Maos Basecamp und ein Wasserfall


Yan’an:

Tja,…Yan’an…, nun ja, immerhin blickt die Stadt im Norden der Provinz Shaanxi auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurück und …, viel ist davon nicht mehr zu sehen, interessanter ist die Stadt jedoch für Enthusiasten chinesischer Geschichte. Und Geschichte wurde in diesem staubigen Ort wirklich geschrieben. 1935 beendete die ausgedünnte kommunistische Armee ihren „Langen Marsch“ in Yan’an und während der nächsten 12 Jahre war die vorher (und später wieder) bedeutungslose Stadt das Hauptquartier der Kommunistischen Partei Chinas. In den Höhlen, die in den weichen Stein des Shaanxi-Löß-Plateaus gekratzt wurden, arbeiteten Mao Zedong, Zhou Enlai und andere Größen der KPCh an der Ideologie, die später während der Kulturrevolution verwirklicht wurde. Yan’an profitiert auch heute noch von diesen Ereignissen, scharenweise fallen chinesische Touristen in die Stadt ein, um die Zeugnisse und Hinterlassenschaften ihrer ehemaligen ideologischen Führer zu bestaunen, alte Leute zerren ihre Enkel durch das Revolutionsmuseum Yan’an (recht interessant, wenn auch etwas einseitig in der Geschichtsbetrachtung), zum Revolutionären Hauptquartier Wangjiaping (王家坪) werden Betriebsausflüge mit der kompletten Belegschaft gemacht, und lärmende Schulklassen schieben sich durch die Wohnhöhlen der Parteigrößen und den Versammlungsraum des Revolutionären Hauptquartiers Yangjialing (杨家岭), in dem Mao zum Führer der Partei und Revolution gewählt wurde. Allgegenwärtig sind natürlich Verkaufsstände und fliegende Händler, die ihre Mao-Devotionalien verkaufen und es ist schon recht amüsant, wenn eine Reisegruppe gesetzten Alters plötzlich in voller Stärke und in blau-weiß gestreifte T-Shirts mit dem Konterfei Maos zum Sturm auf die Sehenswürdigkeiten bläst. Na ja, vielleicht doch nicht so amüsant…
Wer jetzt noch nicht genug hat, schaut sich den Qingliang Shan (清凉山, Eintritt 40 Yuan) an, einen Berg, der sowohl Geburtsort der KPCh-Propaganda war (Xinhua und Liberation Daily erblickten hier das Licht der Welt) als auch ein paar interessante Tempelchen vorweist. Schließlich, immerhin Wahrzeichen der Stadt, ist ein kleiner Ausflug zur Bao Ta-Pagode möglich, allerdings kostet der Eintritt 65 Yuan, ein Foto der Pagode vom Qingliang-Berg sollte genügen.
Geschichte – besonders die kommunistische – ist in China allgegenwärtig. Vor diesem Hintergrund können wir sagen, dass der Ausflug nach Yan’an wirklich interessant und informativ war.

Yan'an / Shaanxi
Blick über Maos ehemalige Heimat – Yan’an

Hukou-Wasserfälle:

Der zweitgrößte Wasserfall Chinas und der einzige „gelbe“ (?) auf der Welt, der Hukou-Wasserfall (壶口瀑布, Hukou Pubu) liegt im Mittellauf des Gelben Flusses (Huang He) zwischen dem Kreis Ji in der Provinz Shanxi und dem Kreis Yichuan in der Provinz Shaanxi. Der Huange He, der Mutterfluss Chinas, fließt hier durch den Jinxia Grand Canyon und die Breite des Wasserfalls variiert mit dem Wechsel der Jahreszeiten zwischen 30 und über 50 Metern, die Fallhöhe hingegen beträgt etwa 20 Meter. Die Szenerie kann überwältigend sein, das Wasser schäumt und brodelt (daher der Name „Hukou“ = Teetopf) und ändert permanent seine Farbe. Mit etwas Glück und Sonnenschein kann man zudem mit vielen Regenbogen sehen. Die beste Zeit für den Hukou Wasserfall ist von April bis Mai und September bis November, aber auch im Winter kann es interessant sein, wenn der Wasserfall zu einem riesigen silberglänzenden Eis-Wasserfall friert und das gesamte Ufer mit Eiszapfen übersät ist.
(Bucht man eine Tour von Yan’an zum Wasserfall, stoppt der Fahrer in der Regel in Nanniwan (南 泥 灣), einem kleinen geschichtsträchtigen Ort. Mao stationierte hier einige Truppen, um… egal, noch wichtiger ist, dass in Nanniwan im Jahr 1943 ein chinesisches revolutionäres Lied komponiert wurde, welches immerhin eines der bekanntesten Lieder in der Volksrepublik China ist.)

