Drei heilige Berge


Beschreibung:

Das Yading Naturreservat (亚丁自然保护区) liegt in der Autonomen Präfektur Garze (དཀར་མཛེས་བོད་རིགས་རང་སྐྱོང་ཁུལ་) in der tibetischen Region Kham; es ist etwa 1400 Quadratkilometer groß und hat eine Durchschnittshöhe von etwas über 4000 Meter ü.d.M. Im Reservat gibt es drei heilige Berge, der Chenresig (6032m), der Chana Dorje und der Jampelyang (beide 5958m). Diese Berge wiederum bilden ein Dreieck um bewaldete Täler, glitzernden Flüsse, Gletscherseen und üppiger Flora und Fauna.
Dieses Naturreservat ist aufgrund seiner Abgeschiedenheit, seiner Höhe und der etwas umständlichen Erreichbarkeit bei westlichen Touristen noch relativ unbekannt, was sich in der Zukunft allerdings ändern dürfte. Liebhaber von Berglandschaften und tibetischer Kultur werden die Beschwerlichkeiten gerne auf sich nehmen, um dieses atemberaubende (im doppelten Sinne) Gebiet zu erkunden. Wer James Hiltons „Lost Horizon“ gelesen hat, wird hier am ehesten eine Vorstellung von dem Shangri-La bekommen, welches der Autor vielleicht vor Augen hatte, als er 1931 im National Geographic Fotos von Yading sah und zwei Jahre später seinen Roman fertigstellte.
Bei den Tibetern hingegen ist Yading schon viele Jahrhunderte als die Heimstatt der Götter bekannt und seit ebenso langer Zeit finden Pilgerfahrten in diesem Gebiet und zu den drei Bergen statt.
Auch wenn man sich dazu entschließt, von der rituellen Umrundung (kora) des Chenresig (6032m) Abstand zu nehmen, welche mit 30 Kilometern Länge in mehr als 4000 Metern Höhe ein gehöriges Stück Arbeit ist, so lohnt sich der Besuch des Naturreservats allein der Natur und der Ruhe wegen. Die hohen Gipfel, das nahe Kloster, die knatternden Gebetsfahnen und die ihre rituellen Verse murmelnden tibetischen Pilger verleihen dem Ort zugleich etwas Majestätisches und Mystisches und irgendwie fühlt man sich für einen Moment befreit von Raum und Zeit.
Die beste Reisezeit ist übrigens zwischen April und Oktober, allerdings ist es im Frühling noch sehr kalt und öfter ist mit Schneefällen zu rechnen, je wärmer es wird (und bunter), umso mehr chinesische Touristen reisen an, der Geräuschpegel steigt dramatisch an und mit einer Unterkunft im Yading-Dorf kann es schwierig werden.

Mt. Chenresig (6032m) / Sichuan
Mt. Chenresig (6032m)
Dorf Yading / Sichuan
Das tibetische Dorf Yading (4014m)
Mount Jampelyang / Sichuan
Mount Jampelyang (5.958 m) im Yading-Naturreservat

Lage & Transport:

