Qoud est preparandum


Seit einigen Wochen tragen wir nun schon den Gedanken an einen ‚Roadtrip‘ (für dieses Wort gibt es keinerlei Entsprechung in der deutschen Sprache!) durch das südliche Afrika mit uns herum und im Hinblick auf eine etwaige Vorbereitung dieser ‚Autoreise‘ sind uns in Simbabwe leider die Hände gebunden. Natürlich wäre es selbst in diesen schweren Zeiten, die das Land seit spätestens 2008 durchmacht, möglich, einen adäquaten fahrbaren Untersatz zu finden, aber zu welchem Preis? Und selbst wenn in Harare noch der eine oder andere 4×4-Ausrüster die Tore geöffnet hat, ist das Equipment für uns so gut wie unerschwinglich. So bleiben uns in den letzten Wochen bis zum selbstgewählten Ende unseres Aufenthalts in Simbabwe mehr oder weniger die gedankliche Vorbereitung und die Klärung einiger eher abstrakter Fragen.
Dazu gehört natürlich die essenzielle Frage nach einem Auto, soll es Miete oder Kauf sein, wenn ja wo und welches Modell… Auch die Reiseroute versuchen wir im Vorhinein wenigstens grob festzulegen, die notwendige Ausrüstung werden wir nach und nach und dem Bedarf entsprechend in Südafrika komplettieren.

Reiseroute

Die Ausarbeitung des Reisewegs gestaltet sich als unerwartet schwierig. Es gibt einige Parameter, die nicht außer Acht zu lassen sind: Zunächst einmal wollen wir den südlichen Teil Afrikas so lange bereisen, bis uns der Zaster fast ausgeht, man muss ja wieder nach Hause (oder sonst wohin). Dafür wird eigens eine Art „unantastbarer Notgroschen“ deponiert. Nach Abzug aller entstehenden Kosten rechnen wir mit einer Reisezeit von etwa 4, bei guter Führung maximal 6 Monaten. In diesem Zeitraum ist beabsichtigt, wenigstens vier Länder des südlichen Afrikas zu bereisen. Zu berücksichtigen ist dabei das zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes im jeweiligen Land herrschende Klima, aufgeweichte Straßen und Dauerregen sollen tunlichst vermieden werden. Nach längeren Diskussionen einigen wir uns darauf, geringstenfalls Südafrika, Lesotho, Namibia und Botswana aufzusuchen. Südafrika wird das erste Ziel sein, da hier die notwendige Ausrüstung zu erwerben sein wird.

Geplante Route im südlichen Afrika
Geplante Route im südlichen Afrika

Reisezeit

Die Frage nach der besten Reisezeit für das südliche Afrika ist so leicht zu beantworten wie die Frage nach der krummen Banane. Etwas Recherche ist daher angeraten. Südafrika hat gleich mehrere Klimazonen und während es in den Sommermonaten (Dezember – Februar) in der Kap-Region und an der Atlantikküste sommerlich warm ist, sind im Norden (etwa in der Kalahari-Wüste) Temperaturen von über 30 Grad keine Seltenheit. Südafrikas Binnenland und der Norden sind im Winter hingegen (Mai – September) recht frisch und erträglicher. Im Hochland von Lesotho ist es das ganze Jahr eher kühl, im Winter (Mai – September) fällt im Osten gar Schnee. Generell lässt sich aber sagen, Südafrika ist ein ganzjähriges Reiseziel. Vergessen sollte man nicht, dass in den Monaten Dezember bis Februar Hauptferienzeit in Südafrika ist, was sich insbesondere auf die Preise von Hotels und Aktivitäten auswirkt, die zudem schneller ausgebucht sind.
In Namibia ist die Zeit von Mai bis September am angenehmsten, da nicht so heiß. Allerdings fallen Ferien in diese Zeit, es kann voll und teuer werden, alternativ kann man den Oktober und November empfehlen. Es wird zwar sehr warm, aber die Tage werden auch länger. Botswana hat ganzjährig gutes Reisewetter, zur Tierbeobachtung eignet sich besonders die Trockenzeit zwischen Mai und Oktober, hier ist es auch im Okavango-Delta am schönsten. Ab Dezember beginnt die Regenzeit in Botswana und das Land (besonders die Kalahari-Wüste) blüht im Sinne des Wortes auf.
Für Sambia ist die beste Reisezeit von Anfang Juni bis Mitte November, in der sich anschließenden Regenzeit sind aber viele Camps nicht zugänglich bzw. geschlossen und der Zugang zu Zielen in den Safari-Parks erheblich einschränkt. Dafür sind die Preise deutlich günstiger und grünen Landschaften spektakulärer.
Reisen nach Simbabwe sind ganzjährig möglich, zur Tierbeobachtung eignen sich die trockenen Monate August bis Oktober, in der feucht-schwülen Winterzeit sind Simbabwes Wasserfälle am schönsten. Malawi hat ein subtropisches Klima mit vier Jahreszeiten auf. Angenehm ist die kühle Saison von Mai bis Mitte August, schwül und feucht wird es ab November bis April. Grundsätzlich lässt sich sowohl das malawische Hochland im Norden und im Süden, als auch das Landesinnere ganzjährig bereisen.

