Ostwärts
Nun wird der Bericht über Namibia doch ausführlicher als ursprünglich geplant, denn das Land fasziniert uns über den beabsichtigten Zeitraum des Aufenthalts hinweg.
Nachdem wir die Himba-Leute verlassen haben, dauert es nicht mehr lange, und wir finden uns am Kunene-Fluss an der Grenze zu Angola wieder. Grund dieses Abstechers sind die Epupa-Falls, Namibias größte Wasserfälle. Viel ist hier nicht zu tun, vom Schwimmen im Kunene-Fluss sehen wir ab, als wir an den Ufern mehrere Krokodile ausmachen, es gibt ein paar gute Wandermöglichkeiten entlang des Flusses und auch mehrere Berge können bestiegen werden. Darüber hinaus sind die Campingplätze recht ansprechend und ein oder zwei Tage im Schatten der Palmen herumzuhängen und nichts zu tun, hat durchaus seinen Reiz. Die Wasserfälle sind jetzt zur Trockenzeit leider nicht sehr „aktiv“, da der Kunene, sonst ein schneller Strom, wenig Wasser führt. Nach zwei Tagen der Erholung machen wir uns auf den Weg zu dem für uns letzten Highlight Namibias, dem Etosha Nationalpark in der Region Omusati.

Von Epupa ist es möglich, über eine Strecke von 100 Kilometern dem Lauf des Kunene zu folgen. Die D3700 ist lediglich eine Sandpiste, an einigen Stellen heißt es, vorsichtig zu fahren. Angola zur linken, die Zebraberge zur rechten Hand wirbeln wir bis Swartbooisdrift eine Menge Staub auf und sehen uns in dieser Himba-Siedlung das Dorsland Trekkers Monument an, das zu Ehren der Buren-Siedler aus Südafrika errichtet wurde, die an dieser Stelle und zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert den Kunene nach Angola querten, auf der Suche nach politischer Unabhängigkeit und besseren Lebensbedingungen. Nur ein Steinwurf vom Monument entfernt findet sich zudem ein Friedhof dieser Migranten-Gruppe.
Vorbei an den Ehombabergen folgen wir der D3700, ab der größeren Ortschaft Ruacana ist man wieder auf geteerter Straße. Die nächsten 230 Kilometer Richtung Süden und Etosha-Park sind etwas einschläfernd, die Gegend ist flach und eher arm an Vegetation, hin und wieder steht eine Shebeen am Straßenrand, eine jener typisch afrikanischen Bars mit minimalster Ausstattung und abendlicher Treffpunkt der Leute aus der nahen Umgebung. Von Norden kommend ist das Galton Gate der nächste Zugang zum Etosha Park. Die Dämmerung bricht bereits herein, als wir das Tor erreichen, die Eintrittskarte können wir noch erstehen, bis zum nächsten Camp (Dolomite Camp) ist es allerdings noch ziemlich weit und die Wildhüter lassen uns im Park in der Nähe des Eingangs übernachten.
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Der Etosha-Nationalpark im Norden von Namibia ist mehr als 20.000 km² groß und liegt am Nordwestrand des Kalahari-Beckens. Er ist das wichtigste Naturschutzgebiet des Landes und ein signifikantes Merkmal ist die fast 5000 km² große Salz-Pfanne, die dem Park ihren Namen gibt. Der Park verfügt über mehrere Wasserlöcher und die Vegetation ist besonders im Sommer ziemlich licht, so dass es relativ einfach ist, Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Etosha ist die Heimat der Big Five, daneben gibt es mehr als 100 weitere Tierarten (Giraffen, Antilopen usw.) und mehr als 340 verschiedene Vogelarten. Der Park verfügt über sechs Campsites, die über die offizielle Webseite des NMR gebucht werden können.
Wir werden uns nur einen Tag im Etosha-Park aufhalten. Auf der einen Seite ist der Besuch weiterer Nationalparks geplant und so eine Safari geht ziemlich ins Geld. Auch wenn der Eintritt noch erschwinglich ist, die Camps innerhalb der meisten Parks sind oft sehr (über)teuer(t). Da wir schon früh auf den Rädern sind, haben wir die Gelegenheit, den Park von West nach Ost zu durchqueren, ein Haufen Tiere läuft uns durch das Sucherbild und die riesige Salzpfanne ist tatsächlich beeindruckend. (Für alle, die gern im Vorhinein planen, hier gibt es eine gute Karte, in der man schon zu Hause alle Wasserlöcher einkreisen und die Route vorbereiten kann.)
