Weine, Dörfer & Natur


Altenrhein Kreuzlingen (44 km)

Altenrhein verschwindet in der Ferne, nicht ohne uns eine weitere Sehenswürdigkeit mit auf den Weg zu geben. An einem Kreisverkehr (!) liegt die Hundertwasser-Markthalle, mit Zwiebeltürmen, Keramikfliesen, Bögen und Kugeln, eben alles, was zu einem typischen Haus des österreichischen Künstlers gehört. Wir bleiben weiterhin an den Gestaden des Bodensees, passieren Rorschach (die Geburtsstadt des ersten deutschen Oscar-Preisträgers Emil Jannings) und Arbon (die römische Garnisonsstadt Arbor Felix), Romanshorn (größter Hafen am Bodensee) und Altnau (hat…? ist…?), werden uns bewusst, dass wir zwischenzeitlich den fünften schweizerischen Kanton durchfahren und erreichen Kreuzlingen kurz vor dem Mittagessen. Kreuzlingen, als Grenzstadt zu Konstanz am Bodensee, wartet nicht nur mit neun! Schlössern und Burgen, sondern auch mit einem bemerkenswerten Campingplatz (Fischerhaus) auf. Gut, der Platz selbst ist so wie viele andere, Wiese, Duschen usw. Die Platzmiete ist auch etwas hoch, berechtigt indes zur kostenlosen Benutzung des naheliegenden Freibades. Darüber hinaus gibt es einen kleinen Supermarkt auf dem Gelände, zwei Restaurants und Wochenendunterhaltung in Form von bunten Abenden mit Ringelpiez zum Anfassen. Das Tollste aber ist, dass man am nächsten Tag beim Bezahlen der Rechnung mit Namen angesprochen wird! So etwas hatten wir noch nie! Ein Wermutstropfen: auch andere Camper scheinen alle diese Vorzüge zu schätzen, der Platz wird am Abend so voll, dass man kaum noch sein Zelt findet.

Arbon am Bodensee Arbon am Bodensee
Hundertwasserhaus / Altenrhein
Hundertwasserhaus bei Altenrhein

Wir hatten uns geschworen, es nicht zu tun, und wir taten es doch. In der Konstanzer Innenstadt stürzen wir wie zwei Drogensüchtige in den nächsten Fast-Food-Laden, über dessen Eingang ein güldener Doppelbogen prangt, bestellen mit zittriger Stimme das Menü mit dem größten Hamburger, schaufeln die frittierten Kartoffelstreifen in uns hinein und schieben die zwischen zwei Weißbrotweichteile eingepferchte Bulette hinterher. Wie immer bleibt der Effekt kulinarischer Genugtuung aus und enttäuscht verlassen wir das Etablissement auf der Suche nach differenzierteren Sinnesfreuden. Auf in die Altstadt! Konstanz ist steinalt, hübsch anzusehen, es gibt viele interessante Straßenzüge und Gebäude, die Stadt ist Partner von Suzhou (eine Stadt in der Provinz Jiangsu/China, nur ein Steinwurf von Shanghai entfernt) und Sabine möchte unbedingt auf die Blumeninsel Mainau. Wir stellen diesbezügliche Nachforschungen an und erfahren mit Schrecken, dass ein derartiger Ausflug schlappe achtzig Euro kosten würde. Sie solle doch alleine fahren, schlage ich ihr vor. Sabine rechnet und kommt immer noch auf einen Betrag von vierzig Euro, dies sei ein wenig viel für ein paar Blumen, konstatiert sie. Stattdessen erstehen wir in einem Sporthaus eine Liegematte aus Bambus, radeln zurück nach Kreuzlingen und verbringen den Rest des Tages im hiesigen Freibad unter der Prämisse, das Braun unseres Leibes zu vereinheitlichen. Durch die Radkleidung sehen wir nämlich wieder einmal wie Zebras aus, was uns ziemlich unästhetisch dünkt.

