Der Vater der Chinesen


Beschreibung:

Der Überlieferung zufolge handelte es sich bei Kaiser Shennong, dem Namensgeber dieser Region, um einen der beiden Yan-Kaiser und den Stammvater aller Han-Chinesen. Shennong, wörtlich: Göttlicher Landmann, brachte seinem Volk vor etwa 5000 Jahren den Ackerbau, lehrte ihm die Kräuterheilkunde und vergiftete sich bei Versuchen an Kräutern – der Legende nach – selbst über siebzigmal. Eine weitere Legende, die auch heute noch sehr aktuell ist und jährlich viele tausend Besucher anzieht, ist die des „Wilden Mannes“ (Chinesischer Yeti). Dieser über 2 Meter große und wie ein Primat behaarte Wilde soll in den Siebzigern erstmals hier gesichtet worden sein, Beweise für seine Existent sind bis heute allerdings Fehlanzeige.
Das bergige und bewaldete Gebiet im Westen der Provinz Hubei ist allerdings auch ohne diese Legenden eine Reise wert. Naturbelassene Wälder, klare Flüsse und zahllose Wasserfälle, seltene Laubbäume und Tierarten sowie die Tatsache, dass der Reisende hier fast „off the beaten track“ ist, lassen die eine oder andere Unannehmlichkeit vergessen. Shennongjia (神农架林区) ist Heimat der „weißen Tiere“ (Albinos in allen denkbaren Gattungen) und ein gigantischer Kräutergarten mit mehr als 2000 verschiedenen Arten von Heilpflanzen. Der Chinesische Riesensalamander (Andrias davidianus, 1,5m, 20kg) ist außer in Shennongjia nur noch in Japan zu finden, der Goldstumpfnasenaffe ist eine weitere Attraktion der Region.
Die beste Reisezeit für Shennongjia ist zwischen Juni und Oktober, die Winter sind recht kalt und schneereich, Frühjahr und Herbst leider ziemlich verregnet. Das Gebiet ist recht groß und in weiten Teilen unerschlossen, sodass ein Großteil für den Tourismus gesperrt ist.

Altar Ur-Kaisers Shennong
Altar des legendären Ur-Kaisers Shennong
Teeplantage bei Muyu
Teeplantage nördlich des Dorfes Muyu

Shennongjia – Galerie


Lage & Transport:

GPS-Koordinaten: N 31.473616, E 110.389767 (Muyu Busbahnhof)
Es ist relativ unumständlich, von Yichang (宜昌) nach Shennongjia zu gelangen. Von der Busstation (宜昌长途汽车站) am Ostbahnhof (宜昌东站) löst man ein Ticket (35 ¥, 2016) direkt nach Muyu (木鱼) im Herzen (oder wenigstens in dessen Nähe) Shennongjias. Für die etwa 190 Kilometer braucht der Kleinbus annähernd drei Stunden. Die Busse fahren um 9 Uhr, 11.30 Uhr und am späten Nachmittag.
Wer sich zuvor in den Wudang-Bergen (武当山) im Norden der Provinz Hubei aufhielt und einen Abstecher nach Shennongjia plant, wird wohl zunächst nach Shiyan (十堰) fahren müssen und dort einen Bus nach Shennongjia nehmen können. Hier bitte nach den Abfahrtszeiten erkundigen.
Nun aber doch noch ein Wermutstropfen: So reibungslos der Transport nach Shennongjia ist, so schwierig ist er innerhalb der Region. Wer nicht über zureichende Kenntnisse des Chinesischen verfügt (oder noch besser mit eigenem Auto anreist), fühlt sich ein wenig von allen guten Geistern verlassen. Die Sehenswürdigkeiten Guanmenshan (官门山), Tianshengqiao (天生桥) und Shennongjia Jinqu (神农架景区) liegen zwar recht nah an der Ortschaft Muyu, doch so nah auch nicht und innerhalb dieser Attraktionen kann man auch mehrere Stunden laufen. Man ist gehalten, ein Auto nebst Fahrer (200 ¥, 2016) zu mieten, öffentlicher Nahverkehr = Fehlanzeige.
Noch haarsträubender wird es, wenn man in die Tiefen der Shennongjias (etwa nach Dajiuhufeng [大九湖风景区] oder Xiaolongtan [小龙潭]) vordringen möchte. Dazu begibt man sich zunächst zum Busbahnhof nach Muyu, fragt dort nach dem Bus Richtung Yazikou (鸭子口), der in der Nebensaison fährt, wenn er Lust hat (oder eben auch nicht), in Yazikou kann man irgendwo (da wird man schon hingezogen) eine Eintrittskarte und ein Ticket für den Shuttlebus erstehen (ca 150¥), der allerdings seinen Dienst nicht hochfrequent versieht. Die nördlichen Teile Shennongjias werden erst gar nicht angefahren und irgendwie ist das alles ein wenig ernüchternd. Verglichen mit anderen chinesischen Naturparks ist hier sicher noch etwas Nachholbedarf. Vielleicht wäre es auch eine gute Idee gewesen, in Yichang eine mehrtägige Tour mit einer chinesischen Reisegruppe zu buchen, da kommt man sich dann auch näher…