GPS-Koordinaten: N 28.457019, E 100.338682 (Yading Dorf)
Per Flugzeug:
Seit 2013 der Flughafen ca. 50 km von der Ortschaft Daocheng (稻城) eröffnet wurde, ist es relativ einfach, Yading zu erreichen. Allerdings soll hier nicht verschwiegen werden, dass dieser Flughafen 4400 Meter ü.d.M. liegt und damit der höchste zivile Flughafen der Welt ist. Dieser Umstand kann durchaus für gesundheitliche Probleme sorgen, denn auch Daocheng (hier ist oft eine Übernachtung nötig) liegt immerhin in 3750 Metern Höhe, was erst einmal für Kopfschmerzen und Kurzatmigkeit sorgen wird. Bitte: Höhenkrankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen! Von Daocheng geht es dann per Bus weiter nach Yading, doch dazu gleich mehr.
Per Bus:
Weit spannender (allerdings auch zeitraubender und kräftezehrender) als die erste Variante ist sicherlich die Fahrt mit dem öffentlichen Bus. Für die Reise mit dem Bus sollte man wenigstens 4 – 5 Tage einplanen (und auch das Problem der Höhenkrankheit nicht außer Acht lassen). Zwei Routen bieten sich an:
1. Yading via Shangri-La ist ein lohnenswerter Umweg, wenn man sich zuvor die Yunnan-Highlights Dali ( 大理市), Lijiang (丽江市), die Tigersprung-Schlucht (虎跳峡) und Shangri-La (香格里拉, Xiānggélǐlā, 3160m) angesehen hat und auf dem Weg in Sichuans Hauptstadt Chengdu ist. Ein paar Tage Aufenthalt in Shangri-La (eigentlich Zhongdian (中甸 Zhōngdiàn), aus Werbezwecken wurde der Ort in 2001 umbenannt) sollten im Reiseplan enthalten sein, zum einen gibt es im Ort und in der Umgebung genug zu tun und zu sehen, außerdem eignet sich die Ortschaft hervorragend, um sich an die Höhen zu gewöhnen, die noch vor dem Reisenden liegen.
In Shangri-La kann man sich von seinem Hotel eine Busfahrkarte (Abfahrt: 7 Uhr morgens, 98 Yuan) direkt nach Daocheng besorgen lassen. Je nach Alter des Gefährts dauert die Fahrt etwa 12 bis 14 Stunden (Plattfüße und Motorschäden nicht eingerechnet).
Nur wenig außerhalb Shangri-Las wechseln sich die Teerstraßen mit Schotterpisten ab, knapp 50 Kilometer hinter dem Ort geht es schließlich in die Bergwelt Sichuans und einige Pässe sind zu überwinden, von denen der höchste knapp 4700 Meter ü.d.M. misst. Von hier wird die Fahrt sehr interessant, immer öfter tauchen – von (Reis-) Feldern eingerahmt – kleine tibetische Dörfer mit traditionellen bunten Würfelhäusern am Wegesrand auf und mit etwas Glück ist man acht Stunden später in der Ortschaft Xiangcheng (乡城; Xiāng chéng – Tibetisch: Chaktreng). Entweder unterbricht man die Fahrt hier und übernachtet im Ort (in der Nähe des Busbahnhofes gibt es einige ansprechende Unterkünfte) oder man fährt mit dem Bus oder einem Leihwagen (kurz vor Daocheng wartet noch ein 4500er-Pass) weitere drei Stunden und erreicht Daocheng – mit etwas Glück – am späten Nachmittag. Nach einer Übernachtung in Daocheng geht es am nächsten Tag mit dem Minibus (118 km, zwischen 100 und 200 Yuan, am besten und bequemsten über das Hotel/Hostel buchen) weiter nach Riwa (oder Xianggelilazhen, 香格里拉镇). In Riwa wirft der Fahrer den Reisenden am Eingang zum Naturreservat aus dem Minibus und man berappt etwa 180 Yuan für die Eintrittskarte nebst einem Hin- und Zurückticket für den Bus nach Yading Village/Riwa. Öffentlichen Busverkehr gibt es nicht mehr und nach einer Fahrt von 35 Kilometern durch die Berge ist man endlich am Ziel.
2. Chengdu nach Yading – Dieser Weg ist sogar noch länger, aber nicht minder interessant. Vom Busbahnhof Xīnnánmén (新南门汽车站) in Chengdu gibt es einen Direktbus (!) nach Daocheng, allerdings braucht dieser 2 (!) Tage (Preis ca. 220 Yuan). Das klingt ein wenig nach Horror, weiser ist es, die Fahrt angemessen zu unterteilen. Eine Fahrt von Chengdu (via Ya’an) nach Kangding (康定), einem der Haupteingangstore in das tibeltische Sichuan, dauert etwa acht Stunden. Kangding ist ein netter Zwischenstopp mit ein paar tibetischen Klöstern und Wandermöglichkeiten, zudem ließe sich an einen mehrtägigen Ausflug zum Gongga Shan denken. (Unterkünfte in Kangding lassen sich bequem über Ctrip buchen.) Von Kangding geht es mit dem öffentlichen Bus (oder dem Minibus) noch einmal 9 Stunden über Stock und Stein (soll sich bald ändern, die Chinesen basteln an einem Tunnelnetz) und zwei Pässe über 4600 Meter bis nach Litang (理塘). Wegen der Abfahrtszeiten des Busses nach Litang sollte man im Internet oder vor Ort recherchieren, der Bus kostet etwa 80 Yuan, ein Minibus bis zu 150 Yuan, je nach Verhandlungsgeschick. (Einen Minibus erwischt man übrigens besser in Xinduqiao, ca. 30 Kilometer von Kangding entfernt.) Litang ist mit 4000 Metern ü.d.M. eine der höchsten Städte der Welt (! bitte gut akklimatisieren) und das Hauptzentrum der tibetischen Kultur in der Kham-Region. Die Stadt liegt in einer riesigen Graslandebene, die öfter von tibetischen Nomaden mit ihren Yak-Herden bevölkert ist. Es lohnt sich, ein paar Tage in Litang zu bleiben. Sicherlich reicht ein Tag für die diversen Tempel, besteht aber keine Gelegenheit nach Tibet einzureisen, kann man in Litang tibetisches Leben kennenlernen. Das berühmte Litang-Pferdefestival im Sommer war 2008 verboten, wird von den Nomaden indes mit wechselnden Veranstaltungsorten weiter zelebriert. Nach ein oder zwei Tagen in dünner Luft stellt man sich in Litang an die Hauptstraße und findet sicher (die Fahrer sprechen einen in der Regel an) eine Mitfahrgelegenheit Richtung für 30 bis 50 Yuan nach Daocheng. Die Fahrt dauert etwa drei Stunden und geht durch eine atemberaubende Berglandschaft über den Tuer-Pass (4696m) hinab nach Daocheng. Von Daocheng nach Riwa und so weiter…
Privater Transport:
Mit einem Privatwagen von Chengdu oder Lijiang/Shangri-La nach Yading zu zockeln ist bestimmt die schönste Art des Reisens. Man sieht mehr von der Gegend, kann stoppen, wenn einem danach ist und mit einem Fahrer, der etwas Englisch spricht, bekommt man viele Informationen über Land, Leute und Leben in der Region. Wie und wo man ein Auto (mit Fahrer) mietet, ist uns allerdings nicht so geläufig, aber wir werden uns demnächst um diese Frage kümmern. Tatsache ist, dass in China (fast) alles möglich ist, wenn man über das entsprechende Kleingeld verfügt. Oft genügt es, im Hotel an der Rezeption sein Anliegen vorzubringen und wenig später kann man losfahren. Jedoch ist man dann nicht sicher, mit wem man es zu tun hat. Teurer ist die Variante, einen Wagen über eine Agentur (derer gibt es genug in Chengdu) zu buchen. Wer einen internationalen Führerschein hat, kann auch in Betracht ziehen, einen Mietwagen bei einer der großen Anbieter zu mieten.

