Eine Handvoll Nationalparks
Wirklich wild geht es in dieser Zeit nur an den Victoria-Fällen und in den Tier-Reservaten zu. Der Rest des Landes ist eher lahm bzw. gelähmt durch die unsäglichen politischen Umstände, die im Rest der Welt kaum Beachtung und wenig Interesse finden. Es ist ein wenig wie „nach Hause kommen“, als wir den Grenzposten Kazungula Road nach Simbabwe ohne Probleme passieren, man kennt die Sprache (rudimentär), das Geld (US-Dollar) und ein klein wenig die Mentalität der Menschen. Zudem haben wir uns bereits ein Jahr zuvor im nördlichen Matabeleland aufgehalten, wie hier Im Kleinwagen zu den Vic-Falls nachzulesen ist.
Obschon die Victoria-Fälle keine Neuheit mehr, lassen wir es uns nicht nehmen, sie noch einmal zu besuchen. Der Sambesi-River führt zurzeit mehr Wasser und die Fälle sind eindrucksvoller als bei unserem ersten Besuch. Und das nicht nur, weil es wie verrückt schäumt und spritzt, die Victoria-Fälle beziehen ihren Reiz vor allem aus ihrer dschungelartigen Peripherie.
Eine Übernachtung in Vic-Falls kommt nicht infrage, da es noch früh am Tag ist und bis zum Hwange-Nationalpark sind es noch reichlich Kilometer. Wir können es kaum erwarten, den schönen Tierpark mit unserem safari-tauglichen Gefährt zu entdecken, aber…

Wütende Victoria-Fälle in Simbabwe
Ja, aber…
Schon am ersten Tag lässt uns der Land Rover mitten im Nichts im Nationalpark allein und verzweifeln. Erneut spricht dieses blöde Fahrzeug nicht auf die Betätigung des Gaspedals an, wieder stehen wir stundenlang und tatenlos herum, bevor „Seine Exzellenz“ sich bequemt, unseren Befehlen zu gehorchen. Die Dämmerung bricht bereits herein, als wir das Main Camp des Parks erreichen (in der Dunkelheit ist im Park Fahrverbot). Und natürlich ist es am darauffolgenden Tag um keinen Deut besser, mal können wir Gas geben und mal nicht. Was für ein Mist!
Da macht keine Safari Spaß und die Entscheidung, schnell Richtung Kariba zu fahren, um dort eine Werkstatt und unser Problem ausfindig zu machen, ist rasch gefällt. Bedauerlicherweise gibt es noch eine andere Unsicherheit: Nicht weit vom Hwange Nationalpark, an der Kreuzung Dete führt die Binga Road entlang des Kariba Sees direkt in den Norden, knapp 650 Kilometer wären durch die Kavango Zambezi Conservation Area zu fahren, also etwa 150 Kilometer weniger als über den Umweg Kwekwe-Chegutu-Chinhoyi. Leider wissen wir recht wenig über die zuerst erwähnte Abkürzung, fest steht, dass fast 350 Kilometer aus Wellblechpisten bestehen und die letzten 100 Kilometer mit stetem Anstieg zu rechnen ist. Unterwegs gibt es mehrere kleine Dörfer, wir können jedoch nicht unterstellen, dass hier oder da Treibstoff vorrätig ist und wenn unser Land Rover – aus welchen Gründen auch immer – inmitten des Nichts den Geist aufgeben sollte…
So sehr es uns auch juckt, wir wollen den Teufel nicht versuchen. Dann lieber auch Nummer Sicher, in Lupane wird nach links abgebogen und fast waagerecht geht es über 200 Kilometer nach Kwekwe gefolgt von einem Schlenker nach Süden, wir übernachten noch einmal im Antelope Park in Gweru (GPS: GPS: 19.5064° S, 29.7189° E), eines der schönsten privaten Game Resorts in Simbabwe. Das Resort ist nicht zuletzt wegen seines Löwen-Rehabilitationsprogramms über die Grenzen des Landes hinaus bekannt.
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Auf den nächsten 450 Kilometern bis Kariba im Nordwesten des Mashonalandes werden wir nicht viel erleben. Der Land Rover schnurrt zur Abwechslung einmal wieder wie ein zufriedenes Kätzchen, in Chinhoyi, etwa 170 Kilometer nördlich von Kwekwe verpassen wir die Ausfahrt zu den berühmten Chinhoyi Caves, ein verzweigtes Höhlensystem mit Höhlen aus Kalkstein und Dolomit, die zum Teil bis zu 120 Meter tief und weitestgehend unter Wasser sind und daher ein Eldorado für Höhlentaucher aus aller Welt bieten.
Es geht weiter in den Norden und wir lassen es uns nicht nehmen, in Saucey Sue’s Take Away in der kleinen Ortschaft Lions Den den besten Burger Simbabwes zu vertilgen und uns die Taschen mit exzellentem Biltong vollzustopfen. Ob die Qualität von Sues Erzeugnissen immer noch so gut ist, bleibt zu hoffen.
Immer tiefer dringen wir ins Mashonaland vor und auf Höhe des kleinen pittoresken Ortes Makuti heißt es höllisch aufpassen und scharf abbremsen, da man sonst die Ausfahrt nach Kariba verpasst und schnell an der Grenze zu Sambia steht. Etwa achtzig Kilometer schlängelt sich die M15 durch die Ausläufer des Zambezi Escarpment, bevor der Blick auf den riesigen Kariba-Stausee, den fünftgrößten seiner Art in ganz Afrika, frei wird. In der Nachlese ist uns nicht mehr ganz klar, was wir hier eigentlich wollen, denn letztlich ist der Kariba-See ein See und vielleicht eher für Wassersportler von Interesse.

