Ein paar Vorüberlegungen


In den vergangenen Jahren sind wir immer mal wieder in den Bergen auf Trekking-Tour gegangen, zwischenzeitlich genießen wir beide es, bei einer Bergwanderung den Geist fast vollends abzuschalten, ein wenig an die eigenen körperlichen Grenzen zu gehen und das gute Gefühl zu genießen, das geleistet zu haben, was man sich vornahm. Mehr wegen der geografischen Nähe fanden viele unserer Wanderungen im Himalaya statt, dieses Jahr allerdings erstmalig für längere Zeit im indischen Teil dieses Gebirges. Die Erfahrungen, die wir dabei mal wieder in Bezug auf das Bergwandern (und hier im Besonderen auf Ladakh) sammelten, gibt es nachfolgend in komprimierter Form. Sollten Fragen offen geblieben sein, wir antworten gern!

1. Anreise

Manali-Route: Private und auch öffentliche Busgesellschaften in Delhi haben Manali (1949 m) fest im Angebot, für die 600 km (RS500-1000+) rechne man mit einem ganzen Fahr-Tag. Ab Manali starten Busse (ab Rs2000) zur 20-24 stündigen Direktfahrt nach Leh. Wohl eher etwas für Einheimische, denn das Höhenkrankheitsrisiko ist auf dieser Strecke beträchtlich. Besser einen Zwischenstopp in Keylong (3164 m, 7 Stunden Fahrt) einlegen, um sich an dünne Luft zu gewöhnen. Der nächste Reiseabschnitt hat es in sich: ab Darcha geht es permanent bergauf bis zum Baralacha-Pass auf 4910 m Höhe. Es folgt das Rupshu-Plateau, eine Hochgebirgsebene mit Höhen zwischen 4400 m und 5500 m und bei Sarchu schraubt sich der Bus dann zum Nakee-Pass (4915 m) hoch und weiter zum Lachulung-Pass (5055 m). Und wer jetzt noch geradeaus denken kann und glaubt, alles ist zu Ende (so oder so), nach 40 km durch die Morey Plains folgt mit 5300 m die Krönung, der Taklang-Pass. Von hier aus sind es dann noch ungefähr 80 km „bergab“ bis Leh und endlich ist es Zeit, aufzuatmen.

Himalaya / Indien
Indischer Himalaya in der Vogelperspektive
Himalaya Mountain Range bei Manali
Himalaya Mountain Range bei Manali

Srinagar-Route: Die Route über Srinagar geht zwar über niedrigere Pässe, die Gefahr liegt hier vielleicht woanders: Srinagar liegt im Norden der Provinz Jammu & Kaschmir, eine Region die seit 1986 aufgrund des Konflikts zwischen Pakistan und Indien recht instabil ist. Bitte vorher informieren (etwa beim Auswärtigen Amt ); 2016, einen Tag nachdem wir Srinagar verlassen hatten, kam es zu Demonstrationen und Schießereien mit Todesopfern. Von Srinagar nach Leh sind es „nur“ etwa 430 Kilometer, eigentlich eine Tagesfahrt mit dem Bus. Leider nicht, für die etwa 210 km von Srinagar nach Kargil braucht der öffentliche Bus fast 10 Stunden und in Kargil (2676m) wird die Fahrt unterbrochen, bevor es am nächsten Tag in aller Frühe weitergeht. Insgesamt geht es nach Leh über drei Hochgebirgspässe (< 4500 m).
Die J & K State Road Transport Corporation (J&K SRTC) bietet einen regulären Busservice von Srinagar nach Leh an. Es gibt Deluxe- und Ordinary-Busse, der Unterschied ist nur im Preis zu erkennen und variiert zwischen ₹1300 und ₹750. Die Busse starten vom Terminal in der TRC Road in Srinagar um 7.30 Uhr. Achtung: Bitte Änderungen in Preis und Abfahrtszeit vor Ort erfragen! Außer mit öffentlichen Bussen gibt es die Möglichkeit, einen Jeep zu mieten, entweder für sich allein oder man teilt einen Jeep mit anderen Reisenden. Letzteres ist zwar die billigere Lösung, allerdings wird der Jeep sitzplatzmäßig ausgereizt und der Vordersitz ist in der Regel schnell vergeben. Ein Jeep von Kargil nach Leh kostete 2015 zwischen ₹3000 und ₹4000, bei 6 Fahrgästen kamen auf jeden etwa ₹500. Eine einfache Fahrt Srinagar – Leh dürfte ₹12000+/Jeep kosten, dies hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab, etwa Alter des Fahrzeugs, Verhandlungsgeschick usw.

