Ein Wald aus Ton


Beschreibung:

Kunming, die Hauptstadt Yunnans, ist eine durchaus interessante Stadt und es gibt zwei oder drei sehenswerte Örtlichkeiten innerhalb der (weiteren) Stadtgrenzen. Steht noch etwas Zeit zur Verfügung und ist man die laute und quirlige Stadt leid, bietet sich ein Ausflug in die Erdwälder von Langbapu (浪巴铺土林) oder Wumao in der Region Yuanmou/Chuxiong Präfektur (楚雄州) an. Warum diese Orte „Erdwälder“ heißen, ist uns nicht ganz klar, dies ist allerdings auch von eher untergeordneter Bedeutung.
Die Gebiete Langbapu und Wumao sind vor etwa zwei Millionen Jahren durch geologische Bewegungen und vor allem durch Erosion entstanden und bieten heute ein einzigartiges Naturschauspiel. Diese Säulen und Formationen bestehen in der Hauptsache aus Ton, roter Erde und Flussschlamm. Was die meisten geologischen ‚Bäume‘ von Tulin vor ihrer Zersetzung schützt, sind regenschirmartige Kappen, die aus Kalziumablagerungen und anderen mehr wetterfesten Elementen zusammengesetzt sind. Diese Schutzdeckel erscheinen eher schwärzlich und erzeugen einen starken Kontrast mit den vorherrschenden Beige- und Rosttönen der Landschaft. Kleinere Mengen funkelnder Mineralien fügen eine purpurfarbene Note hinzu, die sich im Laufe des Tages – je nach Stand der Sonne – ändert. Von weiten sehen die vielen Säulen und Türme wie große Paläste aus, die Säulen sind zwischen 8 und 40 Meter hoch und zum Teil so dünn, dass man glaubt, sie brächen beim nächsten Wind zusammen. Schaut man sich die chinesischen Bezeichnungen für die Gebilde an, wundert man sich wieder einmal über die ausschweifende Fantasie der Einheimischen, so ist hier von „Fliegendem Adler“, „Galoppierendem Pferd“, „Schwert“ und ähnlichem zu lesen. Langbapu hat – bis jetzt – noch einen schönen Nebeneffekt: Es ist sehr ruhig im Vergleich zu vielen anderen Sehenswürdigkeiten in China. Ab und an kommt eine Reisegruppe, dann aber nicht – wie sonst – in Kompaniestärke mit Megafon-unterstützter Reiseleitung. Auch gibt es am Eingang noch keine Souvenirstraßen, durch die man sich zur Ticketbude durchkämpfen muss. Aber auch das wird sich in der Zukunft wohl ändern, schade.
Neben Langbapu gibt es noch den Bereich Wumao, der kleiner ist, dafür aber besser und schneller zu erreichen, hierher gibt es eine Vielzahl von Bussen (ab Busbahnhof).

Info Achtung: Die Sonne brennt gnadenlos in den Parks, Hut und Creme nicht vergessen! Zudem sind die Temperaturen in Yuanmou gewöhnlich höher als in Kunming und ändern sich drastisch von Tag zu Nacht. Und: Getränke nicht vergessen, da die Luft hier sehr trocken ist. Es gibt wenig Lebensmittelgeschäfte in Langbapu oder Wumao.
Kosten: Wumao 70 Yuan, Langbapu 90 Yuan, im letzteren fährt man für 20 Yuan mit dem Elektrokarren bis zum Startpunkt des 5 Kilometer langen Wander-Rundkurses.
Yuanmou-Mann Museum / Yunnan
Yuanmou-Mann Museum in Yuanmou
Landschaftspark Langbapu / Yunnan
Blick über den Landschaftspark Langbapu

Langbapu – Galerie


Wer jetzt noch nicht genug hat, kann sich in Yuanmou das „Yuanmou-Mann-Museum“ anschauen. In dem Dorf Danawu wurden 1965 zwei menschliche Schneidezähne, Steinartefakte, bearbeitete Tierknochen und Aschen von Lagerfeuern entdeckt. Eingeordnet wurde der Fund in die Homo-erectus-Ecke, ob es sich um frühes oder mittleres Pleistozän handelt, ist bei den Wissenschaftlern stark umstritten. Das Museum – im Frühjahr und Sommer ein echter Backofen – ist aber nur bedingt interessant, die meisten Erläuterungen sind auf Chinesisch, viele der Ausstellungsstücke sind Repliken (die Originale sind in Peking zu bewundern), kurz: lieber schön essen gehen von der Kohle!