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Durch das von Lindquist-Gate (benannt nach dem Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika) verlassen wir den Etosha-Park und machen uns auf den Weg nach Grootfontein, weil der Ort irgendwie auf dem Weg nach Botswana liegt. Zuvor übernachten wir auf einer Campsite außerhalb des Parks, die einen deutschen Namen trägt, von einem Deutschen geführt wird/wurde und die uns ein etwas bitteren Geschmack im Mund zurücklässt. Lädt der Hausherr uns doch des Abends zum Grillen ein, was noch nett ist, mit zunehmender Dunkelheit gehen seine Äußerungen mehr und mehr Richtung Pro-Apartheid und bevor wir uns verabschieden, müssen wir noch einen Blick in seinen Waffenschrank werfen. Ähnlich seltsam sind die weiteren Gäste auf dem Platz, ein Pärchen von Kairo kommend nach Kapstadt fahrend, mit einem Monster-Allrad-Laster aus NVA-Militärbeständen (wohl ein IFA L 60 mit Kofferaufbau). Es fehlt nur noch ein Geschützturm… Als die beiden am nächsten Tag wieder losfahren, klingt es, als ob ein Panzer in den Krieg zieht. Sehr merkwürdig…
Gegen Mittag trudeln wir in Grootfontein („Große Quelle“) ein und das ist auch gut so, denn mittlerweile meldet sich unser Auto wieder zu Wort, ein bedenkliches Klappern und Krachen ist aus der unteren Mitte des Fahrzeugs zu vernehmen. Wir finden eine kleine Werkstatt, deren Inhaber, Mitarbeiter und Buchhalter ein Deutscher ist, ein kleiner hutzeliger und ölverschmierter Mann, indes ein Könner auf seinem Fachgebiet (so einer, der aus einem Stück Eisen einen Motorblock feilt). Er erklärt uns, dass die Lager der Antriebswelle ausgeschlagen sind und zu erneuern wären. Nun denn. Eine Idee, wie das Licht- und Gaspedal-Problem zu lösen sei, kommt ihm leider nicht. Während der Land Rover auf die Hebebühne muss, machen wir uns auf den Weg, den größten auf der Erde gefundenen Meteoriten, den Hoba-Meteorit, sowie das alte Fort der Schutztruppe Deutsch-Südwestafrika zu „bewundern“. Zurück in der Werkstatt dürfen wir ein frisch reparierten Wagen in Empfang nehmen, der uns jetzt für ein paar Tage keinen Kummer mehr machen wird.
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Lange wird überlegt, ob wir wieder in den Norden Namibias und in den berühmten Caprivi-Zipfel fahren sollen, der sich durch üppige Wildnis auszeichnet und großen Elefanten- und Büffelherden als Wanderroute nach Angola und Botswana dient. Wir sehen – leider -davon ab, da wir uns vorher im Okavango-Delta umsehen wollen und die botswanische Stadt Mohembo am Beginn des Streifens die letzte Grenzstadt in Höhe des Okavango-Flusses ist. Naja, ganz sehen wir nicht ab, immerhin geht es in den Norden bis Rundu, der zweitgrößten Stadt Namibias und wirtschaftliches Zentrum der Region Kavango-Ost. Allzu viel gibt es aus Rundu nicht zu berichten, wir sehen den Monate später gewählten Präsidenten Namibias, Hifikepunye Pohamba, auf dem Campinglatz (!) und schließen uns vor Schreck aus unserem Auto aus. Zwei Reisende aus Diepholz, die mit ihrem Toyota Landcruiser unterwegs sind, leihen uns ihren Autoschlüssel und wir kommen problemlos wieder in das Fahrzeug hinein. Stellt sich die Frage, warum die Diebe in Windhoek unsere Scheibe einschlugen, wenn jedweder Autoschlüssel genügt hätte, um gleich die ganze Karre wegzufahren… Wie auch immer, was wir (und die Diepholzer) wissen, wissen andere nicht und so geht es am nächsten Morgen in der Früh Richtung Caprivi.
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Von Rundu bis zur Grenze Botswanas sind es zwar nur etwa 210 Kilometer, aber wir lassen es heute langsam angehen und da wir uns so an Namibia gewöhnt haben, verbringen wir eine letzte Nacht im Land und belegen einen Platz auf einer schönen Campsite in Divundu, die unmittelbar am Okavango-Fluss gelegen ist und schöne Ausblicke hinüber nach Angola gewährt. Der Abschied fällt uns schwer, aber mit Botswana wartet ein neues Abenteuer auf uns und wir fahren die letzten 30 Kilometer in Namibia, links den Okavango, rechts den Kaza-Conservation Area, erledigen in aller Eile die Grenzformalitäten am botswanischen Posten, sausen durch die schläfrige Ortschaft Muhembo und sind gegen Mittag in Shakawe, einem Ort im North West District in Botswana.
ca 1450 Kilometer
Übernachtung in:
Etosha – Parkplatz Galton Galte im Etosha NP, GPS: -19.314158,14.486115
Etosha (außerhalb) – – Sachsenheim Guest Farm, Kreuzung C38/B1 ca. 3km Richtung Norden, dann rechts ab, GPS: -18.746982,17.261195
Grootfontein Olea Caravan Park, Woodlands Drive, Grootfontein, GPS: -19.559962,18.108178
Rundu – Samsitu Riverside Camp, etwa 20 km nordwestl. von Rundu Downtown, direkt am Okavango GPS: -17.849927,19.669497
Divundu– Divundu Guest House Campsite, am Highway B8 nahe der Okavango-Brücke, GPS: -18.095171,21.555594
Eintritt usw.:
Etosha Nationalpark – 80 NAD ( ≈ 5€/International), 60 NAD ( ≈ 3,70€/SADC Residents) /pro Tag, Auto 10 NAD/Tag ( ≈ 1€)
Hoba Meteorit – 30 NAD ( ≈ 1,90€), Auto 10 NAD/Tag ( ≈ 1€)
Reiseroute