigen Planeten bildet, so ist es doch ein feines Stück Erde, das wir in den nächsten drei Wochen bereisen werden. Hobbitse, Kiwis und Farne, wilde Bergwelt und romantische Küsten…, schon bevor wir aufbrechen wissen wir, dass die Zeit nicht ausreichen wird, um das ganze Land zu erleben.
Aotearoa (Neuseeland in der Māori-Sprache) ist sicher der Traum eines jeden Reisenden, und das zu Recht. Allerdings fragen wir uns auch, ob man wirklich so weit fliegen und so viel Geld ausgeben muss… Sind die Fjorde Norwegens unästhetischer, die Alpen in Europa viel mickriger und die Städte des Abendlandes weniger attraktiv? Auf die Frage, was Neuseeland so reizvoll macht, finden wir bis heute keine befriedigende Antwort.

Grobe Reiseroute

Nord- und/oder Südinsel?

Grundsätzlich ist es möglich, so die eigene Erfahrung, beide Inseln und die dortigen Highlights innerhalb einer dreiwöchigen Reise zu erkunden, allerdings zum Preis eines schwieligen Gesäßes und möglicher Haltungsschäden. Man ist sich bewusst, viele Stunden pro Tag im Auto zu sitzen und wer sich seinen Urlaub anders vorstellt, sollte sich auf eine der beiden Inseln beschränken.
Nordinsel: Für die Nordinsel sprechen zunächst das bessere Wetter, günstigere Preise und eine bessere Infrastruktur. Es gibt mehr große Städte mit zum Teil interessanten Festivals (etwa Auckland oder Wellington), zahl- und endlose schöne Strände, die Landschaft ist – von Ausnahmen abgesehen – eher hügelig (rolling hills), man findet (noch) Regenwald, rund um die geothermalen Zonen von Taupo und Rotorua brodelt die Erde und trotz hoher Bevölkerungsdichte gibt es auch einsame Ecken wie etwa im Northland oder am East Cape und am Mount Taranaki.
Südinsel: Einsamer und wilder ist die größere der beiden neuseeländischen Inseln. Die Landschaft ist geprägt vom Gebirgszug der Southern Alps mit ihren mehr als 15 Dreitausendern, große Landstriche sind von dichtem, unberührtem Regenwald bedeckt, der seinem Namen Ehre macht. Christchurch, Dunedin, Queenstown und Nelson sind im Vergleich zu den Metropolen des Nordens Kleinstädte (allerdings auch viel interessanter als die nördlichen Schwestern), insgesamt tummeln sich auf der ganzen Insel nur eine Million Einwohner, das Fiordland im Westen ist nahezu unbewohnt. Die Südinsel steht für unberührte Natur, Fauna (Wale, Seehunde, Pinguine, Delphine, Vögel usw.), ein raues Klima und viel Ruhe.

Was tun?

Diese Frage lässt sich platzsparend gar nicht beantworten, das Angebot dessen, was man tun kann/könnte, ist riesig. Outdooraktivitäten wie Wandern, Radfahren, Wassersport usw. stehen sicherlich an erster Stelle. Damit verbunden ist das Erlebnis Natur, etwa die Bergwelt nebst Gletschern (z.B. Fox und Franz-Josef), die bis in die Niederungen des Landes hinabreichen, unberührter Regenwald mit Riesenfarnen und seltenen Moosen und eine reichhaltige Tierwelt, zu der u.a. die einzigartigen Glühwürmchen in den Höhlen von Waikato zählen. Schließlich ist Neuseeland ein Ort der Kunst und Kultur, zahlreiche Festivals, die Traditionen der neuseeländischen Maori, das Hobbit-Filmdorf und Filmsets aus der „Herr der Ringe“-Trilogie sowie exzellentes Weine und Speisen lassen wenig Wünsche unerfüllt oder Langeweile aufkommen.

Mietwagen und -camper

Spaceship-Camper / Neuseeland
Raumschiff-Camper
Ob Auto oder Camper ist eine Frage von Vorlieben, Fähigkeiten und Finanzen. Auch wenn ein Auto in Bezug auf den Mietzins zunächst billiger ist, gleicht sich dieser durch zu erwartende Ausgaben für die Unterkünfte schnell an, es sei denn: Mietwagen + Camping. Ein Campmobil ist teurer, die Unterkunft ist allerdings bereits im Preis inbegriffen, lediglich der Standplatz auf der Campsite fällt noch an. Auch der kleinste Campervan ist im Vergleich zum Pkw groß und damit für Leute mit wenig Fahrerfahrung vielleicht nicht die rechte Wahl, zumal in Neuseeland Linksverkehr herrscht. Bei den Campern ist auch darauf zu achten, ob man ein sogenanntes „self-contained“-Fahrzeug mietet (mit Toilette und Frisch-/Abwassertank), dann ist Freedom Camping möglich. Erfüllt das Fahrzeug diese Kriterien nicht (wie unser Spaceship), hat es sich mit wildem Camping, es verbleibt beim Übernachten auf Campingplätzen. Bei welchem Unternehmen man einen Campervan mietet, ist fast egal, das Angebot ist groß, die Preise und die Ausstattung ähnlich. Vielleicht ein Tipp: Über einen deutschen Vermittler buchen, dann hat man im Falle von Beschwerden o.Ä. einen Ansprechpartner in der Heimat.