Bus nach Leh
Öffentlicher Bus nach Leh
Leh Highway bei Mulbekh
Leh Highway bei Mulbekh

2. Reisezeit

Klingt im Zusammenhang mit Indien ein wenig seltsam, aber die beste Reisezeit ist zwischen Juni und September. Während im Rest des Landes der Monsun wütend sein Zepter schwingt, herrschen in Ladakh angenehme sommerliche Temperaturen (bis 30 Grad in Leh), der Himmel ist blau, die Nächte lau und nur vereinzelt kann es Regenschauer geben (dann aber richtig), die in höheren Lagen als Schnee niedergehen können. Im späten August/Anfang September geht der Wasserstand vieler Flüsse zurück und ermöglicht erst deren Überquerungen, kleinere Wasserläufe trocknen allerdings ganz aus, was bei der Wasserversorgung unterwegs zu bedenken ist. Achtung: Die Sommermonate sind Hochsaison in Ladakh, in Leh kann es voll, eng und laut werden, auf dem Trek ebenso.

3. Übernachten

In Bezug auf Unterkunft ist man auf das Zelt (eigenes, gemietet oder als Teil einer organisierten Tour) bzw. die sogenannten Home-Stays (Gastfamilie) angewiesen. Campsites sind zählbar, rudimentär in der Ausstattung und verfügen meist über ein Plumpsklo und eher selten über eine Dusche. Campiert man in der Nähe eines Home-Stays darf man – gegen Gebühr – schon mal die Dusche nutzen, die in der Regel außerhalb des Wohnhauses liegt und aus einem großen Wassereimer (mit vielleicht lauwarmem Wasser) und einer kleinen Schöpfkelle besteht.

Küche im Homestay Küche im Homestay
Homestay-WC / Ladakh Homestay-WC

Home-Stays sind regelmäßig tibetische Häuser einheimischer Familien, die im Sommer halb leer stehen, da ein Großteil der Familie auf dem Feld oder als Hirte arbeitet und dann in der Nähe des Arbeitsplatzes nächtigt. Von der Gastfamilie trifft man somit gemeinhin die Hausherrin, die Großeltern und kleinen Kinder an. Je nach Home-Stay kann man in einem ‚privaten‘ Zimmer und/oder in einem Schlafsaal übernachten, sanitäre Einrichtungen sind oft in kleinen Hütten abseits des Wohnhauses. Mahlzeiten werden gemeinsam mit der Familie und den anderen Reisenden eingenommen und bestehen normalerweise aus lokaler Cuisine, einfach, aber nahrhaft und lecker. Die so oft beschworene Möglichkeit, etwas vom Leben der Dorfbewohner zu erfahren, trifft zumeist auf das Beobachten und Schlüsse ziehen zu, Englisch wird zum Teil gesprochen, aber seltenst reicht es für tiefergehende Konversationen. Die Ausstattung in den Zimmern ist denkbar einfach, ein roh gezimmertes Bett oder Matten auf dem Boden und Berge von Kissen und Decken, frieren ist hier nicht drin. Wie schon erwähnt: auch als Camper ist man in Home-Stays als zahlender Gast gern willkommen.

4. Individual-/Gruppentrekking

Ob man sich eine professionelle Reisebegleitung anmietet oder nicht, hängt sicher von verschiedenen Faktoren ab: Wie schwierig ist die Orientierung im Gelände – Erfahrung im Umgang mit Karte/Kompass – Budget – Reisezeit – Abenteuer oder Unbeschwertheit…, um nur einige zu nennen.
Soweit es uns möglich erscheint, versuchen wir allein auf eine Wanderung zu gehen. Ständig einen Fremden im Nacken zu haben, ist nicht einfach zu ertragen und man weiß vorher auch nicht, wie sich das Verhältnis entwickelt. Aber: besonders in den Bergen ist es schnell geschehen, dass man sich verläuft und dies kann fatale Folgen haben, selbst wenn man zu zweit oder mit mehreren Leuten mit gleichem (Un-) Erfahrungshintergrund loszieht. Ein lokaler Reiseführer ist – Engagement und Freude am Beruf vorausgesetzt – eine unerschöpfliche Quelle an Informationen bezüglich Kultur, Lebensweise der Einheimischen, Natur usw. der Region, er kann Unterkünfte und Transport organisieren, Fotogelegenheiten schaffen und viele Tipps in Sachen Hochgebirgswandern geben. Auf der anderen Seite: hat er keine Lust oder stimmt die Chemie nicht, wird so ein Begleiter schnell zu einem unfreiwilligen oder gar lästigen (selten erlebt).

Gruppentour - Markha-Trek Gruppentour mit Lasteseln

Der Markha-Trek gehört zu den ausgetretenen Pfaden, stößt einem hier etwas zu, wartet man höchstens ein paar Stunden, bis jemand erscheint, der Hilfe organisieren kann. Bei anderen Treks, etwa dem Lamayuru-Padum hätten wir schon viel länger überlegt, ob ein Guide sinnvoll ist.
Noch ein Wort zum Gruppen-Trekking: Oft wird so eine Gruppenreise zur Vollbeschäftigung für alle Einwohner eines Dorfes. Am Gangabal zogen wir mit zwei Begleitern und drei Pferden los, am Ende waren es vier ‚guides‘ und fünf Pferde (bei gleichem Preis). Das ist zwar nett und auch verständlich, man darf aber nicht vergessen, dass mehr Begleiter erstens unnötig sind, zweitens mehr Müll produzieren und fünf Pferde mehr Gras fressen als drei; Gras, das am Ende den lokalen Hirten fehlt. Ein echtes Dilemma…