Altstadt von Konstanz
Konstanzer Altstadt

Eine Woche sind wir jetzt unterwegs, haben erst knapp 280 Kilometer auf der Uhr und ich beginne, an der Durchführbarkeit unseres Vorhabens, den Rhein in voller Länge abzuradeln, zu zweifeln. Die beiden anderen Reiseführer wiegen schwer in den Taschen und ich stricke an Alternativen. Bis nach Duisburg reiche es doch auch, stelle ich in den Raum, wir sind aus dem Ruhrpott, warum sollten wir nicht nur bis dorthin… Sabines Reaktionen sind eher verhalten, mehrere Pfeile im Köcher zu haben sei gewiss vortrefflich, verstelle aber oft den Blick auf das Jetzt und Hier und Machbare. Mir ist leider nicht ganz klar, was sie auszudrücken versucht und so drehe mich auf den Rücken, um meine kalkweiße Brust zu rösten.

Kreuzlingen Jestetten (65 km)

Der frühe Vogel fängt den Wurm und schwitzt dabei auch nicht so. Immer zeitiger reiße ich Sabine aus ihren Träumen und ihrem Schlafsack, halb benommen lässt sie sich den Kaffee einflößen und auf das Fahrrad hieven. Mir ist schon bewusst, dass meine Idee der Nutzung der kühlen Morgenstunden mittlerweile manische Züge angenommen hat. Das ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Es ist doch so: Man fährt bis in die Nachmittagsstunden Rad. Auf dem Campingplatz wird das Zelt aufgebaut und vielleicht etwas gegessen. Da nun die meisten Plätze außerhalb der Stadt oder gar in einem Dorf liegen, ist es mit Abendunterhaltung oft Essig und wenn es dann dämmert, liegt man auch schon in den Kunstfasern. Da im angereiften Alter zudem ein Acht-Stunden-Schlaf zur Rekonvaleszenz ausreicht, nun ja, dann ist man eben um fünf oder sechs Uhr früh auf den Beinen. Und sind wir ehrlich, um diese Zeit hat, man auch seine Ruhe in und auf den sanitären Anlagen des Campingplatzes.

Stein am Rhein
Stein am Rhein
Stein am Rhein - Altstadt
Stein am Rhein – Altstadt

Aber zurück zum Wesentlichen: wir verfahren uns mal wieder, dieses Mal in Konstanz. Die Beschilderung des Radwegs ist entweder mäßig oder wir sind mit den Gedanken woanders. Die nächsten Kilometer haben wir denn auch einen totalen Filmriss, können uns erinnern, dass wir in die Pedale treten, linksrheinisch irgendwelche Ortschaften durchfahren und vor Mittag in Stein am Rhein sind. Manchmal ist Radfahren eben reine Mechanik und eignet sich hervorragend dazu, einmal nicht zu denken.
Der Rathausplatz (der Gebrauch des Genetivs verursacht mir hier Kopfzerbrechen, Rathausplatz Steins am Rhein oder Steins ams Rheins, oder…?)… besser: von Stein am Rhein ist ein wahres
Deutsch-schweizerische Grenze
Deutsch-schweizerische Grenze
Schmuckkästchen, viele pittoreske mittelalterliche Häuser, Tore und Türme lassen fast daran zweifeln, dass hier jemand wohnt und einen „normalen“ Lebenswandel führt. Die Hälfte der zahllosen, wie kopflos fotografierenden Touristen ist heuer übrigens chinesischer Provenienz und wir fühlen uns fast wie zu Hause. Durch das 700 Jahre alte Untertor verlassen wir den Ort, verfahren uns ein zweites Mal (eine Baustelle ist Urheber der Verwirrung) und bei Bibermühli erwartet uns ein kräftiger Anstieg, an dessen Ende wir mitten im Wald durch einen geöffneten Schlagbaum fahren und – mal eben so – aus der Schweiz nach Deutschland einfahren. Dieser Ausflug in heimische Gefilde ist nach nur etwa fünf Kilometern zu Ende, bei Büsingen sind wir schon wieder auf schweizerischem Terrain und bald in Schaffhausen.