Fahrzeug

Da das Internet in Simbabwe doch ab und an funktioniert, wird uns recht schnell klar, dass für mehr als zwei Monate Reisezeit die Anmietung eines Autos ziemlich unwirtschaftlich ist. Der Kauf eines PKW erscheint, auch nach Gesprächen mit Freunden in Simbabwe, alternativlos. Unglücklicherweise schlagen wir noch im Land ein gutes Angebot aus, Bekannte wollen wegen geplanter Heimreise ihren 98er-Toyota Landcruiser für 10.000 US$ an uns veräußern, aber…
Die Entscheidung, einen Land Rover Defender 110 zu kaufen, ist schon lange gefallen. Für uns gibt es eine einfache Rechnung: Afrika + Safari = Land Rover. Diese Gleichung hat keine Variablen, auch wenn man uns von allen Seiten warnt und in nächster Zeit fleißig mit Witzen über den Wagen versorgt. Und selbst wenn sich einige dieser Witze später als wahr und gar nicht witzig herausstellen, gehört uns bald ein Auto, das einem ungezogenen Kind gleicht und uns viel Spaß und viel Ärger einbringt. Aber wie es mit Kindern ist, die ihren eigenen Willen und Charakter haben: man liebt sie mehr als die gut „funktionierenden“.
Wer mehr über den Autokauf in Südafrika erfahren möchte, hier gibt es ein vielleicht (noch) nützliche Informationen. Im Ganzen dauert es gute drei Wochen, bis wir endlich einen schneeweißen Land Rover unser Eigen nennen können und die wir zu diesem Zweck in Johannesburg verbringen (müssen). Dabei haben wir das Auto bereits nach knapp 10 Tagen ausfindig machen können, es dauert allerdings mit dem Geldtransfer so lange, dass der Autohändler fast schon graue Haare bekommt.

Die Kunst, ein Auto zu lenken

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert Fahrerfahrung noch einmal Fahrstunden nehmen? Eine ausgezeichnete Idee, der Land Rover ist vor allen Dingen für den Einsatz im Gelände gedacht und wer weiß schon, wozu dieses Auto fähig ist… Auf einem Campingplatz in Nelspruit nehmen wir Differential-Getriebe Landrover
Differenzial-Getriebe Landrover
daher bei Dave Unterricht in Geländewagenfahren. Einen ganzen Vormittag quälen wir das Auto auf der zum Campingplatz gehörenden 4×4-Strecke herum, lernen etwas über Traktionskontrolle, Über- und Untersetzung, üben den Gebrauch des zuschaltbaren Geländemodus und sind wirklich erstaunt, was das Auto zu leisten imstande ist. Fahren mit einem Neigungswinkel von 30 Grad? Möglich, wenn’s sein muss. Wagenstart am Hang beim Rückwärtsrollen? Kein Problem mehr. Im Laufe des Trainings wird ordentlich geschwitzt, aber mehr aus Angst, viele Dinge hätte man ohne Hilfe gar nicht ausprobiert und am Ende der Lehrstunde sind wir mit uns, Dave und dem Wagen sehr zufrieden. Ohne Schaden geht allerdings nicht, Frank reißt beim Rückwärtsfahren die hinteren Schmutzfänger ab. Naja, was nicht mehr ist, kann auch nicht verloren gehen.