5. Trekking-Kosten

Die Frage nach den Kosten einer Trekking-Tour ist – wie üblich – nicht einfach zu beantworten und hängt von der Saison, dem Verhandlungsgeschick, den persönlichen Bedürfnissen und der Art des Trekkings ab. Recherchen in 2018 ergaben, dass eine organisierte Trekking-Tour ins Markha Valley (6-7 Tage) zwischen Rs 14.000 (‚trag deinen Krempel selbst‘) und Rs 34.000 (‚lass den Esel tragen‘) kostet. Teurer geht es bestimmt noch, ob billiger…? Die günstigen Angebote beinhalten aber wenigstens einen Führer, die Unterkunft (‚Halbpension‘) und den Transport zum Start und vom Ziel.
Individualtrekking kann teurer werden, da man des ‚Mengenrabatt‘-Vorteils verlustig geht. In Leh sollte man sich nach den aktuellen Preisen der Home-Stays informieren, es gibt nämlich einen jedes Jahr vom Homestay-Verein offiziell festgelegten Tarif, der ‚Home-Stay-Dumping‘ vermeiden soll. 2016 kostete eine private Übernachtung (mit Abendessen und Frühstück) im Markha Valley und auf dem Phuktal-Trek Rs 800.
Die billigste und abenteuerlichste Lösung ist das Campen mit eigenem Zelt. Ein Platz auf einer offiziellen Campsite liegt bei Rs 100-200, inoffizielle Campsites sind natürlich kostenlos. Beim Wildcampen das Aufräumen nicht vergessen! Sofern man campt, aber in die Home-Stays zum Essen einkehrt, wissen wir nichts von einem offiziellen Tarif, man zahlt was verlangt wird oder geht wieder.

6. Ausrüstung

Gleichgültig, auf welche Art man in Ladakh das Trekking angeht, die wichtigsten Utensilien sind: der Rucksack, die Schuhe und die Socken! Und diese sollte man schon im Vorhinein kaufen, nutzen und für gut befinden. Ob die Schuhe unbedingt aus Leder und knöchelhoch sein müssen, ist Ansichts- und Erfahrungssache, wichtig ist, sie passen und man läuft sich keine Blasen. Auch der Rucksack sollte ’sitzen‘, immerhin hat man selbigen für mehrere Stunden auf dem Rücken, Schulter-, Rückenschmerzen und Blasen an den Füßen sind in den Bergen selten förderlich.
Andere Ausrüstung lässt sich auch in einem der vielen Shops in Leh kaufen oder mieten, einiges sollte man aber zusätzlich mitbringen, weil es zum einen bereits vorhanden ist, andererseits will man vielleicht nicht den ganzen Urlaub mit Shopping verbringen. Hier noch ein paar Tipps, was in den Rucksack gehören sollte:

  • Sonnenschutz (Hut, Brille, Creme)
  • Zeltausrüstung, falls Individual-Trekking (kann zwar gemietet werden, ist aber alles ziemlich schweres Zeug)
  • Wanderstöcke, entlastet Rücken und Knie
  • Trinkflasche oder Wasserblase
  • Medikamententasche, hier hinein insbesondere gute Blasenpflaster und -creme, Vaseline, evtl. medizinische Staubmasken
  • Rettungsdecke (im Zweifel als Unterlage gegen Kälte)

Natürlich haben wir noch andere Sachen im Rucksack, dazu wird es demnächst einen eigenen Bericht geben.

7. Trekking-Sicherheit

Einige ‚goldene Bauernregeln‘ sollte man mit Blick auf die eigene Gesundheit beherzigen:

  • im Vorhinein Informationen zur Tour einholen, dann gibt es keine bösen Überraschungen
  • geeignete Ausrüstung einpacken
  • die eigenen Fähigkeiten in Bezug auf Kondition, Trittsicherheit, Ausdauer und Kraftreserven nicht überschätzen. Ein Fehltritt aufgrund von Schwäche oder Müdigkeit kann fatale Folgen haben.
  • eine Tour nur angehen, wenn man gesund und fit ist, den Mut zum Abbruch einer Tour haben; Aufgeben ist keine Schande, rettet einem aber u.U. das Leben
  • Gewitter meiden
  • Akklimatisation: Ladakh ist eine Hochgebirgsregion und eine ausreichende Höhenanpassung ist wichtiger als ein Koffer voller Pillen. Die beste Medizin bei Symptomen der Höhenkrankheit wie Kopfschmerz, Schwindel oder Übelkeit ist der Abstieg; Schlafhöhe moderat steigern
  • stets ausreichend Wasser mitführen, gerade im Hochgebirge dehydratisiert man schnell
  • halbwegs sicher im Umgang mit Karten, Kompass, GPS sein, in den Bergen hat man sich schnell verlaufen
Ein paar Details

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