Büsingen am Hochrhein
Büsingen am Hochrhein

Sabine hatte beim Morgenmüsli ihre Hausaufgaben gemacht und weiß demzufolge, dass der Rheinfall entgegen landläufiger Meinung nicht in Schaffhausen zu finden ist. Durch diese Vorentlastung ersparen wir uns den Reinfall, hier fruchtlos nach den vertrauten Örtlichkeiten aus „Drei Mann in einem Boot“ Ausschau zu halten. Ach, wer erinnert sich nicht an diesen herrlichen Schinken, in dem Freundschaft beschworen und Heimat zelebriert wird und wenn Erhardt, Kulenkampff und Giller dann angedudelt das titelgebende Lied intonieren und darüber fast Opfer des wild dahintosenden Rheinfalls werden…
In Schaffhausen gibt es neben einer Altstadt, der Munot-Festung, einer schönen Sonnenuhr an der Kirche St. Johann und diversen anderen Sehenswürdigkeiten auch eine Handvoll guter Döner-Läden; der erste den wir ansteuern, verdient unser ungeschmälert Lob in Bezug auf Geschmack, Größe und Preis der gefüllten Teigtasche. Nun aber rasch zum Rheinfall, und es zeigt sich, dass Sabine ihre Aufgaben nicht zur Gänze erledigte, der Weg direkt entlang des Rheins führt nämlich in eine Sackgasse, die Zeit und Kraft kostet. Also hübsch auf der Hauptstraße Richtung Neuhausen bleiben, vorbei am S-Bahnhof Neuhausen und dann der Beschilderung folgen. Irgendwann landet man am Schloss Wörth und hat einen Frontalblick auf die schäumenden Wasser des Rheins. Der guten Dinge sind drei, wir verfahren uns wieder, da hilft auch kein Radreiseführer und zum zweiten Mal am heutigen Tage müssen wir munter in die Pedalen treten, um mehrere kräftige Anstiege bis Jestetten zu meistern, die bei kühlerem Wetter sicherlich einfacher zu bezwingen gewesen wären. Jestetten ist schon wieder in Deutschland, heute haben wir vielleicht fünf oder sechsmal das Land gewechselt. Die Supermärkte im Ort sind vollgestopft mit schweizerischen Grenzpendlern und wir stehen uns an der Kasse die Beine in den Bauch (das Ausfüllen der Steuerabzugsformulare braucht empörend lang), bevor wir unser Zelt im örtlichen Freibad aufstellen können.

Rheinfall bei Schaffhausen / Schweiz
Rheinfall bei Schaffhausen

Jestetten Möhlin (83 km)

Die letzten Etappen ähneln sich ein wenig, es geht rauf und runter, über den Rhein und zurück, von Deutschland in die Schweiz und vice versa. Bei Gailingen legt sich Sabine während einer Pause kommentarlos auf eine Parkbank und schläft tatsächlich eine geschlagene halbe Stunde, ich sitze da wie doof und als sie erwacht, meint sie lakonisch: „Ich war müde!“ Unglaublich… Die Gailinger frönen im Übrigen einer netten Vergnüglichkeit und nutzen zu diesem Zweck die relativ starke Strömung des Flusses. In Höhe des lokalen Strandbades taucht man in den Rhein ein und lässt sich bis zur Hochrheinbrücke treiben. Dort entsteigt man dem Wasser, läuft im Schwimmgewand und Schläppchen zurück zum Freibad und beginnt das Spiel von neuem. Irgendwann ist der Tag dann zu Ende und man kann getrost nach Hause gehen.
Wir radeln und radeln, essen in Bad Säckingen ein Eis, besuchen den hiesigen Trompeter, poltern über die alte Holzbrücke zurück in die Schweiz, finden einen Laden, der (nur) samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet hat, werden am Campingplatz in Mumpf (kein Witz) über das Wort „Dauercamper“ und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für „Tagescamper“ aufgeklärt (auch kein Witz!), radeln weiter durch den Unterforst des Naturschutzgebietes Haumättli in den angeschlossenen Oberforst, lassen uns von Myriaden von Bremsen malträtieren und werden Zeugen der soeben zu Ende gehenden Schweizer Meisterschaften im Wasserfahren mit Festbetrieb und Fischessen. Sachen gibt’s…