Ein erster Blick auf den Kariba See

Kariba Staudamm und Zambezi River

Kariba See – Sonnenuntergang
Halt! Das ist so nicht ganz richtig. Das Wort Wassersport erinnert vielleicht an klassische Sportarten wie Segeln, Schwimmen (wegen der vielen Krokodile nicht zu empfehlen) oder Wasserski…, hier eher unbekannt. Am Kariba-See steht hingegen der Angelsport im Vordergrund, darüber hinaus hat man die Möglichkeit, den See mit Fischer- oder Hausbooten (mehrtägige Reisen sind möglich) zu befahren und Abstecher zu einigen Game Resorts, insbesondere zum Matusadona Nationalpark (der u.a. für seine reiche Vogelwelt bekannt ist), zu machen. Von einem Aussichtspunkt nahe der Polizeistation (GPS: -16.523174,28.766697) hat man eine gute Sicht auf den Kariba-Staudamm, spektakulär wird diese, wenn eines der Fluttore offen ist. Hier gibt es auch einen kleinen Curio-Markt mit wirklich netten Souvenirs, darunter sind interessante Schmuckstücke und der „legendäre“ Nyami-Nyami-Wanderstock, der die ganze Geschichte des Kariba-Staudamms geschnitzt darstellt.
In den Kariba Heights, einem Stadtteil Karibas, hat man nach kurvenreicher Fahrt zum Gipfel eine exzellente Aussicht auf den See, zudem steht hier die Kirche Santa Barbara, die als Denkmal für die Arbeiter gebaut wurde, die beim Bau des Damms starben.
Der Campingplatz in Kariba scheint geschlossen (in jedem Fall verwaist), auf Hotel oder Hostel haben wir keine Lust oder es fehlt am Budget und während wir mit Tempo 20 durch den Sable Drive tuckern, sehen wir einen Einheimischen, dem Fragen zu stellen sich zu lohnen scheint. Ob es im Ort außer dem etwas traurig aussehenden Campingplatz noch andere Zeltmöglichkeiten gebe, wollen wir wissen, worauf der Mann nickt und auf seinen Vorgarten weist. Dank unseres Gefährts kommen wir schnell ins Gespräch bald eilt der Bruder des Mannes herbei und es dauert nicht lang, bis wir fachsimpelnd im Wohnzimmer der beiden sitzen und die Einladung annehmen, bei ihnen auf dem Grundstück zu übernachten. Rasch stellt sich heraus, dass die Brüder eine große Krokodilfarm vor den Toren Karibas leiten, deren Besichtigung für den nächsten Tag ausgemacht wird. Bis in den späten Abend wird über die Situation in Simbabwe gesprochen, über Safaris und Nationalparks und die beiden wissen auch bald, was die Ursache unseres Problems mit dem Gaspedal des Land Rovers ist: Das TPS, throttle position sensor (dt. Drosselklappen-Positionssensor), ist kaputt. Dafür wird es in Kariba keinen Ersatz geben, und leider auch bis zum Ende unserer Reise nicht…
Ausgeschlafen machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur Krokodilfarm, lauschen (mit der Faust in der Tasche) den Ausführungen der Brüder über die Aufzucht der Krokodile bis hin zu ihrem Ende als Handtasche oder Geldbörse, bekommen zum Abschied ein Krokodil-Ei mit auf den Weg und sind bald wieder auf der Straße Richtung Norden. Den kurzfristig ins Auge gefassten Plan, den Matusadona Nationalpark zu besuchen, werfen wir schnell aus dem Fenster, irgendwann muss man Prioritäten setzen, die Fahrt in den Park wäre ein Umweg von mehreren Hundert Kilometern in Bezug auf unser nächstes Ziel, außerdem ist der Park nur über eine 4×4-Strecke zu erreichen (oder per Hausboot), die sehr lange Zeit durch völlig unbewohntes Gebiet führt und uns ein echtes Treibstoff-Problem (Benzin und Diesel sind in Simbabwe zurzeit per se schwer zu bekommen) bescheren würde.

