In das Kaokoveld


Wir werden uns vorerst weiter Richtung Norden entlang der Skelettküste bewegen. Diese Gegend ist derart unwirtlich, dass Schiffbrüchige, die dem wütenden Meer entkamen, spätestens an Land ihr Leben ließen und mit ihren sterblichen Überresten diesem Gebiet seinen Namen gaben. Linker Hand der schäumende Ozean, in dessen Cape Cross / Namibia
Cape Cross
unerbittlichen Fluten hie und da die Gerippe havarierter Schiffe aufblitzen, auf der rechten Seite die Namibwüste aus Sand und Stein und über der ganzen Szenerie thront die unbarmherzige und verhöhnende Sonne, man kann sich ausmalen, welche Gedanken diese Umstände in den Windungen der Hirne der Seeleute erzeugten, die sich dem nassen Grab entrissen glaubten und plötzlich in einem erbarmungslosen Glutofen wiederfanden.
Damit haben wir an diesem Tag – dem Himmel sei Dank – nichts zu tun, unser Landy schnurrt wie ein Kätzchen, die Klimaanlage rattert ohne zu kühlen und wir ersetzen das kaputte Radio durch den schiefen Gesang selbstgedichteter Lieder. Zwischendurch setzt starker Regen ein, die an sich erstklassige Teerstraße wird durch Sand, Salz und Feuchtigkeit spiegelglatt. Gegen Mittag erreichen wir Cape Cross, ein Landzipfel, der in den Atlantik hineinragt und bereits vor annähernd 600 Jahren von dem portugiesischen Seefahrer Dogio Cao betreten und durch die Errichtung eines steinernen Kreuzes vom Königreich Portugal in Besitz genommen wurde. Diese langweiligen Steinkreuze – bloß Replikas – sind es sicher nicht wert, auch nur einen Becher Treibstoff durch unseren vierzylindrigen Turbodiesel zu jagen, viel interessanter ist dagegen die sich in Spuckweite befindliche Seehundkolonie. In den Monaten Oktober und November kommen hier zigtausende Südafrikanische Seebären – einer Ohrenrobben-Art – zusammen und widmen sich der Arterhaltung. Der Gestank, den die Tiere verbreiten, ist infernalisch, der Lärm markerschütternd, allerdings hat der Besucher Gelegenheit, die größte Festlandkolonie dieser Robben zu bewundern und ihnen sehr nahezukommen. Manche gar zu nah, in 2007 wurden zwei Surfer fast von einem wild gewordenen Weibchen getötet. Kurz bevor wir wegen des Miefs ohnmächtig werden, machen wir uns wieder auf den Weg und steuern unser Fahrzeug gen Windhoek.

Ein letztes Mal heißt es, die Namib-Wüste zu queren. Allerdings geht es vorab noch einmal entlang den atlantischen Gestaden Richtung Swakopmund, in Hentiesbaai ergänzen wir unsere Vorräte und fahren alsdann auf der D1918 ostwärts. Die Wellblechpiste führt uns an der Spitzkoppe vorbei, einem Inselberg, der wie aus dem Nichts emporsteigt und die Umgebung mehr als 700 Meter überragt. Wegen seiner Form wird der Berg auch das „Matterhorn Namibias“ genannt, zudem soll er sehr schwer zu klettern sein. Übrigens wurde hier auch ein Teil des Films „10.000 B.C.“ gedreht. Auf der Straße, die am Berg vorbeiführt, sieht man viele fliegende Händler, die Mineralien dieses Gebietes verkaufen, darunter Topas und Rosenquarz.
Wenig später sind wir wieder auf der Teerstraße, der wir bis Usakos in Richtung Okahandja folgen. Damit die Fahrt nicht zu eintönig wird, beschließen wir aber, quer durch das Khomas-Hochland zu steuern. Dieses knapp über 2000 Meter hoch gelegene Gebirgsplateau erstreckt sich von der Kalahari im Osten bis zur Namib im Westen, in die es etwa 1000 Meter steil abfällt, was den Namen „Große Randstufe“ durchaus rechtfertigt. Das Hochplateau ist sehr hügelig und mit typischer Savannenvegetation bewachsen. Große Farmen finden sich hier und immer wieder müssen wir aussteigen, um die Tore der Viehzäune zu öffnen und hinter uns zu schließen. Im Khomas-Hochland gibt es auch allerlei Wild und bei Kilometer Sowieso schießt plötzlich eine Kudu-Antilope hinter einem Busch hervor. Sowohl die Antilope als auch wir sind zu Tode erschreckt, ich bremse wie besessen, der Kudu hingegen macht einen gewaltigen Satz über unsere Motorhaube. Wir müssen anschließend ein paar Minuten pausieren, um den Herzschlag wieder auf einen gesunden Level zu bringen. 50 Kilometer vor Windhoek setzt heftiger Regen ein, der staubige Weg wird sehr rutschig, kein Spaß, da es jetzt oft steil bergauf und bergab geht. Vor der Rückkehr auf die C28 steigen wir noch einmal aus dem Auto und weiden uns an der herrlichen Aussicht auf die Auas- und Erosberge, die jetzt am späten Nachmittag in einem kräftigen Kupferton leuchten. Dann heißt es jedoch eilen, der Tag geht zu Ende und wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit in Namibias Hauptstadt sein.