Laufenburg am Rhein / Schweiz
Laufenburg am Rhein

Möhlin verfügt über einen Campingplatz in unmittelbarer Nähe zum Freibad, allerdings muss man den Eintritt in das selbige separat zahlen. Umsonst hingegen ist der in der Schweiz fast obligate „Kehrichtsack“, eine Mülltüte, die man füllen und bei Verlassen des Platzes in die Container werfen kann. Praktisch. In der Waschküche treffen wir auf einen Schweizer, der steif und fest behauptet, in der Schweiz gäbe es mindestens 100 Kantone und der Weichspüler in der von ihm benutzten Waschmaschine heißt schlichtweg „Flüssigkeit“. An dieser haben wir mit unserer Wäsche noch unseren Spaß, der gute Mann hatte unterlassen, das Wasser aufzudrehen, sodass die Waschzeit, die er sich mit harten Schweizer Franken erkaufte, ungenutzt verstrich, seine Wäsche ungewaschen blieb und die Flüssigkeit tatenlos in dem Weichspülerfach hin und her schwappte. Männer! Unsere Wäsche hingegen wird in den nächsten Tagen nach Bergwiese duften und die Handtücher sind so weichgespült, dass sie uns ständig aus den Händen gleiten und in keinster Weise ihrer angestammten Aufgabe gerecht werden. Ein letztes Mal gibt es schweizerische Imbissbudencuisine und das zu einem Preis, dass man das Essen auch in Gold aufwiegen könnte. Allerdings wollen wir nicht verhehlen, dass die Portionen immer sehr großzügig bemessen sind, eine Currywurst von der Länge eines Ochsenschwanzes kann man in Deutschland lange suchen.

Möhlin Bantzenheim (65 km)

Durch Feld und Flur geht es nunmehr die letzten Kilometer bis nach Rheinfelden, die Natur geht langsam zu Ende und in Gewerbegebiete über, bald ist die Basler Stadtgrenze erreicht. Es wird ein kurzer Aufenthalt in der Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, Sabine macht das Gewimmel aus Mensch und Maschine nervös. Wenn man längere Zeit am Busen der Natur herumradelt, ist man für den Lärm und das bunte Treiben in einer Großstadt nicht mehr so empfänglich, so scheint es. Kurzerhand tausche wir unsere letzten Franken gegen ein paar köstliche, aber völlig überteuerte Brezeln ein, Sabine heult flüchtig, aber laut auf, dass wir in der Schweiz nicht ein einziges Mal Rösti oder Käsefondue aßen und wir verlassen etwas bedrückt die Stadt in nordwestlicher Richtung und sind alsbald auf französischem Hoheitsgebiet.
Dem Himmel sei Dank! Der erste Teil unserer Tour liegt hinter uns, Mensch und Material sind frei von Schäden jedweder Art und wir können uns entspannt der zweiten Großetappe hingeben, die uns bis nach Rheinland-Pfalz führen wird.
In den nächsten Tagen stehen uns zwei Routen zu Gebote, die linksrheinische in Frankreich oder wir halten uns rechts und radeln deutschseitig. Vorweg hatte man uns geraten, den Weg durch Frankreich zu suchen, da die Radwege zwar nicht unmittelbar dem Verlauf des Flusses folgen würden, dafür aber in einem besseren Zustand seien. Rechtsrheinisch hätte man hingegen gegen viele Schotterpisten zu kämpfen. Ein schweizerischer Rheinradler bestätigt uns dies in Rotterdam und flucht dabei so über diese „Pisten“ in Süddeutschland, dass sein minderjähriger Sohn für einen Moment weghören muss.
Kurz hinter Huningue treffen wir auf den „Grand Canal d’Alsace“, einem Seitenkanal des Rheins, dem wir in den nächsten Tagen treu bleiben werden. Wir sind nun im Elsass. Obgleich viele der Einwohner noch ziemlich gut Deutsch sprechen, sind doch alle Verkehrs- und Hinweisschilder in Französisch und uns wird ein bisschen Bang ums Herz, sind unsere Kenntnisse dieser Sprache rudimentär und wir werden sicher Menschen treffen, die kein Deutsch und – wie in Frankreich nicht unüblich – auch kein Englisch sprechen werden. Am Ende ist das aber egal, das Nötigste zum Überleben kann man immer mit den Händen zeigen und dann werden wir eben auf tiefergehende philosophische Dispute mit den Einheimischen verzichten müssen.