Gelber Fluss - Shaanxi / China
Der Gelbe Fluss in Shaanxi

Lage & Transport:

GPS- Koordinaten: N 36.598561, E 109.487021 (Yan’an) / Hukou N 36.113220, E 110.454011 (Hukou Dorf)
Per Flugzeug:
Der kleine Yan’an Ershilipu Airport wird hauptsächlich von China Eastern und Hainan Airlines bedient, die Zahl der Flugziele ist auf Peking, Shanghai, Xi’an, Guangzhou und zwei oder drei andere Städte begrenzt.
Per Bus:
Yan’an liegt nur etwa 350 Kilometer nördlich von Xi’an und mit dem Bus erscheint das eigentlich nicht so viel. Im asiatischen Raum bedeuten diese Zahlen für den Reisenden jedoch oft die Arbeit eines ganzen Tages und mittlerweile gibt es bequemere Alternativen.
Wie auch immer: Es gibt in Xi’an Direktbusse von der Fangzhicheng Bus Station (纺织城火车站), dorthin gelangt man mit der Metro Linie 1 (Ausgang A oder D), weiter geht es zur Long-distance Bus Station. Busse fahren um 08:00, 13:20 und 14:20 Uhr, vom Wasserfall zurück nach Xi’an gibt es (wohl) nur zwei Busse, etwa um 12 Uhr und 17:40 Uhr (bei Ankunft sofort erkundigen). Die Fahrt von Xi’an nach Yan’an soll zwischen vier und fünf Stunden dauern…
Wer seinen Urlaub auf pekuniärer Sparflamme brennt, kann in Yan’an einen öffentlichen Bus zu den Wasserfällen nehmen. Gegenüber dem Yan’an Hauptbahnhof ist die South Long-distance Bus Station (延安南长途车站), von hier gibt es Direktbusse zum Wasserfall, der Trip dauert vier Stunden pro Fahrt und es bleibt an den Wasserfällen wenig Zeit für Sightseeing. Sparflamme hin, Sparflamme her, der bequemste Weg ist mit einer in Yan’an gebuchten Tour. Für 200 Yuan (etwa 25 Euro) pro Person bucht man im Hotel in Yan’an einen Platz in einem Minivan und lässt sich zum Wasserfall kutschieren. Auf dem Weg gibt es einen 20 minütigen Stopp in Nanniwan und der Fahrer wartet am Wasserfall zwischen zwei und drei Stunden. Je nach Bedarf und Fahrer kann auch eine Mittagspause in einem Höhlenrestaurant nahe dem Wasserfall eingelegt werden.
Per Zug:
Sicherlich das schnellste und bequemste Transportmittel, um nach Yan’an zu gelangen. Es gibt über den Tag verteilt ein paar sog. „Bullet-Trains“ (Schnellzüge), die die Strecke Xi’an – Yan’an in etwas mehr als 2 Stunden schaffen, etwa der D5096, Abfahrt 15:06 Uhr in Xi’an Nordbahnhof (西安北站, mit der Xi’an U-Bahn Linie 2 bis Haltestelle „Bei Kezhan“, 北客站), für mehr Informationen, s. auch Züge (Link öffnet neue Seite).
Direktzüge zum Hukou-Wasserfall gibt es nicht.
Wer aus dem Norden anreist, z.B. aus der Provinz Shanxi, hat es ein wenig weiter und länger, ein Zug aus Taiyuan etwa benötigt für die 437 Kilometer nach Yan’an mehr als vier Stunden, zum Wasserfall geht es dann wieder mit dem Bus oder einer gebuchten Tour von Yan’an aus.

Unterkunft:

Hotels gibt es in Yan’an reichlich, von 15 Euro aufwärts lässt es sich in der Stadt ganz gut hausen. Bei trip.de oder booking.com gibt es eine ganz gute Auswahl; bei diesen Webseiten vielleicht die Kartenübersicht nutzen, ein Hotel im Zentrum der Stadt ist strategisch nicht ungünstig. Oder in der Nähe des Bahnhofs (etwa 8 km vom Zentrum) logieren, falls man mit dem Zug abreist. Innerhalb der Stadt kann man mit Taxis oder den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, was beides Probleme birgt. Zum einen spricht in Yan’an kaum jemand Englisch, jedenfalls nicht öffentlich… Die Haltestellen im Bus werden somit auch nicht mehrsprachig ausgerufen oder angezeigt. Für diesen Fall besorge man sich im Hotel einen Stadtplan und zähle (so im Plan vorhanden) die Haltestellen ab. Zu den meisten Touristenzielen fahren die Busse 1, 8 und 13, ist aber alles irgendwie verwirrend. Wer Zeit hat, kann vom Zentrum viele Spots auch erlaufen. Taxis scheinen in Yan’an keinen Festpreis zu haben und die Fahrer sind in der Verhandlung sehr zäh. Vorher im Hotel fragen, was eine Fahrt hierhin oder dorthin kostet und dann dem Fahrer gegenüber Härte zeigen.
Yan’an ist leider nicht sehr berühmt für seine Cuisine, Restaurants gibt es genug, die Speisekarte geht von einfach bis deftig…-einfach. Indes: In der Erdao-Straße (二道街) ist jeden Abend Nachtmarkt, Shish-Kepap, handgezogene Nudeln und ähnliches sind schmack- und nahrhaft und billig.
Unterkünfte am Hukou-Wasserfall gibt es – unseres Wissens nach – nicht, man müsste also, sofern die Zeit knapp wird, auf ein Hotel in Yan’an ausweichen.

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