Khomas Hochland / Zentral-Namibia
Khomas Hochland / Zentral-Namibia

Windhoek ist noch gar nicht so alt und teilt damit das Schicksal der meisten Städte Namibias. Erst die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer forcierten Besiedlung des Gebietes des heutigen Windhoek, Grund waren wohl die heißen Quellen vor Ort. Ein Krieg zwischen den Nama und Herero zerstörte jedoch alsbald das zarte Pflänzchen und erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es durch Curt von François, damaliger Hauptmann der Schutztruppe, zu einem erneuten Versuch, hier eine Stadt zu etablieren. Windhoek entwickelte sich sehr langsam, 1915 wurde das Ende der deutschen Kolonialherrschaft eingeläutet, mit der Übernahme der Stadt durch die Südafrikaner erfolgte eine Zuwanderung vom Lande, allerdings auch eine strikte Rassentrennung, welche im Laufe der Jahre immer wieder zu Unruhen führte. Einer der führenden Köpfe des Widerstandes war Samuel Nujoma, Mitbegründer der Partei SWAPO im Jahre 1960, der nach seiner Rückkehr aus dem Exil 1990 zum ersten Präsident des freien Namibia gewählt wurde.
Es hat sich festgeregnet, wir haben keine Lust auf Camping und die Suche nach einer Unterkunft in Windhoek gestaltet sich schwierig. Die meisten Guesthouses sind belegt, irgendeine Veranstaltung in der Stadt sorgt für die exzellente Auslastung der Hotels und Pensionen. Endlich werden wir in einem kleinen Motel fündig, nichts Tolles, aber auch nicht preiswert und auch nur für eine Nacht.
Auf den Regen- folgt ein Sonnentag und wir sind begierig, die Stadt im Licht kennenzulernen, allerdings wird uns Windhoek nicht in allerbester Erinnerung bleiben, wobei dies eher auf unsere Dummheit zurückzuführen ist. Wir besuchen die Lutherische Christuskirche und stellen unseren Wagen vor dem Museum in einer kleinen abgelegenen Straße ab. Diese Eselei wird auch prompt bestraft, als wir fünfzehn Minuten später zum Auto zurückkehren, ist eine Scheibe eingehauen und einer unserer kleinen Rucksäcke ist weg. Dieser enthielt zu unserem Verdruss einige Wertgegenstände, darunter Sabines Fotoapparat mit vielen Bildern der bisherigen Reise. Man hätte den Wagen auch an der Hauptstraße auf einem bewachten Parkplatz abstellen können, auf diese Idee scheinen wir aber nicht gekommen zu sein, nun zahlen wir den Preis dafür. Ich habe dann noch die glorreiche Idee, den Einbruch bei der Polizei zu melden, was nur Zeit kostet und zu nichts führen wird.

