Flusslandschaften


Beschreibung:

In den meisten westlichen Reiseführern lesen wir, dass die Hauptattraktionen der Provinz Zhejiang die Hauptstadt Hangzhou, die Wasserstädte Anchang und Wenzhou sowie die Insel Putuoshan sind. Leider werden dabei ein paar wirkliche Gemmen unterschlagen, darunter auch die Region um den Nanxi River (楠溪江). Durch bloßen Zufall sind wir auf diese Gegend gestoßen, die nun zu unseren Lieblingsecken in China gehört.
Der chinesischen Reiseliteratur ist der Nanxi River nicht unbekannt, das Gebiet, so heißt es, „…sei in China berühmt für seine idyllische Eigenheit, die es im Lande so nicht wieder gäbe…“ Starke Worte und dann wird noch einer oben draufgesetzt und behauptet, der Nanxi River sei der sauberste Fluss Chinas, von kristallener Farbe und umgeben von unvergleichlicher Naturschönheit… Da wird man neugierig.
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, das gilt auch (oder insbesondere) für Sehenswürdigkeiten. Der Nanxi River hält aber viel von dem, was er verspricht. Der Fluss selbst ist vielleicht gar nicht einmal so interessant, ein Fluss eben, wenn auch wirklich sauber. Das relativ überschaubare Gebiet des Nanxi Rivers bietet aber ein wahres Füllhorn an Sehenswertem an, schöne, mit Bambushainen bewachsene Uferlandschaften, bergiges Terrain, alte, traditionelle Dörfer und ländliches Leben.
Sehenswert sind vor allem die Dörfer Linkeng (林坑村), Furong (芙蓉村), Yantou (岩头村), und Cangpo (苍坡村), ein weiterer Tag geht für den Shiwei-Felsen (石桅岩风景) und die Dragon Cave (龙瀑仙洞) drauf und wer dann noch Lust hat, unternimmt eine Bambusfloßfahrt auf den Nanxi River zum Lion’s Rock (狮子岩) und lässt sich anschließend zu den Reisterrassen bei MingAo karren.

Dorf Yantou am Nanxi-Fluss
Dorf Yantou am Nanxi-Fluss
Longwantan-Park / Zhejiang
Longwantan-Park

Lage & Transport:

GPS-Koordinaten: N 28.340855, E 120.733749 (Dorf Yantou)
Das Gebiet des Nanxi-Flusses ist eigentlich recht einfach zu erreichen…, hm, wenn man weiß, wie. Es hat sich für uns auch als nicht nachteilig erwiesen, wenn man den einen oder anderen Brocken Chinesisch spricht. Allerdings kann man sich die Route vorher (z.B. in einem Hotel mit englischsprachigem Personal) aufschreiben lassen, dann geht es recht einfach. Grundsätzlich gibt es mehrere Wege nach Nanxi, hier die einfachsten:
Ausgangspunkt für uns war Shanghai. Das erste Ziel ist die Stadt Wenzhou (温州) im Süden der Provinz Zhejiang (浙江).
Wenzhou erreicht man mit dem Hochgeschwindigkeitszug vom Bahnhof Shanghai Hongqiao (上海虹橋站) in etwa vier Stunden. Allerdings hält der Zug am Südbahnhof von Wenzhou, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist ab hier etwas schwierig. Ein Taxi zur Anlanting-Fähre (安澜亭码头) kostet stolze 50 Yuan. Wird man vom Taxifahrer entlassen, folgt man einfach dem Mob, der sich Richtung Ou-Fluss bewegt. Die Fähre bringt den Reisenden für 2 Yuan an das andere Flussufer nach Oubei (瓯北镇).
Verlässt man Grund und Boden der Fährgesellschaft, sieht man linker und rechter Hand Busse, hier muss man noch einmal fragen (oder seinen Schmierzettel hervorkramen) und ein Ticket nach Yantou erstehen. Nach knapp einer Stunde ist man in Yantou, vielleicht kein Schmuckkasten, aber zentral gelegen und gute Basis für Ausflüge in die Umgebung.
Möglichkeit 2 ähnelt der oben beschriebenen, allerdings fährt man hier zum Wenzhou Hauptbahnhof und spart sich das Taxi. Bus Nr. 33 fährt vom HBF zur Fähre hinunter. Der Rest der Tour ist gleich.
Die dritte Möglichkeit haben wir noch nicht getestet, erscheint aber verlockend: Start ist wieder Shanghai Hongqiao, allerdings sucht man sich einen Zug Richtung Wenzhou aus, der in Yongjia (永嘉县) hält. (Insofern sei noch einmal auf die verlässliche Seite chinatrainguide.com verwiesen.) Diese Route erspart 10 Weiterfahrt nach Wenzhou, Taxi oder Bus zur Fähre, die Fähre selbst und die Fahrt von Oubei nach Yongjia, das auf dem Weg Richtung Nanxi River liegt. Am Bahnhof Yongjia dürfte es leicht sein, sich zur Hauptstraße durchzufragen und hier einen Bus nach Yantou zu erwischen.
Der Transport im Nanxi River-Gebiet ist – aus Sicht des Touristen – etwas unterentwickelt, soll heißen, man ist auf den öffentlichen Nahverkehr oder Taxis angewiesen; mit etwas Glück kann man sich etwas durch Mitarbeiter des Hotels organisieren lassen.

Unterkunft:

Die Suche nach Unterkünften könnte kleinere Unbehagen verursachen. Ein Hotel in Wenzhou ist eine gute Idee, wenn auf einen gewissen Luxus nicht verzichtet werden möchte. Wenzhou verfügt über zahlreiche Schlafmöglichkeiten jeder Preisklasse, hier mal bei booking.com blättern. Nachteil: Will man mehrere Tage Nanxi „machen“, bedeutet das noch mehr Fahrerei.
Yantou liegt strategisch günstig, allerdings ist man nicht gerade auf westliche Touristen eingestellt. Es gibt eine Handvoll Herbergen, die meisten sind jedoch eher spartanisch eingerichtet, allerdings sauber und mit sehr hilfreichem Personal (wenn auch schwer verständlich). Die Unterkünfte in der Nanxi-Region lassen sich – unseres Wissens nach – nicht über die einschlägigen Webseiten vorbuchen. Also: hinfahren, aus dem Bus steigen, erschöpft wirken,
alles Weitere findet sich – irgendwie. Als Langnase fällt man sowieso auf und die Einheimischen wissen schon, was gewollt ist. Wir hatten in Yantou für 100 Yuan eine reinliche Herberge an einer Kreuzung, 200 Meter vom Busbahnhof entfernt, mit Dauerbeschallung, aber auch mit einer sehr dienstwilligen Herbergsmutter.
Das Dorf Linkeng im Norden der Nanxi-Region ist da eine etwas andere Hausnummer. Weil traditionelles Dorf, ist auch das Unterkommen in althergebrachten Häusern möglich. Ein bisschen teuer (Zimmer ab 200 Yuan), aber abends ist Ruhe (wenn auch nicht viel los). Nanxi ist „ländliches China“, das merkt man an den Unterkünften, am Verhalten der Leute und auch am Essen. Die Küche ist rustikal, die Teller übervoll und es schmeckt sogar, allerdings sind die kredenzten Speisen auch nicht besonders raffiniert.

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