Basel / Schweiz Basel
Elsasskanal / Frankreich Elsasskanal

Bei Huningue wollen wir erst einmal und unbedingt zur Drei-Länderbrücke und fahren daran fast vorbei, so unspektakulär ist dieses Gebilde (müssen allerdings auch eingestehen, dass wir nicht genau wissen, was wr erwarteten). Nach diesem leichtgewichtigen Hereinfall finden wir den rechten Pfad zwischen den Hallen eines bekannten süddeutschen Chemiegiganten (der sich hier im Elsass um Arbeitsplätze und „frische Luft“ sorgt) in Richtung Norden und sind auch bald auf dem oben erwähnten Kanalradweg. Dieser ist gar nicht übel, zwar gibt es auch hier geschotterte Abschnitte, sie sind indes kurz und oft spenden Bäume am Wegesrand Schatten, sodass wir pausenfrei bleiben und gut vorwärtskommen.
Minimarkt in Bantzenheim Minimarkt in BantzenheimEin paar Kanal-Schleusen entlang des schnurgeraden, von Liebhabern des motorisierten Bootsports genutzten Wasserwegs bieten etwas Abwechslung, wir kommen an Orten wie Pfaffenheim, Winterheim, Sommerheim, Bloedelsheim und Wasweissichheim vorbei (oder träumt es uns nur so?), zwischenzeitlich wechseln wir auf eine Bundesstraße (um uns zu vergewärtigen, dass wir noch leben und nicht nur radeln), im Stadthölzchen von Klein-Landau lassen wir die Mittagshitze vorbeirauschen, kaufen in Ottmarsheim zum ersten Mal in einem französischen Supermarkt ein und am frühen Abend rollen wir auf den Campingplatz in Bantzenheim. Dieser ist, nun ja, eine betonharte Wiese mit einer Mauer rundherum und einem Sanitärblock, dessen Klos zum Himmel stinken und leider genau neben den Duschen platziert sind. Eine Rezeption gibt es nicht, vielmehr muss man seine Ankunft in einem Tante-Emma-Laden im Dorf, der von zwei älteren Schwestern geführt wird und in dem man vom Apfel bis Zimt alles kaufen kann, melden. Wir versuchen hernach verzweifelt, die Heringe unseres Zeltes in den knochentrockenen und steinharten Boden Bantzenheims zu treiben, dieses Mal hilft auch der Gummihammer nicht, den wir eigens für diese Tour erstanden haben (wie oft verfluchen wir das Fehlen eines solchen Werkzeugs auf vorherigen Touren) und nachdem wir vier oder fünf Erdnägel zu surrealen Formen verklopft haben, lassen wir von weiteren Versuchen ab und binden das Zelt kurzerhand an die umstehenden Bäume. Es wird schon nicht wegfliegen, wenn wir erst einmal im Innern liegen. Der Rest des Tages ist der Entspannung im harten Grase gewidmet und jeder hängt in den Himmel starrend seinen Gedanken nach…