✦✦✦

Was tun? Spontane Reaktion: sofort weg hier. Überlegtes Handeln: sich um die kaputte Scheibe kümmern. Auf der Suche nach einer Reparaturwerkstatt kommen wir zufällig an dem Autoverleih vorbei, bei dem die Franzosen aus Swakopmund ihr Fahrzeug gemietet hatten. Die Leute kümmern sich rührend um uns, man versucht die Scheibe mit eigenen Ersatzteilen zu ersetzen, jedoch verfügen sie nur über eine solche von der Fahrer- und nicht der Beifahrerseite, die leichte Krümmung nach der anderen Seite hin ist entscheidend für den Einbau; bzw. gegen einen. Wir bekommen aber die Adresse einer Glaserei, die nebenbei Kunststoffscheiben einsetzt. Solche Dinger, erzählt man uns, hätten ihre Nachteile, da sie schnell verkratzten und nicht aufzukurbeln seien. Nicht zu verachtender Vorteil sei indes der geringere Preis gegenüber Glas und die Nichteinschlagbarkeit. Wir fahren durch die halbe Stadt und warten an der Glaserei eine Stunde, bis das Fenster erneuert ist. Ein gutes, sicheres Gefühl…, und nicht so windig im Auto. Der Autoverleih hat noch einen anderen Tipp parat, so gäbe es einen Campingplatz vor den Toren der Stadt, in der Nähe des Daan Viljoen Game Ressorts. Dieser Platz ist nicht schlecht, eine namibische Familie führt diesen Platz auf ihrem Grundstück, jedes Fahrzeug bekommt sogar ein eigenes Sonnendach zugeteilt, die sanitären Einrichtungen sind etwas behelfsmäßig, aber sauber, der einzige Makel des Platzes sind – für uns – die vielen Hunde der Inhaber, einige dieser Kreaturen haben gar die Ausmaße juveniler Elefanten. Wenn wir in unseren Campingstühlchen sitzen, könnten die Hunde, so sie es könnten, leicht über unseren Kopf spucken. Wir überlegen, ob unsere Entscheidung, am heutigen Abend zu grillen angesichts dieser Umstände weise sei; und wenn ja, ob es auf dem Dach unseres Autos nicht sicherer wäre. Das Schicksal sendet uns jedoch Retter in Gestalt einer kleinen deutschen Reisegruppe, die Hunden gegenüber etwas aufgeschlossener ist und die Tiere verlieren schnell das Interesse an uns. Die Gruppe hat nebenbei viel Erfahrung bezüglich des Reisens in Afrika und wir greifen reichlich zu, als sie uns einen ganzen Strauß guter Ratschläge anbieten. Sie kommen geradewegs aus Botswana, unserem nächsten Reiseziel, und geben wertvolle Anregungen, welche Orte zu besuchen seien und welche Ausrüstung noch erstanden werden sollte. Ich versinke sogleich in eine Art Fieber (was nicht daher kommt, dass ich den halben Tag unter dem Auto liege und Öle wechsele), schon lange ärgert es mich, dass wir nur einen Ersatzreifen haben, und als wir die Geschichten der Deutschen von fünf Plattfüßen in einer Woche in Botswana hört, steht für mich fest: ein Reifen muss her! So machen wir uns noch einmal nach Windhoek auf, der Pneu wird gekauft, außerdem noch andere wichtige Sachen wie Benzinkanister nebst Dachhalterung, einen elektrischen Kompressor und andere Kleinigkeiten, die uns dabei helfen werden, zu überleben…

✦✦✦

Wir brechen zur letzten Hälfte unserer Namibia-Reise auf, es geht in den Norden zu den Himba, von dort wollen wir zum Etosha-Nationalpark und dann langsam nach Botswana fahren.
Ohne anzuhalten, durchfahren wir Windhoek, die Gefühle sind immer noch etwas gemischt und die Jacaranda-Bäume blühen in herrlichen Lila-Tönen. Wir wünschen dem Dieb, dass ihm der Fotoapparat in den Händen explodiert, oder ähnliches, unsere vorgestrige schlechte Laune verliert jedoch schon an Farbe und wir beschäftigen uns wieder mit wichtigeren Dingen. Schlappe 720 Kilometer liegen vor uns und das soll unser heutig Tagwerk werden.
Die B1 hat uns abermals in ihren Fängen, erneut geht es durch das Khomas-Gebiet und wir passieren die Stadt Okahandja, die mehrfach Schauplatz blutiger Schlachten zwischen den Nama und Herero war. Das monotone landwirtschaftlich genutzte Gebiet fordert nicht unsere gesamte Aufmerksamkeit, irgendwie hängt jeder seinen Gedanken nach, außer dem Klappern der losen Teile unseres Fahrzeugs ist nichts zu hören, zuweilen taucht linker oder rechter Hand ein gigantischer Ameisenbau oder eine Rinderherde auf und man schreckt für kurze Zeit aus seinem geistigen Dämmerzustand hoch. Wir nähern uns Otjiwarongo und langsam belebt sich der Verstand, am Bahnhof bestaunen wir eine Dampflok der Firma Henschel aus dem Jahre 1912 und füllen unsere Taschen mit Biltong (Trockenfleisch) von Kudu- und Impala-Antilopen. Knapp 250 Kilometer haben wir erst hinter uns und sobald die Stadtgrenzen überschritten sind, gleiten wir zurück in den angenehm seichten Zustand des Tagtraumes.

