Im Westen von Süden nach Norden
Invercargill ist zwar nicht die südlichste Ortschaft Neuseelands (das wäre wohl Oban auf Stewart Island), aber wenigstens die südlichste (Groß-) Stadt. 1856 von John Turnbull Thomson gegründet, ist Invercargill mit heute knapp 50 Tausend Einwohnern ein geschäftiges Zentrum in der Provinz Southland. Ein großer Teil der Einwohner ist schottischen Ursprungs, die Stadt ist voll mit viktorianischer und edwardianischer Architektur des 19. Jahrhunderts und Ausgangspunkt für Fahrten nach Bluff und nach Stewart Island. Die Lage der Stadt an der Mündung des Waihopai Rivers und das häufige Auftreten der Aurora Australis (Südlichter) in den langen Tagen des Sommers haben der Invercargill den Titel „Stadt des Wassers und des Lichts“ beschert. Die weltgrößte Privatsammlung alter Autos und Motorräder machen den Ort zudem zum Mekka für Liebhaber klassischer benzinbetriebener Fahrzeuge. Wir begnügen uns mit einer kurzen Sightseeingtour per modernem Automobil, versuchen den 130 Jahre alten und 40000 Millimeter hohen Wasserturm Invercargills auf unseren 3 Jahre alten und 16×25 Millimeter großen Kamerasensor zu bekommen und trinken rasch einen heißen Kaffee, bevor dieser kalt wird und wir unsere Reise fortsetzen.
Reiseroute
Wir haben im Vorfeld lange (naja, am Ende waren es 30 Minuten) überlegt, welches der Fjorde im Süden zu besuchen sei. Letztlich entscheiden wir uns gegen den Doubtful Sound und für den Milford Sound im Glauben, letzterer sei einfacher und billiger zu erreichen und vielleicht wäre es nicht so erheiternd, bei diesem schlechten Wetter für längere Zeit auf einem Schiff zu hocken (so im Doubtful Sound) und in den Nebel hineinzustarren. Außerdem verspricht die Fahrt auf der 120 Kilometer langen Milford Road ein echtes Highlight zu sein.
Wohl denn, wir verlassen Invercargill und sind bald in Riverton, eine der ältesten Siedlungen Neuseelands. Die Mitarbeiterin der i-site freut sich über Besuch und empfiehlt das ausgezeichnete Te Hikoi Southern Journey Heritage Museum, das Einblicke in die einzigartige und dramatische Geschichte der Maori und der europäischen Siedlung in der Region bietet. Riverton hat zudem einige gute Strände und einen Yachthafen. In dem Flecken Tuatapere, der selbsternannten Würstchen-Hauptstadt Neuseelands mit reicher Sägemühlen-Vergangenheit und einem Holzfällermuseum, sind wir erstaunt über den Einfallsreichtum der Einwohner, ihr verschnarchtes Provinznest zu vermarkten, und entsetzt über die Einfallslosigkeit im Hinblick auf die Herstellung von Wurstwaren. In einem Laden, der mit berühmten selbstgemachten Würstchen wirbt, gibt es tatsächlich Würste, vielleicht auch handgemacht, indes nur eine Sorte, dafür in jeder Form, Länge und von unterschiedlichem Gewicht. Well done! Besser ist da schon das Yesteryears-Cafe im selben Ort, ein schnuckeliger Holzbau mit angeschlossenem Museum und delikatem Karottenkuchen.

Strand nahe Riverton
Wenig hinter Tutapere liegt Clifden und seine Hängebrücke aus dem Jahre 1899; wer will, kann hier aussteigen und über die Brücke auf die andere Seite laufen…, und wieder zurück. Einige Hundert Meter weiter kann der Neugierige unterirdische Höhlen, die Clifden Caves, in Augenschein nehmen, in denen es u.a. Glühwürmchen gibt und die bei Regen volllaufen können. Also: Vorsicht! Wir sind hingegen in Bezug auf unser weiteres heutiges Vorgehen noch keinen nennenswerten Schritt vorangekommen, noch knapp 90 Kilometer sind es bis Te Anau, zwischendrin halten wir am Redwood Wetland Nationalpark, stehen dort unschlüssig und ratlos herum, bis uns der Regen wieder ins Wageninnere treibt. Bald erreichen wir den Manapouri See, der von einigen als der schönste Alpensee des Landes bezeichnet wird. Außerdem ist er vielleicht die Wiege der neuseeländischen Umweltbewegung, beim Bau des Manapouri Wasserkraftwerks kam es erstmalig wegen einiger Sünden wider die Natur zu ernsthaften Protesten. Leider ist heute vom See nicht viel auszumachen und auch auf den folgenden 22 Kilometer bis Te Anau lässt sich die Sicht eher als „durch Dunst getrübt“ bezeichnen.