Ausrüstung

Die wichtigsten Dinge, Kleidung, Fotoausrüstung und persönlichen Kleinkram können wir aus Simbabwe im Rucksack mitbringen. Größere Anschaffungen, insbesondere Campingausrüstung, werden wir hingegen in Südafrika erstehen, dazu gehören vor allem große (Plastik-) Transportboxen, ein Dachzelt und andere Teile für das Auto, die uns für eine Reise durch das südliche Afrika notwendig erscheinen.
Relativ günstig bekommt man Aufbewahrungs-Boxen in den sog. „hardware stores“ (vergleichbar mit einem Baumarkt), z.B. bei Mica oder Built it bzw. in den großen Supermärkten wie Checkers, Pick n Pay oder ShopRite.
Campingausrüstung kann man zum Teil ebenfalls in diesen Märkten erstehen, etwa Campinglampen, Plastikgeschirr o.ä. Gute Outdoor-Läden sind – unserer Meinung nach – nicht ganz so einfach zu finden, die vielleicht besten Ketten mit der größten Auswahl sind wohl outdoorwarehouse und Cape Union Mart .
Shops mit speziell auf die Bedürfnisse von Geländewagen-Besitzern zugeschnittenem Angebot sind unter anderem 4x4megaworld und Läden wie 4x4direct und LASport, bei letzteren steht die technische Ausrüstung des Autos im Vordergrund.
Aber alles hat seinen Preis und wenn auch viele der angebotenen Waren schön glänzen und das Leben des Campers sicherlich erleichtern, beschränken wir uns auf das Notwendigste, da wir zum einen nicht vorhaben, der Zivilisation über Wochen den Rücken zu kehren und auf der anderen Seite sind viele Ausrüstungsgegenstände zwar „shiny“, aber auch entbehrlich. Im Einzelnen:

  • Dachzelt Eezi Awn (gebraucht)
  • 2 Pro Quip Benzinkanister
  • FrontRunner Halterung für Benzinkanister
  • Campingstühle und Tisch (Checkers)
  • Aufbewahrungsboxen (Mica Baumarkt)
  • Campinglampe (Mica Baumarkt)
  • FrontRunner Ersatzreifenhalterung/Dach
  • Ladegeräte für Kamera-Akkus und Laptop (Made in China)
  • Bushnell Fernglas

Ach, noch ein Wort zum Dachzelt: Die Dinger sind praktisch, schwer und teuer. Aber sie vermitteln einem – im Gegensatz zum normalen Zelt – ein scheinbares Gefühl von Sicherheit. Scheinbar? Als wir im Manapools NP in Simbawe mitten in der Nacht von einer Elefantenherde, die zum Trinken an den Sambesi-Fluss wollte, eingekreist werden, geht dieses Sicherheitsgefühl schnell flöten, wenn plötzlich ein langer, grauer Rüssel zum Zelt hereinlugt und schnüffelnd nach Essbarem sucht. Teuer? Für ein Dachzelt muss man tatsächlich mit einem Tausender (Euro, wohlgemerkt) rechnen, da lohnt sich das Umsehen nach einer Einheit aus zweiter Hand. Für Gebraucht-Kram bietet sich dazu die südafrikanische Webseite gumtree.co.za an, eine Art virtuelles Schwarzes Brett, auf dem allerhand Second-Hand-Nützlichkeiten angeboten werden. So gelangen wir an ein etwas in die Jahre gekommenes, aber gut erhaltenes Dachzelt.

Papierkram

Visum:

  • Südafrika – Inhaber deutsche Reisepässe und eines gültigen Rückflugscheines erhalten bei Einreise eine Besuchsgenehmigung („visitor’s visa“) maximal mit einer Gültigkeit von bis zu 90 Tagen. Ein gesonderter Visumsantrag ist nicht erforderlich.
  • Namibia – Deutsche können zu ausschließlich touristischen Zwecken für Aufenthalte von bis zu 90 Tagen im Jahr ohne Visum einreisen.
  • Botswana – s. Namibia
  • Simbabwe – Für die Einreise nach Simbabwe ist ein Visum notwendig, dies wird nur bei der Einreise sowohl an den Landesgrenzen als auch an den Flughäfen erteilt.
  • Sambia – Für Deutsche besteht ein Visumzwang. Touristenvisa können gebührenpflichtig bei der Einreise nach Sambia erteilt werden.
  • Malawi – Für die Einreise nach Malawi ist ein Visum nötig. Dieses kann direkt an der malawischen Grenze gegen Bares (mindestens 75 US$) erteilt werden.
  • Mosambik – Für die Einreise nach Mosambik ist ein Visum erforderlich, mittlerweile ist dies auch wieder an der Grenze erhältlich, genauere Infos, s. Auswärtiges Amt .
  • Swasiland (Eswatini) – Deutsche erhalten für bei der Einreise an der Grenze eine Aufenthaltserlaubnis (Touristen) für 30 Tage.
  • Lesotho – Für einen Touristenaufenthalt von bis zu 14 Tagen brauchen Deutsche kein Visum. Für längere Aufenthalte schon. Ein solches Visum kann über eVisaLesotho beantragt werden.