Lage & Transport:

Koordinaten: N 25.846730, E 101.760237 (Yuanmou Tulin)
Nur Reisende mit eigenem Auto oder wahnsinnig viel Zeit werden den Weg zum Erdwald nicht über Yunnans Hauptstadt Kunming nehmen. Von Kunming aus ist es auch relativ simpel. Der erste Schritt ist mit einer Fahrt zu Kunmings Nordwest-Busbahnhof (昆明西北部汽车客运站) getan. Hierher kommt man etwa mit der Bus-Linie 1, die je nach Verkehrsaufkommen in der Stadt bis zu einer Stunde benötigen kann. Schneller ist da sicherlich ein Taxi, 2017 zahlten wir von der Beijing Lu/Ecke Tudong Lu etwa 35 Yuan. Am Nordwestbahnhof kauft man sich dann ein Ticket nach Yuanmou (元谋), die Fahrt in den relativ neuen Bussen dauert etwa 3 Stunden (wenig, für Yunnans Verhältnisse…). Die Busse verlassen (Stand 2017) den Busbahnhof alle 40 Minuten, der erste Bus startet um 8 Uhr. Das Ticket kostet 70 Yuan pro Nase. In Yangmou wird es dann etwas schwieriger, wir haben nicht einen Menschen in der Stadt getroffen, der Englisch kann oder spricht. Im Busbahnhof Yangmou könnte man sich erkundigen, ob und wann der nächste Bus zum Langbapu Tulin (chin.: 浪巴铺土林, Pinyin: làng bā pù tǔ lín) fährt, die Reise geht über die Ortschaften Pingtian und Xinhua und man wird für die knapp 60 Kilometer mit einer Fahrzeit von mindestens 90 Minuten rechnen dürfen. In Xinhua müsste man sich dann um einen Transport zum Eingang des Parks bemühen. Etwas einfacher wäre es, in Yuanmou ein Taxi zu chartern, allerdings kostet dieser Spaß mindestens 200 Yuan (für diesen Preis mussten wir uns während der gesamten Fahrt das Gejammer der Taxifahrerin anhören, welch schlechtes Geschäft sie mache, also eher gleich bei 250 Yuan zustimmen). Für die insgesamt 110 Kilometer (hin und zurück) sollte man etwa zwei Stunden Fahrzeit einplanen. Der Vorteil des Taxis ist natürlich, dass es sofort zum Parkeingang geht und der Fahrer vor dem Eingang wartet, bis man zurück ist.
Wer gerne Zug fährt: Von Kunminger Hauptbahnhof gibt es 5 Züge nach Yuanmou, der erste verlässt die Stadt um 7.10 Uhr (Nr. 6162) und braucht etwas über 5 Stunden, weitere, schnellere Züge (3-4 Stunden) fahren um 8.48, 18.15, 18.55 und 19.32 Uhr. Bei den drei letzten Zügen kommt man allerdings erst in der Dunkelheit in Yuanmou an. Nachteil einer Zugreise ist zudem, dass der Bahnhof etwas vom Schuss liegt und man wieder auf ein Taxi, einen Bus oder eine längere Wanderung in die Innenstadt angewiesen ist.

Unterkunft:

Den Trip von Kunming aus als Tagesausflug zu planen, könnte ein wenig knapp werden. Knapp ist auch die Anzahl der in der Yuanmou-Gegend vorhandenen Unterkünfte…, obwohl…, ganz so stimmt das nicht. Bei booking.com wird man zwar gar nicht fündig, bei der deutschen/englischen Ausgabe von ctrip.com findet man immerhin zwei Hotels. Die Verhältnisse vor Ort sind gänzlich anders, wandert man in Yuanmou durch die Straßen, wird man einen ganzen Haufen Hotels sehen. Die Frage ist aber: nehmen diese Hotels Ausländer auf und wie sehen sie von innen aus?
Wer gerne den Sonnenauf- oder Untergang über dem Erdwald beobachten möchte, ist gut beraten, eine Unterkunft in Xinhua (新华乡) zu mieten. Angepriesen wird hier das Langbapu Tulin Hotel, schmucklose, aber saubere Zimmer sind für etwa 100 Yuan (Stand 2017) zu haben. Von der Terrasse hat man einen schönen Blick über das Hewei-Wasserreservoir auf die Erdwald-Berge. Die Unterkunft ist ohne Frühstück, also etwas mitbringen oder im Dorf chinesisch frühstücken. Zum Erdwald-Park sind es allerdings auch von hier aus noch einige Kilometer, also vorher überlegen, ob man nicht bequemer in Yuanmou unterkommt.
Wer in China Chinesisch (vor allem lesen) kann, hat es leicht, die chinesische Version von ctrip bietet ein ganzes Bündel Hotels in Yuanmou. Wir sind leider nicht ganz so fit in Sachen Schriftzeichen, also klappern wir Hotels rund um den Busbahnhof ab und fragen uns bis zum Yangtai-Hotel in der Fengxiang Jie (Nr. 27) durch. In diese Straße kommt man wie folgt: vom Busbahnhof (Yuantong-Straße) sofort rechts bis zur ersten T-Kreuzung. Die Straße rechts ist die Fengxiang. Dann auf der rechten Seite etwa 200 Meter bis zum Yangtai-Hotel. In 2017 haben wir für ein wirklich nettes Doppelzimmer mit Frühstück 170 Yuan bezahlt.
Verpflegung ist in Yuanmou kein Problem, es gibt zwar keine westlichen Restaurants, die chinesischen sind aber gut und günstig, einfach inspirieren lassen.

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