Te Anau liegt am gleichnamigen und zweitgrößten neuseeländischen See, eingerahmt von den Bergen Mt. Luxmore und Murchison als beeindruckender Kulisse. Die kleine malerische Ortschaft, die im späten 19. Jahrhundert gegründet wurde und Basislager für Ausflüge in das Gletschergebiet des Fiordland National Parks ist (zu nennen wären da die Kepler-, Milford- und Routeburn-Tracks), entwickelte sich erst nach der Eröffnung des Homer Tunnels und der spektakulären 120 km langen Alpenstraße nach Milford im Jahr 1953. Wer keine Lust (mehr) auf Trekking hat, Rundflüge, Wassersport und die Te Anau Glühwürmchenhöhle sind Alternativen, für die meisten Reisenden ist es jedoch der Milford Sound, der sie hier einen Stopp machen lässt. Im Ort gibt es zahlreiche Restaurants, Hotels und Geschäfte sowie ein ordentliches Besucherzentrum. Eine Mitarbeiterin des Visitor Centre berichtet uns in (fast) akzentfreiem Deutsch, dass mit einer Änderung des Wetters in den nächsten Tagen kaum zu rechnen sei, außerdem gibt sie Tipps hinsichtlich der Campingmöglichkeiten am und um den Sound herum hin. Notwendige Einkäufe werden erledigt, ein kleiner Spaziergang am See lässt das Blut nach langer Fahrt wieder zirkulieren und nur kurze Zeit später sind wir wieder auf der Straße Richtung Milford Sound…

Lake Te Anau
Die Milford Road folgt den ersten 30 Kilometern der Uferlinie des Te Anau-Sees, bevor sie an den Te Anau Downs (hier hat man noch einmal einen exzellenten Blick auf Murchinson Mountains) in nordöstlicher Richtung ins Landesinnere abknickt. Durch Tussock-Steppen und Buchenwälder führt die Straße ins Eglington Valley, das beidseitig von steilen Bergen flankiert wird. Bei Kilometer 60 stößt man auf die Mirror Lakes (Spiegelseen), in deren Oberfläche bei ruhigem Wetter die umherstehenden schneebedeckten Berge ihr Bild zurückwerfen. Nicht lange und wir sind an Knobs Flat, die hiesigen Toiletten sind nicht so sehenswert wie die herrlichen Lupinenfelder rundherum. Am Lake Gunn (Kilometer 75) kann man sich auf einem Rundweg durch einen steinalten Rotbuchenwald die Beine vertreten, um den See herum stehen einige schneebedeckte Gipfel, u.a. der Consolation Peak (1851m). Am Ende des See liegt der 532 Meter hohe Pass The Divide, der niedrigste Ost-West-Pass in den südlichen Alpen und Ausgangspunkt mehrerer Trekkingtouren. Wenig später könnte man in das Hollyford Valley abzweigen, wenn man denn wollte, will man nicht, kann man von der Straße wenigstens ein Foto vom Tal schießen. Der moderate Hollyford Valley-Track führt den Wanderer in eine alte Zeit zurück, in eine spektakuläre Landschaft aus Bergen und Urwald und einer faszinierenden Geschichte menschlichen Bemühens, diese wilde Gegend zu besiedeln. Fast 100 Kilometer sind geschafft, vom Monkey Creek hat man eine gute Aussicht auf das obere Hollyford Valley und eine gute Chance, Keas oder Whios (Blauenten, Hymenolaimus malacorhynchos) zu sehen. Etwas weiter nordwestlich steht man plötzlich vor der Darran-Bergkette, die bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts den Zugang zum Milford Sound für Fahrzeuge versperrte. 1935 wurde mit dem Bau des Homer-Tunnels begonnen, der nach dem Landvermesser William Homer benannt wurde, welcher 1889 dieses Gebiet erkundete und schon damals vorschlug, einen Weg durch die Darran-Berge zu brechen. Das Unternehmen startete mit fünf Arbeitern (später waren es mehr), die bereits 1940 nach 1,2 Kilometern harter Arbeit in 945 Metern Höhe den Durchbruch ins Cleddau Valley schafften, allerdings war die Röhre für Fahrzeuge zu dieser Zeit noch zu schmal. Während des Krieges lag die Baustelle brach, erst 1945 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und 1954 schließlich erfolgreich abgeschlossen.