✦✦✦

Über Palmwag führt der Weg nach Opuwo, unterwegs gabeln wir zwei Herero- oder Nama-Frauen auf, die per Anhalter auf dem Weg in das übernächste Dorf sind. Kurzerhand schaffen wir etwas Platz im Fahrzeug und für eine Stunde haben wir etwas Unterhaltung. Viel erfahren wir von den beiden jedoch nicht, ihr Englisch ist dann etwas zu dürftig. Wir setzen die Damen an ihrem Zielort an die frische Luft und an der nächsten Tankstelle darf man sich über die Geschäftstüchtigkeit einiger fliegender Künstler wundern. Ein solcher rauscht nämlich heran und fragt mich nach meinem Namen. Wahrheitsgemäß geantwortet, der Künstler schnitzt daraufhin mit gewandter Hand die fünf Buchstaben nebst einigen schamanischen Zeichen in eine Art Kastanie und ist dann erbost, als wir ihm den Kram nicht abkaufen wollen. Dem Ärger folgt Gejammer, die zehnköpfige Familie und so, das Gejammer wird durch kaufmännische Logik ersetzt und gegen Ende kaufen wir das Ding, weil wir befürchten, dass sich der Artist an den Wagen klammern und bis Opuwo mitschleifen lassen wird. Dummheit sollte eben bestraft werden, mögen einige denken, sich aber für fünf namibische Dollar Ruhe zu erkaufen, scheint uns angemessen. Mit frischem Diesel und einer nutzlosen Namenskugel brausen wir von hinnen und als gerade der späte Nachmittag über uns hereinbrechen will, sehen wir in der Ferne Rauchsäulen über Opuwo aufsteigen. Allerdings brennt der Ort nicht ab, man bereitet lediglich in Haus und Hof das Abendessen vor.

✦✦✦

In den 1920ern erhielt der südafrikanische Commissioner Hahn von den Herero etwas Land zum Aufbau eines Verwaltungszentrums, das damalige Dorfoberhaupt meinte, er habe ohopoho, also „genug“ Land bekommen, aus Ohopoho wird später Opuwo. Stadtrechte besitzt der Ort erst seit dem Jahre 2000, er ist Hauptstadt der Kunene-Region und ist die größte Siedlung im Kaokoveld. Letzteres ist eine große trockene Region im Nordwesten Namibias, die spärlichen Niederschläge lassen keinen Ackerbau zu, so dass sich die hier lebenden Himba und Herero als Jäger und Sammler oder Viehzüchter verdingen. Das Kaokoveld ist verkehrstechnisch kaum erschlossen, die meisten Gebiete können nur mit dem Allradfahrzeug erreicht werden, unter Insidern bekannt sind das Hartmanntal und das Marienflusstal mit seinen Feenkreisen (Pflanzen formieren sich kreisförmig in einer Grasfläche). Gefürchtet ist der van Zyl’s-Pass, eine der schwierigsten Geländefahrzeugstrecken im südlichen Afrika.
Der von einem Franzosen geführter Campingplatz im Südosten oder Nordwesten Opuwos ist gepflegt und hat Atmosphäre, die Leute nett, das Duschwasser kalt und der Pool trocken. Ein einheimischer Mitarbeiter offeriert eine Tour zu „seinen“ Leuten, den Himba; da wir aber sowieso in Richtung Epopa-Wasserfälle zu fahren gedenken und damit das Gebiet der Himba durchkreuzen werden, lehnen wir das Angebot ab.
Noch einmal werden Vorräte ergänzt und wir machen uns auf den Weg Richtung Epupa-Wasserfälle an der angolanischen Grenze.

