Das Land im Land


Endlich in Chile!
Nach schier endloser Warterei am einzigen geöffneten Immigration-Schalter verlassen wir den Flughafen und lassen uns in Santiagos Innenstadt chauffieren. Chiles Hauptstadt ist schon ziemlich beeindruckend, die 5-Millionen-Metropole mit Kolonialbauten neben Stahl-Glas-Konstruktionen, lebhaften Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen sowie den auf der Welt überall anzutreffenden Fahrzeugschlangen haben wir uns aber doch etwas anders vorgestellt, irgendwie südamerikanischer…
Wie auch immer: Wir beziehen unser Zimmerchen in einer Pension am Rande der Innenstadt und treffen uns alsbald mit Andres, dem Inhaber der Autovermietung. Er bringt die Mietverträge und Neuigkeiten mit. Der von uns im Vorfeld ausgewählte 2×4-Pick-Up stehe nicht zur Verfügung, er könne uns stattdessen ein Mitsubishi 4×4-Pick-Up – fully equipped – zum selben Preis anbieten. Hm, warum nicht? Einziger Wermutstropfen: der Wagen hätte (bis jetzt) kein Hardcover, das die hintere Ladefläche abdecke. Wir sehen (wohl) so betroffen drein, dass er erklärt, er werde sich bis zum nächsten Tag um eine entsprechende Abdeckung kümmern. Und er hält Wort, allerdings ist diese Lösung ein Meisterwerk chilenischer Mechanikerkunst und wir werden in der Zukunft viel „Freude“ damit haben.

Reisekarte

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In den letzten Stunden vor dem Aufbruch ins große Abenteuer gönnen wir uns etwas Sightseeing auf Sparflamme, probieren in Restaurants unsere gelernten Spanisch-Bröckchen aus, lesen den von Andres erhaltenen Hefter mit Tourenvorschlägen und lernen die Landkarte Chiles auswendig. Am Mittag des nächsten Tages steht dann das ersehnte Fahrzeug vor der Tür, ein Traum in Schneeweiß, mit schwarzen Reifen und roten Streifen. Das oben erwähnte „fully equipped“ können wir uns nicht erklären (und Andres‘ Assistent, der nur Spanisch spricht, auch nicht): Zu einem Handy und einem Navigationssystem gesellt sich noch ein Miniatur-Wagenheber, ein Radio mit CD-Spieler und…, das war’s. Spätestens jetzt wird uns bewusst, dass Andres nur eine vage Idee vom Offroad-Fahren hat und daher auch keine entsprechende Ausrüstung bereithält. Nicht einmal ein Benzinkanister, geschweige denn rudimentäres Werkzeug ist an Bord. Die Anmietung eines Offroad-Gefährts in Südafrika ist da eine ganz andere Hausnummer. Na ja, einem geschenkten (upgegradeten) Gaul…
Bevor wir dann endlich aufbrechen, werden einige notwendige Dinge erworben, unter anderem Plastikboxen (Made in China) zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und Campingausrüstung, Campinggas, Nahrung und einige andere kleine Notwendigkeiten.

Santiago de Chile
Santiago de Chile

Zentral-Chile ist mit seinen vielen Universitäten und Theatern, kolonialer und frührepublikanischer Architektur nicht nur der kulturelle Kern des Landes. Die meisten Großstädte, wichtigsten Industriezweige, Weinanbaugebiete und die besten landwirtschaftlichen Flächen befinden sich in Chiles Mitte und bilden zusammen so etwas wie ein Land im Land. Diese Ausgeglichenheit spiegelt sich selbst in der Natur wider, Wüsten im Norden und Wälder im Süden, dazwischen die Hauptstadt, eingerahmt im Osten von den höchsten Gipfeln Südamerikas und erstklassigen Badeorten im Westen.
Nachfolgend einige Highlights in Chile Central:

  • Valparaiso: oder kurz ‚Valpo‘ ist Chiles zweitgrößte Stadt und verfügt über einen der wichtigsten Häfen des Landes. Der eigenwillige Charakter der Stadt wird viel besungen, gemalt und beschrieben (u.a. von Jules Verne, Thomas Mann, Sting, Reinhard Mey) und gilt als weltberühmt. Die Geburtsstadt der Politiker Allende und Pinochet, in der auch der Nationaldichter Pablo Neruda lange Zeit lebte, ist aber besonders wegen seiner Hügel (Cerros), auf denen sich zahlreiche Kolonialgebäude befinden, faszinierend. Einige dieser Hügel sind so steil, das sie nur über Treppen oder die ‚Ascensores‘ (Standseilbahnen) erreichbar sind. Das Altstadtviertel und die angrenzenden Hügel Cerro Alegre und Cerro Concepción sind als Wohnort von Künstlern und Studenten gleichermaßen beliebt, auch Touristen schätzen das besondere Flair dieser Stadtviertel, daher finden sich dort auch viele Cafés, Bars und Restaurants. Für Liebhaber der Street Art: Valpo ist das Graffiti-Mekka Chiles. Was in den 70ern als Protest gegen das Pinochet-Regime begann, ist heute zu einer Kunstform erhoben, die Reales und Skurriles in den Sprühkunstwerken vereint.
  • Los Andes: – 80 Kilometer östlich von Santiago liegt dieses kleine verschlafene Nest, eingebettet in Weinberge und umgeben von schneebedeckten Bergen. Hauptgrund, um nach Los Andes zu fahren, ist der Grenzübertritt nach Argentinien und der Besuch des Mt. Aconcagua.
  • Küstenstädte: – Allen voran natürlich Viña del Mar, der beliebteste Strand Chiles. Allerdings haben uns die Badeorte in Chile nicht so überzeugt, da völlig überlaufen, eine Kulisse im Hintergrund, wie im Spanien der 70er Jahre und sauber sind die Strände nicht wirklich. Für einen Badeurlaub würden wir wahrscheinlich nicht nach Chile fahren. Viel ruhiger sind übrigens die Küstenorte weiter südlich von Santiago, etwa Pelluhue oder Curanipe an der bergigen Küstenregion „Cordillera de la Costa“.
  • Weinanbau: – Für Weinliebhaber etwas zum Austoben (in Suchmaschine „ruta del vino“ eingeben), in der Region gibt es viele Winzer von Weltruf, etwa im Maipe- oder Maule-Tal, mit der Möglichkeit von Führungen und Weinproben. Nicht so unser Ding, zumal wir nach einer Weinprobe immer den Wagen stehen lassen müssten.

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Unsere erste Nacht nach Santiago verbringen wir auf einem Campingplatz im Nationalpark Rio Clarillo, folgen dann dem Highway Nr. 5 (mit Mautstellen alle +-30 Kilometer) bis San Javier und fahren durch das Maule Valley bis Constitución. Von hier geht es über die nette Küstenstraße M80 und Pelluhue (Übernachtung) bis Cobquecura und aus Chiles Mitte heraus in den ‚Kleinen Süden.‘

Ein paar Details

Entfernung Santiago –   Chillán ca. 620 km
Übernachtung in
Santiago – Guest House Mery, General Baquedano 546 Santiago, GPS: -33.438168,-70.665986
El Principal – Parque Aleman, Camino Orilla del Rio, paradero 12, GPS:-33.712759,-70.530354
Pelluhue – irgendeine Pension in der Calle Condell
Einkaufen – für den täglichen Bedarf & mehr insb. bei Jumbo, Líder und Tottus; recht gut sortiert (ähnlich dt. Großketten); Jumbo hat oft ein gutes eigenes Restaurant, fürs Notfall-Dinner
Tankstellen – nicht an jeder Straßenecke vorhanden, also im Voraus planen, Marken: Copec (chil.), Petrobras (brasil.), Shell und Terpel (columb.), Copec verkauft u.a. Benzinkanister
Landkarten – Gute Karten gibt es bei Copec, entweder als Gesamtkarte oder für einzelne Regionen, immer mit zusätzlichen Infos (leider nur Spanisch). Achtung: Maßstäbe auf jeder Seite anders!

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