An der Ampel, die in der Hochsaison den Verkehr regelt (und die in der Winterzeit wegen der Lawinengefahr für die wartenden Autos ausgeschaltet ist), müssen wir anhalten und haben unseren ersten Kontakt mit dem Nestorpapagei oder Kea, einem der Nationalvögel Neuseelands. Die Tiere sind fast einen halben Meter groß, olivgrün im Federkleid und wohl die einzige Papageienart, die sogar im Schnee (über)leben kann. Scheu scheint ein Fremdwort für die Vögel und der Wagen, der vor uns an der Ampel steht, hat gleich vier der Papageien auf dem Dach, die sich weder durch Fotografieren noch durch unkontrolliertes Herumfuchteln mit den Armen irritieren lassen. Zeigt die Ampel Grün, geht es 1.2 Kilometer durch tropfende Dunkelheit, nach der Durchquerung des Homer Tunnels gelangt die Milford Road in das beeindruckende Cleddau Valley. Auf einer Serpentinenstraße mit zum Teil mehr als 10 prozentigem Gefälle geht es ins Tal hinab, entlang der Straße findet man einen der beeindruckendsten Fotostopps entlang der Milford Road: The Chasm (Die Kluft). Die steilen Bergketten an den Seiten und der Urwald unten im Tal sind tatsächlich eine ehrfurchtgebietende Landschaft! Wenn möglich, sollte man auf den Serpentinen in einen kleinen Gang schalten, die Bremsen müssen auch so ihr Bestes geben und am Cleddau-River im Tal angekommen, riecht es in unserem Wagen wie in einem metallverarbeitenden Betrieb. Für das letzte Teilstück noch ein Tipp: Ca. 3 Kilometer vom Tunnel befinden sich die Stromschnellen des Cleddau Rivers, das Wasser schießt hier durch eine mit löchrigen Steinen übersäte Schlucht, es gibt eine sehr schöne indigene Flora und Gelegenheit zu etwas Unterhaltung, sofern man nicht selbst betroffen ist. Denn auch auf dem Parkplatz an den Stromschnellen finden sich Keas ein und zerlegen hier systematisch Autos, d.h. alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird angeknabbert oder gleich abgerissen, Scheibenwischer, Antennen, Gummidichtungen…, nichts ist vor diesen fliegenden Mechanikern sicher.
Die letzten 10 Kilometer entlang des Cleddau-Flusses passiert nicht mehr viel, die Fahrt geht durch alte Buchen- und Podocarp-Wälder, vorbei an einigen historischen Brücken und schließlich, am Ende der Milford Road wird der Blick frei auf den Milford Sound und das unverwechselbare Profil des Mitre Peak.

Der Milford Sound kann auf dem Landweg (Auto, Bus) und auf dem Luftweg (sehr teuer) erreicht werden.
Eine gute Idee ist es, das Auto in Te Anau noch einmal zu betanken, Hin- und Rückweg benötigen 240 Kilometer und der Sprit an der Nottankstelle in Milford soll der teuerste im Lande sein.
Ohne Stopps dauert die Fahrt von Te Anau zum Milford Sound etwa 2:30 Stunden.
Wartezeiten von 30 Minuten am Homer-Tunnel sind keine Seltenheit.
Zwischen Mai und November sind Schneeketten Pflicht.
Wer Hiking auf dem Plan hat, warme und wasserfeste Kleidung mitbringen, auch im Sommer.
Weder auf der Milford Road noch am Milford Sound gibt es Handy-Empfang.
Die Gegend um den Milford Sound entstand, wie viele Gebiete dieser Erde, durch tektonische Aktivitäten. Im vorliegenden Fall rieben sich die Australische und die Pazifische Platte und hoben die Gebirge aus dem Wasser empor. Den Rest erledigte dann die letzte Eiszeit, als die Gletscher eine Rinne in die Berge frästen und so den Sound bildeten (der eigentlich ein Fjord ist). Der Milford Sound vor mehr als 1000 Jahren von den Māori entdeckt, die im Fjord fischten und jagten. John Grono war 1823 der erste europäische Siedler, der den Sound besuchte und ihn nach Milford Haven benannte, einem langen schmalen Einlass an der walisischen Küste. Der erste dauerhafte Gast hingegen war Donald Sutherland, der 1877 die Westküste Neuseelands entlangsegelte. Als er den Milford Sound erreichte, beschloss er, für immer hierzubleiben. Knapp zwanzig Jahre später heiratete er und eröffnete Anfang des 20. Jahrhunderts mit seiner Frau das erste Hotel in der Gegend. En passant: Ein berühmter Besucher dieser Zeit war der britische Autor Rudyard Kipling, der den Sound zum „achten Weltwunder“ erklärte.