Unterkunft:

Da sich Shennongjia zwischenzeitlich zu einer chinesischen AAAAA-Attraktion gemausert hat (mehr A’s gibt es nicht), ist auch für Unterkunft gesorgt.
Davon finden sich die meisten in der kleinen Ortschaft Muyu (木鱼). Sobald der Reisende den Bus aus Yichang verlässt, wird er sogleich von einer Handvoll Handtaschen tragender, rotwangiger chinesischer Damen bestürmt, die allesamt bei der Auswahl einer angemessenen Bleibe helfen wollen/können/müssen. So dienlich diese Schlepperinnen auch sein mögen, so aufdringlich und anhänglich sind sie auch.
Die meisten der Hotels in Muyu sind nicht übermäßig teuer, zwischen 85 und 800 ¥ ist alles zu haben, der Durchschnittspreis liegt zwischen 100 und 200 ¥. Beim chinesischen Buchungsportal ctrip.com werden die meisten Unterkünfte hochgelobt, bei booking.com fehlt es dagegen an Bewertungen. Wir sind mindestens zwei Stunden im Ort herumgelaufen, haben uns etliche Herbergen angesehen und entschieden uns letztlich für das Shennongjia Huiyuan International Hotel (神農架惠苑國際大酒店) zu Beginn des Ortes. Vielleicht liegt es nicht zu günstig, allerdings vermittelten die Zimmer annähernd einen Hauch von Gemütlichkeit. Shennongjia ist noch bis ins Frühjahr ein kalter Ort, abgedichtete Fenster haben da durchaus ihre Daseinsberechtigung. Warum sich das Hotel „International“ nennen darf, bleibt jedoch im Dunkeln. Nicht einer der Angestellten spricht eine Fremdsprache und Höflichkeit ist hier Trumpf, nicht Freundlichkeit. Zudem ist das Hotel ein Erholungsheim für verdiente Arbeiter des Volkes. Diese lieben es, die Zimmertüren weit zu öffnen und den Flur als zusätzlichen Raum zu nutzen, es kann mithin laut werden.
Im Sommer soll es möglich sein, für eine Handvoll Renminbi am Fuße des Shennongding (3105 m) zu campen, wir kümmerten uns gegen Ende März bei 0° Celsius Abendtemperatur jedoch nicht weiter darum, es ist auch nicht so einfach diesbezügliche Informationen zu erhalten.
Verhungern wird man in Muyu nicht, es gibt viele kleine Restaurants, die eine gute Küche mit einheimischen Spezialitäten (insbesondere Wildkräuter-Gerichte) servieren.

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