Lower Zambesi-Region
Nicht mehr als 200 Kilometer sind es von Kariba zum vielleicht schönsten Nationalpark Simbabwes, dem Mana Pools Nationalpark. Wenig hinter der Ortschaft Makuti, am Ende des Zambesi Escarpments und zu Beginn der Lower Zambesi Region, führt eine vielleicht 75 Kilometer lange Schotterstraße durch trockenes, mit Baobabs verziertes Buschland an die Ufer des Zambesi-Flusses und ins Herz des Nationalparks. Der Name des Parks leitet sich im Übrigen von den vier (in der Shona-Sprache „mana“) dauerhaft vorhandenen Wasserstellen ab, die sich durch die vielen engen Windungen des Zambesi-Flusses bilden.
Der mehr als 2,000 km² große Mana Pools Nationalpark, seit mehr als 10 Jahren UNESCO-Weltnaturerbe, wird oft als die letzte echte Wildnis Afrikas bezeichnet und ist unter Safari-Kennern zum Mythos geworden. Die Tiere in diesem Gebiet sind sicherlich die gleichen wie in anderen Parks und auch die Landschaft unterscheidet sich vielleicht nicht signifikant von anderen Gegenden, aber: „Mana-Pools ist eine Abenteuer-Safari-Destination und nichts für schwache Nerven“ (Zitat eines Reiseveranstalters). Das Besondere an diesem Park ist fraglos die Möglichkeit, Wandersafaris zu unternehmen, die Abgeschlossenheit und Einsamkeit der Region (viele andere Parks Afrikas sind mit Siedlungen durchsetzt) und ein nicht zu beschreibendes Gefühl, wirklich mitten in der Natur – unter Ausschluss der Zivilisation – zu sein. Mana Pools verfügt als geschütztes Gebiet über eine reichhaltige Fauna (Elefanten, Flusspferde, Büffel und eine gesunde Löwen-Population) und Flora (dichte Wälder von Mahagoni, wilder Feige, Ebenholz, Mopane und Baobab). Obwohl solche Wälder in einigen Gebieten sehr dicht sind, gibt es wenig oder kein Unterholz, so dass ein ungehinderter Blick auf die Tierwelt und eine sichere Umgebung für Wandersafaris möglich sind.

Piste zum Mana Pools NP
Der Zubringer zum Mana Pools Park ist eine staubige Piste, die vielleicht sogar mit einem Campervan befahrbar ist, je nach Witterungsverhältnissen, Nervenstärke und dem Willen, den Van bei Ankunft wieder einzuräumen. Nach etwa der Hälfte der Strecke, kurz nach Überquerung des Rukometche Rivers, hat man am Nyakasikana Gate das Eintrittsgeld zu entrichten
Tsetse-Fliegeund uns wird etwas mulmig, als wir große Schwärme von Tsetsefliegen sehen, die den Ranger umkreisen und den Weg in unser Auto finden, als wir Geld und Pässe durch das geöffnete Fenster herausgeben. Fliegen an sich sind ja schon nervig, aber diese Vertreter… Bis zu einem Zentimeter lang übertragen diese Plagegeister Trypanosomen, den Erreger der Schlafkrankheit, der bei 80 % der Erkrankten zum Tode führt. Und als wäre das nicht genug: wir können aus eigener Erfahrung sagen, dass der Stich dieser Fliege äußerst schmerzhaft ist. Am Nyamepi-Camp an den Ufern des Zambesi ist von der Flieg glücklicherweise nichts zu sehen, im Busch sollte man hingegen die Fenster geschlossen halten, auf Wandersafaris die Kleidung anpassen.
Die Camps im Mana Pools Park sind durchweg am Zambesi-Fluss gelegen und man hat die Wahl zwischen Selbstversorgung für den Sparfuchs und Super-Luxus-Safarizelt nebst Badewanne im Freien und allen denkbaren Annehmlichkeiten (etwa im Ruckomechi Camp). Noch ein Wort zur Freiheit und Wanderlust im Mana Pools-Park: Immer mal wieder machen Gäste finale Bekanntschaft mit der Wildnis und ihren Tieren, die sich – auch in den Camps – ungehindert bewegen können. In 2007 kam eine deutsche Urlauberin bei der Suche nach dem ultimativen Foto ums Leben, als sie einem Elefanten zu aufdringlich wurde, Jahre später wurde ein Gast in der Gemeinschaftsdusche von einem hungrigen Löwen überrascht…

Flußquerung im Mana Pools NP

Nyamepi Camp / Mana Pools
ca 1455 Kilometer
Übernachtung in:
Hwange NP – Hwange Main Camp 30 US-$/T (Residents), 50 US-$ (international)/T, GPS: -18.733546,26.956329
Gweru – Antelope Park Camp, Vungu Road, Gweru, Midlands, GPS: -19.507254,29.720005
Kariba – private (inoffizielle) Unterkunft (GPS: -16.528451,28.772067), es gibt eine Campsite (Linos Camp Site) in der Stadt und mehrere um den Kariba-See herum
Mana Pools NP – Nyamepi Camp 30 US-$/T (Residents), 70 US-$ (international)/T, GPS: -15.719904,29.366723
Eintritt usw.:
Victoria Falls – 10 US-$ (Residents), 30 US-$ (international)
Hwange NP – 5 US-$/Residents/T/P, 20 US-$ (international)/T/P + 10 US-$ für Auto
Mana Pools NP – 8 US-$/Residents/T/P, 20 US-$ (international)/T/P + 10 US-$ für Auto.
Reiseroute