Mitre Peak (1.700 m) am Eingang zum Milford Sound
Lässt der Regen mal nach, beginnt die Zeit der Sandfliegen, die sich bis dahin vor dem Niederschlag unter den Blättern der Bäume verbergen. Schutz bietet das Discover Milford Sound-Café, wir bestellen ein bezahlbares Nachtmahl und zwei Fähr-Tickets für den nächsten Tag in den Milford Sound und müssen bei der Rückkehr zu unserem Auto feststellen, dass hier am Parkplatz keine Campmöglichkeit besteht. Da hatten wir die Hinweisschilder wohl missinterpretiert. Eine nette einheimische Familie klärt uns auf, dass es eine Übernachtungsgelegenheit nur ein oder zwei Kilometer in rückwärtiger Richtung gäbe und schnell besteigen wir unser Gefährt und mieten uns einen winzigen Platz auf dem teuersten Campingplatz Neuseelands. Außer einer eiligen Dusche wird dann auch nichts mehr getan, es beginnt wieder zu regnen und das wird sich auch in der Nacht und am folgenden Tag nicht ändern.
Die Zahl der Anbieter einer Bootsfahrt durch den Milford Sound ist etwas unübersichtlich, es sind jedenfalls genug. In der Regel liegt die Dauer der Tour bei etwa 2 Stunden (was ausreichend ist), der Ableger für alle Schiffe ist das Milford Sound Visitor Centre. Unterschiede gibt es in preislicher Hinsicht und auch die Abfahrtszeiten sind nicht gleich. Einheimische raten uns, eine frühe Passage zu nehmen, da des Morgens weniger Boote im Sound seien und es insgesamt ruhiger wäre. Auf dem Schiff wird nach dem Bordgang ein Frühstück à la Buffet kredenzt, der Kapitän stellt sich vor, wirft die Dieselmotoren an und wir dampfen davon. Während der zweistündigen Fahrt sind es in der Hauptsache Berge (z.B. der Mt. Kimberley) und Wasserfälle, die man zu sehen bekommt. Mit 162 Metern Höhe sind die Lady Bowen Falls die größten des Fjords. Eine weitere Attraktion ist der Seal Rock, auf dem Pelzrobben beobachtet werden können. Der Milford Sound – nebenbei bemerkt – auch bei schlechtem Wetter seinen reizvoll, die Wasserfälle des Fjords sind nur bei Regen zu sehen und tief hängende Wolken verleihen der Szenerie etwas Geheimnisvolles und Mystisches. Auf dem Weg zur Tasman Sea steuert das Boot zur Erheiterung der Fahrgäste unter die 155 Meter hohen Stirling-Wasserfälle und bald schippern wir für ein paar Minuten auf das offene Meer hinaus (und schnell wieder zurück, da sich die ersten Passagiere seekrank übergeben). Der Nebel wird leider immer dichter, die Bischofsmütze (Mitre Peak, 1.695m), der markanteste Berg des Sounds, ist in einen Mantel aus Wolken gehüllt und die Präsenz der Wasserfälle kann man von jetzt an nur noch hören.
Übernachtung in:
Waihi Beach – Top 10 Holiday Park, 15 Beach Road Waihi Beach
Übernachtung Rotorua – Top 10 Holiday Park, 1495 Pukuatua Street, Rotorua
Übernachtung Palmerston North – P.N. Holiday Park, 133 Dittmer Drive, West End, P. North
Übernachtung Lower Hutt – Wellington TOP 10 Holiday Park, 95 Hutt Park Road, Lower Hutt
Eintritt usw.:
Waimangu Volcanic Valley – NZ$ 42, Kinder: NZ$ 14
Wai-O-Tapu Thermal Wonderland – NZ$ 32,50, Kinder: NZ$ 11
Top 10 Holiday Park Pass – NZ$ 49, hier kann man sich über die Vorteile der Karte informieren