Das Tor zum Paradies


Als wir 2004 den Norden Indiens bereisen, gelangen wir auch in den Bundesstaat Himachal Pradesh und deren Hauptstadt Shimla sowie nach Manali am Nordende des Kullu-Tals. Hier hören wir zum ersten Mal von diesem sagenhaften Ladakh, seinen schönen Berglandschaften, den Menschen und der tibetisch-buddhistischen Kultur. Mehr als eine Dekade später erinnern wir uns an unsere Neugier in Bezug auf diese Region, packen unseren Rucksack und fliegen los, um zu sehen, ob das Ladakh unserer Phantasie mit der Realität übereinstimmt.
Ladakh ( „Land der hohen Pässe „) ist eine Region im nordindischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir, die von der Kunlun-Gebirgskette bis zum Greater Himalaya im Süden verläuft und von Menschen indoarianischer und tibetischer Abstammung bewohnt wird. Ladakhs Kultur und Geschichte sind so eng mit der Tibets verbunden, dass dessen fünfter Dalai Lama im 17. Jahrhundert versuchte, Ladakh, bis dahin ein unabhängiges buddhistisches Königreich, unter tibetische Fuchtel zu bringen. Der Versuch scheiterte dank der Intervention des indischen Mogulreichs, an das Ladakh allerdings jetzt tributpflichtig war. In der jüngeren Zeit gab es dann immer wieder neue Herren, erst Kaschmir, später der Punjab, auf Jammu folgte wieder Kaschmir als Teil Britisch-Indiens. Heute ist das ehemalige Gebiet des ladakhischen Königreichs ein Teil von Indien und Pakistan, der Aksai Chin-Distrikt wird von China kontrolliert.

Indus-Tal / Ladakh
Blick in das Indus-Tal und auf die Stok Kangri-Range / Ladakh

Ladakh ist bekannt für seine abgelegene Bergschönheit und Kultur. Spätestens als wir die Ortschaft Mulbekh hinter uns lassen, wird deutlich, was damit gemeint ist. Zerklüftete Berge ohne jede Vegetation schillern in vielen Farben, auf den Ausläufern dieser rauen Riesen sitzen gleich Herrschern die weißgetünchten buddhistischen Klöster, als bewachten sie die hier lebenden Menschen, deren spirituelle Reinheit und die Kunstschätze innerhalb der Klostermauern, die Stille des Landes wird vom Rauschen der großen Ströme und vom Knattern der Gebetsfahnen und dem melodischen Singen der Mantras durchbrochen…
Das Bild, das wir uns von Ladakh machten, ist in der Realität tatsächlich noch schöner und doch… Auch Ladakh hat mit den Auswirkungen des Massentourismus zu kämpfen. Während der Hauptreisezeit verwandelt sich Leh in eine Spielwiese und einen Tummelplatz zahlloser Touristen, denen es mehr auf Action, Party und Selfies ankommt, als auf ein Eintauchen in eine andere Welt. Naja, eine Entwicklung, die zwischenzeitlich auf der ganzen Welt zu beobachten ist.

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Leh – einstige Hauptstadt des Königreichs Ladakh ist heute ein Traumziel vieler Touristen aus aller Welt und das Mekka und Basislager der Abenteuer-Enthusiasten. In einer der kältesten Wüsten der Welt hat Leh noch viel seiner frühen Lebensweise, seiner Kultur und seinem dörflichen Charme bewahren können, der Fortschritt und die Ausrichtung hin zum Massentourismus sind aber auch hier offensichtlich.
Bevor man sich zu seinen Wanderungen, Motorrad-Trips oder sonstigen Aktivitäten, wie z.B. Tempel-Hopping, aufmacht, lohnt es sich, ein paar Tage – nicht zuletzt, um sich an die Höhe zu gewöhnen – in Leh zu bleiben und sich umzusehen, denn die Stadt selbst hat mehrere historische Stätten, die einen Besuch wert sind.

Königspalast in Leh / Ladakh
Königspalast

Über den Dächern Lehs steht dieser im 17. Jahrhundert von König Singey Namgyal erbaute Palast, er wurde nach dem Vorbild des Potala-Palastes in Lhasa (Tibet) errichtet. Das Bauwerk ist für die Öffentlichkeit zugänglich, im Innern wird allerdings nicht allzu viel geboten. Vom Dach des Palastes hat man jedoch einen hervorragenden Blick auf Leh und die die Stadt umgebende Berglandschaft.


Hausberg

Nördlich von Leh besteht die Möglichkeit, auf einen die Stadt umgebenden Berggipfel zu klettern. Einerseits ergeben sich daraus atemberaubenden Blicke auf die Stadt und die Stok Kangri-Range. Darüber hinaus ist der Aufstieg ein erstes Training für die kommenden Wanderungen und eine gute Gelegenheit, sich an die Höhe in der Region anzupassen.

Blick auf Leh / Ladakh


Sankar Gompa in Leh
Sankar Gompa

Nur einen halbstündigen Fußmarsch von Leh entfernt liegt das zweistöckige Kloster. Die Abtei gehört zum Gelugpa-Orden und beherbergt etwa 20 Mönche. Als dem Spituk-Kloster zugehörig dient es zugleich deren Abt als Residenz. Der Haupt-Gebetsraum zeigt ein Porträt von Kushok Bakula Rinpoche, dem Oberhaupt der Gelugpa-Linie, der 2004 verstarb. Auch von hier hat man herrliche Ausblicke auf das Tal im Süden.


Altstadt

In der Altstadt gibt es neben historischen Gebäuden wie der Jama Masjid Moschee und dem Namgyal Tsemo-Kloster weitere kleine Klosteranlagen. Die Altstadt ist wie ein aus Lehmziegeln errichtetes Labyrinth mit kleinen Gassen und alten Häusern, von denen einige über 400 Jahre alt sind. Der Markt (Main Bazaar) in der Nähe der Moschee ist eine viel besuchte Fußgängerzone mit Geschäften und Restaurants.

Altstadt von Leh


Shanti Stupa in Leh
Shanti Stupa

Diese weiße Stupa, die sich auf einem felsigen Hügel oberhalb von Changspa befindet, wurde 1991 von japanischen Mönchen als Symbol für Frieden und Einheit erbaut. Die weitläufige Plattform am Fuße der Stupa bietet einen spektakulären Panoramablick auf Leh und die umliegenden Berge.

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