Abteikirche Ottmarsheim Abteikirche Ottmarsheim
de Gaulle-Platz / Neuf-Brisach de Gaulle-Platz / Neuf-Brisach
Festungsmauer/ Neuf-Brisach Festungsmauer/ Neuf-Brisach
Rathaus / Neuf-Brisach Rathaus / Neuf-Brisach

Bantzenheim Neuf Brisach (24 km)

Von Bantzenheim bis Neuf-Brisach ist es nur ein Steinwurf und nachdem wir im Laden von Tante Emma noch flugs rosafarbenes „Einlagiges“ kaufen, machen wir die knapp 25 Kilometer in weniger als 90 Minuten. Neuf-Brisach ist eine relativ junge Stadt und – soweit zu erfahren ist – eine künstliche dazu. Als französisches Gegenstück zum befestigten Breisach auf der rechten Seite des Rheins wurde unter der Leitung des Festungsbauers Vauban (Berufe gibt’s…) und im Auftrag Ludwig XIV. eine polygonale Garnisonsstadt mit Wassergraben, Zugbrücke und Fahnenmast aus dem Erdreich gestampft. Der Ort an sich ist halbwegs interessant, für ein paar Stunden jedenfalls; richtig spannend soll hingegen ein Überflug desselben sein, da man erst aus der Vogelperspektive die Vieleckigkeit der Stadt bewundern kann. Allerdings: wer hat das Kleingeld für so etwas?
Neuf-Brisach ist darüber hinaus ein guter Ausgangspunkt für zwei geplante Ausflüge, wir wollen – ohne Fahrrad – Colmar (interessant: bei Colmar wütete die letzte Schlacht im Zweiten Weltkrieg auf französischem Boden) und Freiburg besuchen. Sinnigerweise kann man zu diesem Zweck ein Bus-Tagesticket erwerben, mit dem man bis Colmar auf französischer Seite und bis Breisach auf deutscher Seite fahren kann. Von Breisach ist es dann noch eine halbstündige Zugfahrt, diese ist im Ticket inbegriffen, nach Freiburg. Colmar ist eine elsässische Perle mit bunten Bürgerhäusern, venezianischen Kanälen (was fehlt, sind die Gondolieri) und Zuckerbäckerkirchen, fast schon kitschig, aber so oder so wie Urlaub und Tourismus und Fotografieren. Freiburg ist dagegen richtig ernüchternd und hinterlässt eher den Eindruck einer realen Stadt mit echten Menschen und wirklichem Leben.

Ein paar Details

Entfernung Altenrhein – Neuf Brisach, ca. 270 km
Etappen: 5
Anstieg: 399m | Abstieg: 543m
Übernachtung in:
Kreuzlingen: Camping Fischerhaus, Promenadenstrasse 52, 8280 Kreuzlingen, GPS: N47.647209, E9.199020
Jestetten: Camping Jestetten, Waldshuter Str. 13, 79798 Jestetten, GPS: N47.64805, E8.56687
Möhlin: Camping Möhlin, Bachtalen · 4313 Möhlin, GPS: N47.573662, E7.839940
Bantzenheim: Camping Behe, 25 rue de Bale, 68490 Bantzenheim, GPS: N47.822750, E7.510100
Neuf Brisach: Camping ‚Vauban‘, Entree Porte de Bale, 68600 Neuf-Brisach, GPS: N48.018188, E7.528897
Eintritte usw.: ./.

= Unterkunft: C = Camping | H = Hotel | P = private Unterkunft, Pension
Etappen in Deutschland
Datum Etappe von – nach km km total Zeit HöhM Temp.
12.07.2013 Altenrhein – Kreuzlingen 43.13 277 2:48 61 31° C
13.07.2013 Kreuzlingen – Jestetten (D) 64.53 342 4:58 250 30° C
14.07.2013 Jestetten – Möhlin (CH) 83.02 425 5:33 185 30° C
15.07.2013 Möhlin – Bantzenheim (F) 64.19 489 4:53 55 32° C
16.07.2013 Bantzenheim – Neuf Brisach 23.89 512 1:22 15 27° C

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