Andere Papiere:

  • Reisepass – in der Regel muss dieser 6 Monate Gültigkeit besitzen und freie Seiten für die Visa haben.
  • Impfpass – Haben wir immer dabei und noch nie vorzeigen müssen.
  • Carnet de Passage – Die Zollpapiere für das Auto, falls man Grenzen überschreitet. Lassen sich beim südafrikanischen Automobilclub (AA) erwerben.
  • Kfz-Papiere – natürlich notwendig, darauf achten, dass Namen und Daten mit dem Reisepass übereinstimmen.

Sonstiges

Verkehr: Ein Vermächtnis der britischen Kolonialzeit im südlichen Afrika ist der Linksverkehr. Man gewöhnt sich aber schnell an die andere Fahrweise, in der ersten Zeit ist das Rechtsabbiegen und das Einfahren in den Kreisverkehr etwas fremd. Der internationale Führerschein ist erforderlich und nur in Verbindung mit dem nationalen deutschen Führerschein gültig. Leider gibt es in Afrika sehr viele Polizeikontrollen und leider sind es oft Check-Points, an denen Polizisten ihr Gehalt aufbessern. Vor Ort zahlen ist in den seltensten Fällen eine gute Idee, in Südafrika gibt es dazu eine Korruptionshotline. Aber wie das so ist, die Polizisten sitzen am längeren Hebel und oft zahlt man, um Ärger aus dem Weg zu gehen. Auf einer Quittung bestehen!
Land-/Straßenkarten: – In Südafrika wird man problemlos fündig, insbesondere der südafrikanische Kartenverlag MapStudio hat eine reiche Auswahl an Straßen-Atlanten und Länderkarten für die gesamte südliche Region. Aber auch in den anderen Ländern gibt es recht gutes Kartenwerk und spätestens in den Hauptstädten wird man sie in diversen Buch- oder 4×4-Läden finden.
Literatur: Leider können wir wenige Empfehlungen aussprechen, nicht weil es nichts Gutes gibt, sondern einfach mangels Erfahrung. Reiseführer Südliches Afrika
Reiseführer Südliches Afrika
Zu Beginn unserer Reise behelfen wir uns mit einem steinalten Lonely Planet „Southern Africa“. Später gelangen wir auf wundersame Weise an einen Bildband-Reiseführer mit dem Titel „Secret Southern Africa“ (Vincent Leroux), der zu Beginn der 90er vom AA herausgegeben wurde und viele Reiseziele enthielt, die nicht in jedem Reiseführer enthalten waren. Eine echte Fundgrube! Noch ein Tipp: Kaum eine andere Region verfügt über eine so reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt und es ist eine feine Sache, wenn man weiß, was man nach stundenlanger Pirschfahrt vor das Objektiv bekommt. Daher unser Rat: wenigstens ein Tier- und Vogelbestimmungsbuch kaufen, empfehlenswert sind die Bücher von Sasol, Newman’s oder Stuart’s.
Impfungen: Hepatitis A & B ist fast schon ein Muss für Vielreiser, gleiches gilt für Tetanus und Diphterie. Ansonsten sind wir sehr zurückhaltend mit anderen Vakzinationen, insbesondere die Malaria-Impfung ist nicht ganz unumstritten. Da lieber handfest in Form von Moskitonetzen oder körperbedeckender heller Kleidung gegen Mückenstiche schützen. Darüber lachen Tse-Tse-Fliegen nur, sie stechen auch durch Hemd und Hose, die Stiche sind sehr schmerzhaft, hinterließen bei uns aber außer irgendwann abschwellenden Beulen keine weiteren Probleme… hoffentlich.
Reisekrankenversicherung: Muss jeder für sich selbst entscheiden, heute gibt es aber zum Teil recht günstige Angebote, also lieber versichern, man weiß ja nie! Die medizinische Versorgung in den Ländern des südlichen Afrika ist relativ gut, je weiter man sich aber von den großen Städten entfernt, umso einfacher werden die Behandlungsmöglichkeiten.
Kriminalität: Ist natürlich vorhanden und leider (mal wieder) im Aufwind. Vornehmlich Taschendiebstahl und Raubüberfälle sind und bleiben ein Problem, zum Teil auch unter Einsatz von Waffen. Wichtig: in den Städten nie etwas im Auto liegen lassen und nur auf bewachten Parkplätzen parken. In Simbabwe gab es eine Phase des sog. „smash ’n grab“, hielt man an der Ampel, flog ein Stein ins Fenster und mehrere Diebe stürmten das Auto und räumten es leer. Ansonsten gilt: Vorsicht, aber nicht übertreiben, ängstliches Auftreten lockt den Dieb erst an.

Ein paar Details

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