✦✦✦

Zu den genannten Wasserfällen führen von Opuwo zwei Optionen, man kann der Hauptstraße C43 für etwa 180 Kilometer nordwärts folgen oder man fährt in westlicher Richtung auf der D3703 mit der Möglichkeit, die einsamen Hartmannberge und den Marienfluss zu erreichen, eine landschaftlich reizvolle und fahrtechnisch herausfordernde Tour. Die Entscheidung fällt zugunsten der zweiten Alternative, allerdings lassen wir uns die Hartmannberge „offen“, da sie – unseres Wissens nach – nur über den van-Zyls-Pass zu erreichen sind. Noch in Opuwo erklärt man uns, diesen Pass sollte man in keinem Fall solo befahren, er sei technisch derart anspruchsvoll und Unfälle an der Tagesordnung und Hilfe manchmal erst nach Tagen zur Stelle…, wenn überhaupt. Obgleich wir jetzt schon ein wenig über 4×4-Erfahrung verfügen, scheinen uns die Ratschläge vernünftig und man soll das Glück nicht den Fehdehandschuh ins Gesicht schleudern.
Für etwa 60 Kilometer geht es entlang den Steilrandbergen, die ihrem Namen alle Ehre machen und hie und da winkt ein Himba-Viehhirte der von uns aufgewirbelten Staubwolke nach. Die eine oder andere versprengte Himba-Siedlung ist abseits des Weges auszumachen und erst in Etanga, etwa 110 Kilometer westlich von Opuwo, gibt es eine Sammlung von Häusern mit dörflichem Charakter. Und einen Campingplatz. Die Staubpiste ändert ihre Richtung nach Norden und bei dem Dorf Otjitanda könnte man Richtung Marienfluss und van-Zyls-Pass abbiegen, ohne GPS und ausreichendes Kartenwerk scheint uns das aber suspekt. Kein rechter Pfad, dafür viele Reifenspuren sind zu sehen, die in alle Richtungen führen, wer soll da den Überblick behalten? Verschieben wir den Marienfluss auf ein Irgendwann und folgen lieber dem etwas ausgetretenen Pfad Richtung Etengwa. Hier gibt es einen kleinen Pass, der aber mit Vorsicht und ohne größere Anstrengung zu überwinden ist. Auf dem folgenden Plateau bleiben wir über Nacht, wer weiß, wann der nächste Campingplatz kommt und in der Dunkelheit wollen wir hier in der Wüste nicht fahren. Am nächsten Morgen passieren wir Etengwa und wenig später geht es quer durch das größere Dorf Okongwati zurück auf die C43 und nach Epupa.

✦✦✦

Schnell noch ein Nachwort: Es gibt einen Haufen guter Gründe, in die Region Kaokoveld im äußersten Nordwesten Namibias zu fahren, dazu gehören zweifelsohne die Abgeschiedenheit des Gebietes, die Herausforderungen, denen sich Mensch und Maschine zu stellen habe…, für viele Touristen ist es sicher das Hirten-Volk der Himba, die vornehmlich im Norden Namibias leben, zur Familie der Bantu gehören und als letztes (halb)nomadisches Volk Namibias gelten. Die materiellen Verhältnisse der Himba sind sehr einfach, ihre Hütten bestehen aus Lehm, Dung und Palmenblättern mit reduzierter Einrichtung, ihren Lebensunterhalt verdienen sie sich mit der Schaf- und Ziegenzucht, der Tourismus wird langsam als Einnahmequelle entdeckt, sei es mit dem Verkauf von Souvenirs oder dem bezahlten Posieren für Fotos. Sehr auffällig ist die rote, aus Fett bestehende und vor Sonne und Insekten schützende, Körperbemalung der Männer und Frauen, sowie die Flechtzöpfe und die Kopfbedeckung der verheirateten Frauen aus einer Fellhaut.
Wir können uns dem Charme und der Exotik dieses Volkes auch nicht entziehen, schauen uns ihre Dörfer an, machen verschämt ein paar Fotos (gegen Bares), kommunizieren mit Händen und Füßen so gut es geht und fahren mit einem Gaffer-Gefühl in den nördlichsten Norden.

Ein paar Details

Die Lebenshaltungskosten in Namibia sind in vielerlei Hinsicht auf deutschem Niveau, dazu zählen etwa Besuche im Restaurant, Obst und Gemüse, Kleidung und Wohnungsmiete. Benzin, Bier, Zigaretten und die Grundnahrungsmittel wie Brot, Wasser (aber auch Fleisch) sind etwas billiger, man kann sich aber insgesamt auf ein Budget einstellen, das man für einen Urlaub in Deutschland veranschlagen würde. Vielleicht bleibt am Ende noch etwas übrig…
ca 1850 Kilometer
Übernachtung in:
Windhoek – Farm Godeis & Camping, nicht einfach zu finden, von Windhoek auf die C28, dann die D1958 bis Abzweig D1420 und etwa 12 km Richtung Nordost, GPS: -22.394755,16.772513
Outjo – Ombinda Country Lodge Campsite, GPS: -20.119827,16.157986
Opuwo – Opuwo Country Lodge Campsite, Hotel Pension Le Manoir C 41 Main Road Opuwo
Kaokoveld – Buschcamp an der D3703, GPS: -17.749955,12.957923
Epupa Falls– Epupa Camp an der D3700, direkt am Kunene River, GPS: -17.000278,13.253546
Eintritt usw.:
Cape Cross (Seehundkolonie) – N$ 80, N$ 10 (Auto)

Reiseroute


Route | Übernachtungen | Übernachtungen in Nationalparks | Sehenswertes

Kommentare / Fragen zum Beitrag ?

Die E-Mail-Adresse wird nicht publiziert, erforderliche Angaben erkennt man am *.