Unterkunft

In Neuseeland ist von luxuriösen Lodges bis hin zu naturnahem Camping und Glamping alles buchbar. Unterkünfte sollten vor allem während der Hochsaison im Sommer (von Ende November bis Ende März) im Voraus reserviert werden, dies gilt selbst für Campingplätze während örtlicher Feiertage, Konzerte oder Sportveranstaltungen. Apropos Camping: Unterscheiden lassen sich Holiday Parks, DOC Campsites und Freedom Camping. Holiday Parks sind bequem und „sicher“, die Campingplätze des Departments of Conversation (DOC) liegen oft idyllisch in der schönsten Natur und sind eher einfach ausgestattet, wildes Campen ist auf Freedom Campingplätzen möglich bzw. mit einem „Self Containment“-Camper. Wo findet man Campsites? Ganz gut sind die Apps von wikicamps und rankers , die sich zum Teil auch offline nutzen lassen. Letzter Hinweis: Sowohl Holiday Parks/Top10 (hier ) als auch DOC (hier ) bieten entgeltpflichtige Camper-Pässe an, mit denen man auf hauseigenen Campingplätzen ein paar Dollar sparen kann.

Sonstiges

  • Visum: (Stand Febr. 2022) Ab dem 1. Oktober 2019 müssen Besucher aus visabefreiten Ländern (dazu gehört u.a. Deutschland) verpflichtend ein Electronic Travel Authority (ETA, Kosten: NZ$ 9 bzw. 12) beantragen, s. hier . Außerdem werden NZ$ 39 für eine Umwelt- und Touristensteuer (IVL) fällig. Neuseeland hat sein striktes Reiseverbot wegen Corona gelockert, eine Einreise ist jetzt unter bestimmten Voraussetzungen (mit mind. 7-tägiger Quarantäne) möglich. Weitere Informationen zum Thema Reisen in Neuseeland und Covid-19, s. hier .
  • Einfuhr: Um Neuseeland und seine Natur zu schützen, dürfen Artikel, die als Biosicherheitsrisiko eingestuft werden, nicht ins Land eingeführt werden. Den Apfel, den man im Flugzeug zum Mittagessen bekommt, sollte man daher schon gegessen haben. Pflanzen, tierische Produkte oder Outdoor-Ausrüstung unterliegen bestimmten Einschränkungen oder müssen bei der Kontrolle deklariert werden. Insbesondere Campingausrüstung sollte a) neu oder b) gut gereinigt sein. Tatsächlich wurden die Sohlen unserer Wanderschuhe begutachtet, ob sich dort nicht „fremde Erde“ befände…
  • Literatur: Der Reiseführer über Neuseeland sind nicht wenig und eine Empfehlung von unserer Seite nicht möglich, da wir uns eher treiben lassen, statt irgendwelchen Routen zu folgen. Letztlich ist der Kauf eines Buches fast nicht mehr nötig, da man viele Infos über das Internet bekommt. So lässt die Seite newzealand.com wenig Fragen offen und ist sogar auf Deutsch, Lonely Planet und Bücher aus der WoMo-Reihe sind „Klassiker“ und für den planenden Urlauber fast unverzichtbar. Bildbände über Neuseeland sind ein guter Einstieg, um sich einen Überblick zu verschaffen, Kartenmaterial kann man getrost in Deutschland kaufen, da billiger, eine Übersichtskarte findet sich hier zum Download.
  • Ausrüstung: Da die Temperaturen selbst im Sommer selten über 24 Grad steigen und Wetterumschwünge keine Seltenheit sind („all four seasons in a day“) sollte in Sachen Kleidung der bewährte „Zwiebelstil“ Anwendung finden: lange und kurze Hose, T-Shirts und Pullover, eine (warme) Wind- und Regenjacke gehören ins Gepäck, ebenso Sandalen und feste Schuhe. Die Durchschnittstemperatur auf der Nordinsel ist übrigens regelmäßig höher als auf der Südinsel, dafür regnet es auf letzterer viel öfter.
  • Einkaufen: Was Lebensmittel betrifft, muss man in Neuseeland auf wenig verzichten, dafür sorgen große Supermarktketten wie etwa countdown, Four Square oder Pak’nSave (ähnlich Aldi). Insgesamt sind Lebensmittel etwas teurer als in Deutschland. Muss Camping-Ausrüstung nachgekauft werden, lässt sich dies bei Kathmandu erledigen, die wohl größte Kette für den Outdoor-Bedarf. Typische Souvenirs sind Tassen, T-Shirts u.v.m. mit den Wahrzeichen des Landes wie Kiwi, Farn oder Maori-Zeichen. Beliebt sind auch Schmuckstücke aus Jade („Greenstone“), Holz oder Knochen mit Verzierungen der Maori-Kunst. Außerdem werden gerne Kleidungsstücke aus Merinowolle (z.B. Icebreaker), Manuka Honig und Keramiken als Mitbringsel in die Heimat geschleppt.
  • Kosten: Neuseeland reißt schon ein ansehnliches Loch in den Geldbeutel. Je nach Saison und Ansprüchen darf für zwei Personen mit mehreren tausend Euro gerechnet werden. Die dicksten Brocken sind dabei Flugtickets, Wohnmobil oder Mietwagen nebst Treibstoff sowie die Kosten für Unterkünfte. In der Hauptsaison etwa kostet uns ein Mini-Wohnmobil für drei Wochen mehr als 1.000 €, für Benzin/pro 100 km legen wir ca. 15 € auf den Tresen und eine Übernachtung auf dem Campingplatz schlägt täglich mit ca. 30 € zu Buche. Am Essen lässt sich sparen, wer selbst kocht, schafft es vielleicht, ein Limit von 10 €/Tag einzuhalten. Schlechte Nachrichten für Raucher: für eine Packung lokaler Zigaretten werden 15 € (!) fällig, bei den Eintrittspreisen (z.B. Waitamo Glühwürmchenhöhle, einstd. Tour ca. 35 €/Erw., Hobbit-Film-Set 55 €/Erw.) überlegt man sich auch gerne, ob ein Spaziergang im Wald nicht die bessere Wahl ist.
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