Im Land Rover durch das südliche Afrika


Afrika. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2009. Dies sind die Abenteuer eines Land Rovers, der mit seiner zwei Mann/Frau starken Besatzung fünf Monate lang unterwegs ist, um (für uns) neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen… Oder so.
Mit ziemlicher Sicherheit wären wir nie oder nicht ohne weiteres auf die Idee gekommen, für mehrere Monde durch das südliche Afrika zu tingeln, hielten wir uns gegenwärtig irgendwo in der Welt und nicht gerade in Simbabwe auf. Ein paar Ausflüge in die Umgebung von Harare und zum Hwange-Nationalpark zeigen uns, wie schön Afrikas Landschaften und wie spannend Tier-Safaris sind; das Vorhaben, den südlichen Teil des Kontinents mit dem Auto zu bereisen, ist schneller gefasst als eine Münze zur Erde fällt. Die letzten Wochen und Monate im von Krisen und Nöten gebeutelten Simbabwe waren ein wirkliches Wechselbad der Emotionen, geprägt von Mitgefühl für das entbehrungsreiche Leben der Einheimischen, Zorn über Politiker und ihr egoistisches Kalkül, Angst vor steigender Kriminalität und Ärger über die Borniertheit vieler Weißer sowie Erstaunen in Bezug auf die wundersamen Blüten, die Entwicklungshilfe treiben kann. Umso eher sind wir bereit, dem Land den Rücken zu kehren und uns auf ein anderes Abenteuer in diesem Teil Afrikas einzulassen.

Landrover im Mana Pools NP / Simbabwe
Landrover im Mana Pools NP / Simbabwe

So schwer es auch fällt, ein wenig Vorbereitung muss sein. Dies ist in Simbabwe nicht so einfach, die Geschäfte sind leergeräumt und viele Dinge, die zum täglichen (Über-) Leben gehören, tummeln sich an der Grenze zum Luxus. Ausrüstung für eine Afrika-Reise, puh, das kann man sich für viel Geld in Südafrika bestellen. Nun ja, da wir unsere Reise ohnehin dort beginnen wollen, warum sich also Gedanken über den Erwerb von Zelt und Kochgeschirr machen?
Eine ungefähre Reiseroute wird aber vorab in aller Grobheit ersonnen, die etwas wackelige Maxime lautet: Fahren, solange das Geld reicht! und wenn es geht, ein Rundkurs, wer fährt schon gern alles doppelt… Reisezeit? Hm, wir müssen fahren, wenn und solange wir Zeit haben. Sollte es regnen oder unerträglich heiß sein, dann ist es eben so.
Unsere Nachbarn in Harare, W. und P. (zwei „waschechte“ Rhodesier mit vertrockneten Buren-Wurzeln) haben in ihrem Fuhrpark einen taufrischen Land Rover stehen, der mit all dem Zinnober ausgestattet ist, der Camping erst zu einer Herausforderung macht. Darüber hinaus sind sie aber ein Schatzkistchen an Ratschlägen, Tipps, Routenvorschlägen und mehr, mit denen sie glücklicherweise nicht hinter dem Berg halten. Dank W. und P. schließen wir zudem den Land Rover als kommendes Reise-Vehikel in unser Herz und sind später selbst wohlgemeinten und tatsächlichen Angeboten gegenüber nicht mehr aufgeschlossen. Eine der wenigen Entscheidungen, die wir in Simbabwe treffen, fällt zugunsten des Geländewagens englischer Ingenieurskunst…

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Im August 2009 geht es schlussendlich mit dem Nachtbus von Harare nach Johannesburg in Südafrika, siebzehn Stunden Busfahrt stehen vor uns, das ist aber nicht weiter leidvoll, sind die Simbabwer doch nette und redefreudige Menschen und in den ersten Stunden wird viel palavert und gelacht, die Busgesellschaft spendiert darüber hinaus ein Dinner aus Hähnchenschenkeln und weichen Pommes Frites. Dass wir in der Nacht fahren, ist erst einmal nicht weiter tragisch, was draußen auf der Straße vor sich geht, will man gar nicht genau wissen und es ist sogar ein bisschen Schlaf drin, bevor die Grenzstation Beitbridge erreicht ist. Der Landeswechsel geht recht einfach vonstatten, wäre da nicht die stundenlange Wartezeit. Die Schlange vor der Immigration ist tatsächlich kilometerlang und es gibt keine Sitzgelegenheit. Wir mögen es uns nicht vorstellen, wie sich das tagsüber in der heißen Sonne anfühlt.
In jedem Fall können wir einen afrikanischen Sonnenaufgang miterleben, bevor wir Ausreise- und Einreisestempel in den Pass gedrückt bekommen und auch dann dauert es noch knapp eine Stunde, bevor die Fahrt endlich weitergeht. In Musina, kurz hinter der Grenze, gibt es eine Pinkelpause und der Bus braust durch das Baobab-Tree-Reserve, in dem zahlreiche Baobab-Bäume monumentalen Ausmaßes zu sehen sind. Unser Reisegefährt quält sich durch die Soutpansberge und in Polokwane ist die letzte Gelegenheit, sich zu erfrischen, das Make-up zu erneuern und etwas zu essen, bevor es über Pretoria nach Johannesburg geht. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Park Station, den Überland-Busbahnhof in Johannesburg, kurz: JHB. Kurz nach Verlassen des Busses sollten wir eigentlich bereits erschossen und ausgeraubt sein, wollte man dem Kenntnisstand von Freunden und Bekannten aus Simbabwe über die Zustände in dieser Stadt Glauben schenken. Sie malten Johannesburg in wahrhaft dunklen Farben, ein Sündenpfuhl, die Hölle auf Erden und andere wenig vielversprechende Attribute. Am Ende verbringen wir fast vier Wochen in der Stadt, ohne dass uns ein Haar gekrümmt wird. Vielleicht haben wir nur Glück, andererseits finden wir Joburg auf diversen Webseiten (noch) nicht einmal unter den zehn gefährlichsten Städten dieser Welt…

Johannesburg / Südafrika
Johannesburg – Vogelperspektive

Bereits in Simbabwe haben wir uns um eine Unterkunft in Johannesburg bemüht. Im Stadtteil Parkwood werden wir von Christa, unserer Vermieterin für fast einen Monat, herzlich empfangen und in unser Cottage geführt. Ein Raum mit Bad, etwas eng, aber wir wollen hier keine Wurzeln schlagen. Christa, vor Tausenden von Jahren in Südafrika eingewandert, hat eine Menge Tipps parat und empfiehlt, zunächst bei der Firma „rent a wreck“ (= Miete ein Wrack!) einen Mietwagen zu besorgen. Dieses Unternehmen vermietet Autos, die dem Firmennamen nur zu gerecht werden, die Motoren sind tadellos, die Aufbauten lassen allerdings vermuten, wie schwer das Leben dieser Fahrzeuge war und ist. Im Laufe der nächsten drei Wochen müssen wir zweimal das Auto wechseln, einmal fällt eine Scheibe heraus…, einfach so, beim zweiten Mal lassen sich die Türen nicht mehr schließen… Egal, der Mietpreis ist unschlagbar, das Auto weckt angesichts seines traurigen Äußeren bei anderen Menschen keine Begehrlichkeiten und wir fahren fast 1000 Kilometer, um unsere Vorbereitungen zu erledigen.
Worum es sich bei diesen Vorbereitungen handelt, lässt sich im nächsten Bericht trefflich nachlesen.

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