Unterkunft:

Die Wahl der Unterkunft ist – wie üblich – von verschiedenen Faktoren abhängig und je nach Anreise, Budget und Erwartungshaltung bieten sich mehrere Optionen an.
Daocheng (稻城):
Will oder muss man in Daocheng übernachten, kann man von 0 bis 4-Sterne-Unterkünften alles bekommen. In 2015 nächtigten wir im Daocheng International Youth Hostel (国际青年旅舍) in einem sauberen Doppelzimmer mit eigenem Bad für 100 RMB. Die Leitung spricht etwas Englisch und kümmert sich auch um den Weitertransport nach Yading. Die Jugendherberge ist am Ende der Dexi Road (德西街), gleich rechts hinter der Brücke über einen kleinen …. Fluss. Für weitere Übernachtungsmöglichkeiten kann man sich hier einen Überblick verschaffen. Empfehlenswert scheint übrigens auch das Holy Land Yading Hotel (Sheng Di Ya Ding Jiu Dian 圣地亚丁酒店), das wissen wir aber nur vom Hörensagen.
Riwa:
(oder Shangri La Town) ist das Einfallstor zum Yading Naturreservat (hier muss man auch das Eintrittsticket kaufen) und vor dem Dorf Yading die letzte Gelegenheit, günstig einzukaufen und ordentlich zu essen. Es gibt viele Hotels und Gasthäuser. Eine erste Anlaufadresse in Riwa wäre das Tibetan Buddhism Cultural Theme Hotel, für etwas mehr Luxus bietet sich das Holyland Hotel an.
Dorf Yading:
Hier gibt es einige sehr einfache tibetische Gästehäuser mit spartanisch eingerichteten Räumen und einer Heizdecke für die kalten Nächte. Toilette und
Dusche werden von allen Gästen benutzt, das angebotene Essen ist tibetisch oder chinesisch einfach. Hotels gibt es in Yading (noch) nicht und auch nicht im Naturreservat. (Ob man die Unterkunft im Dorf vorbuchen kann, ist uns leider nicht bekannt. Bestimmt möglich, wenn man die Telefonnummer eines Herbergseigners hat.) Die Übernachtung im Dorf hat Vorteile, wenn man die Kora mitmachen will oder sich einfach mal von der gewohnten Lebensart ein paar Schritte entfernen will. Allerdings: alles ist sehr einfach und bedingt durch die Abgeschiedenheit steigen auch die Preise.
Und Camping?
Camping ist zwar möglich, jedoch nur an ausgewiesenen Stellen und auch erst ab dem Milk Lake. Wer Interesse daran hat, in Yading den gesamten Pilger-Rundkurs zu wandern, sollte sich in Sachen Dauer, Streckenlänge und Übernachtungsmöglichkeit die Seite The Land of Snows (nur Englisch) anschauen, die eine detaillierte Webbeschreibung und andere nützlichen Informationen bereithält.

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