Große Mauer an der Seidenstraße


Beschreibung:

Auf halbem Weg zwischen Zhangye und Dunhuang liegt zwar nicht das Ende der Welt, mit Jiayuguan aber ein lohnenswerter Stopp auf dem Weg von oder nach Xinjiang oder zu Zielen in der Provinz Gansu. Gelegen am engen Westteil des Hexi-Korridors und eingerahmt von den Qilian-Bergen im Süden (hier lohnt sich ein Besuch des QiYi-Gletschers) und der Wüste Gobi im Norden, ist Jiayuguan eine relativ junge Stadt und in heutiger Zeit zunächst von Industrie (der wichtigste Stahlstandort der Region) geprägt. Jiayuguan blickt allerdings auf eine mehr als 600 Jahre alte Geschichte zurück und war ein wichtiger Außenposten an der Seidenstraße. In der Mitte der Ming-Dynastie (1368-1644) begannen die zuständigen Militärs mit dem Bau eines etwa 1,5 km langen Teilstücks der Großen Mauer, um die Gegend um Jiayuguan vor Überfällen aus dem Westen zu schützen. Der Bau dieser Überhängendem Großen Mauer dauerte gerade ein Jahre (1539-1540), was verwundert, da den Handwerkern keine Ziegel zur Verfügung standen, die Mauer musste vielmehr mit lokaler Lößerde Schicht für Schicht errichtet werden. Von weitem gleicht die Mauer einem Drachen, der sich über die Kämme der Jiayu-Berge zur Ruhe legt, was letztlich zu der Namensgebung des Bauwerks führte. Da aber eine Mauer als Wehranlage ohne entsprechendes Personal wenig Sinn ergibt und die Seidenstraße einen Kontrollposten braucht, wird ab 1362 vorausschauend die Feste Jiayu errichtet, die 1644 ihre heutige Größe (eine Grundfläche von 33.000 m²) erreichte. Zwei Tore, an jeder Ecke Wachtürme und mehrstöckige Gebäude, Pferdeställe und Baracken prägen das Bild der Festung.
Ein weiteres interessantes, heute eher unscheinbares, Relikt aus der Ming-Dynastie befindet sich einige Signalturm / Jiayuguan
‚Erster Feuerturm‘
Kilometer westlich von Jiayuguan an einem Kliff des Taolai-Flusses inmitten der Wüste Gobi: der erste der insgesamt 39 Signalfeuer-Türme an der Seidenstraße, der First Fire Tower of the Great Wall. Etwa 1539 erbaut und kaum noch als solcher erkennbar, war der Turm eines der wichtigsten Bauwerke der Großen Mauer. In 14 Metern Höhe konnten die Soldaten hier durch Rauch (tagsüber) oder Feuer (nachts) Signale über Feindbewegungen an die anderen Türme weitergeben und so für eine effiziente Verteidigung sorgen.
Ist noch Zeit vorhanden, lohnt sich vielleicht der Besuch der Wei-Jin Art Gallery, einer unterirdischen Grabanlage aus dem 3.-5. Jahrhundert (15 km nordöstlich von Jiayuguan) und die Heshan Stone Carvings (20 km nordwestlich der Stadt), Felsschnitzereien aus der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v.Chr.)

Info Beste Reisezeit: Ist Mai–Oktober, im Winter kann es empfindlich kalt werden. In den Sommermonaten klettert die Temperatur schon mal auf 38-40°C, die Winde aus den Qilian-Bergen machen die Hitze aber erträglich.
Eintrittspreise: Jiayuguan Fort – CNY 110 (Mai – Okt.)/CNY 90 (Nov. – April); dieses Ticket beinhaltet auch den Eintritt zum Leuchtfeuerturm (Einzelticket CNY 22/11) und für die Hängende Große Mauer (Einzelticket CNY 31)
Tipp: Will man den Leuchtfeuerturm, die Hängende Große Mauer und das Fort besuchen, sollte man sich überlegen, einen Minibus bzw. ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten. Die Kosten dafür belaufen sich auf CNY 200+ (Verhandlungsgeschick gefragt).
Öffnungszeiten: Jiayuguan Fort, Hängende Mauer & Leuchtfeuerturm 8:30-20:00 (Mai – Okt.)/8:30-18:00 (Nov. – April)
Fort in Jiayuguan
Fort in Jiayuguan
Überhängende Große Mauer
Überhängende Große Mauer

Lage & Transport:

GPS-Koordinaten: N 39.774357, E 98.284046 (Jiayuguan Zentrum)

Zur An- und Weiterreise und zum Transport vor Ort:

  • Flugzeug: Etwa 9 Kilometer vom Zentrum Jiayuguans liegt der nationale Flughafen (JGA) gleichen Namens, Direktflüge gibt es von und nach Beijing, Shanghai, Guangzhou, Changsha, Lanzhou und Xi’an. In die City gibt es einen Shuttle-Bus bis zum Vienna Hotel. Die restlichen 3 Kilometer zum Südbahnhof (sofern eine Weiterreise mit dem Zug geplant ist) fährt man mit dem Taxi (ca. CNY 60) oder – etwas komplizierter – läuft zum Justizamt und nimmt dort den Linienbus 10 bis Südbahnhof.
  • Zug: Es gibt zwei Bahnhöfe in der Stadt, am Jiayuguan Hauptbahnhof halten hauptsächlich die langsamen Züge aus/nach Beijing, Shanghai, Guangzhou, Xi’an, usw. Der Südbahnhof (Yingbing Road, etwa 5 km vom Zentrum) ist den Schnellzügen der Strecke Lanzhou-Xinjiang vorbehalten, die u.a. in Urumqi, Turpan, Xining, Lanzhou, Zhangye, etc. halten.
    Mit dem Zug aus den östlichen Städten wie Beijing oder Shanghai anzureisen, ist nur dem zu empfehlen, der ausreichend Zeit hat, von Shanghai dauert es mindestens 20 Stunden. Von Lanzhou sind es mit dem Schnellzug noch immer fast 5 Stunden, von Urumqi etwa 10.
  • Bus: Der Bahnhof für Überlandbusse liegt an der Kreuzung Jingtiexi Road und Shenglinan Road. Es gibt täglich Busse nach Lanzhou, Dunhuang, Zhangye, Jiuquan, Hami, Urumqi usw. Eine Busfahrt nach Dunhuan dauert etwa sechseinhalb Stunden, für die 750 Kilometer nach Lanzhou muss man sich auf mehr als 12 Stunden einrichten. Nach Urumqi (Xinjiang, > 1200 km), nun ja, man rechne selbst…
  • Lokaler Transport: Die Stadt ist nicht groß, daher gibt es nur ein paar Buslinien. Alle Linien fahren irgendwie vom Hauptbahnhof zum Überlandbusbahnhof. Linie 1 fährt vom Zentrum zum Hauptbahnhof, von hier aus fährt man mit Linie 4 zum Fort. Der Fahrpreis beträgt CNY 1. Taxis sind etwas teurer, aber bequemer. Die Fahrt beginnt mit CNY 6, jeder Kilometer kostet ca. CNY 2.

Unterkunft:

Jiayuguan erzielt sein Einkommen nicht durch den Tourismus, daher gibt es nur etwa 10 Hotels in der Stadt, die aber schön über die gesamte Fläche des Ortes verteilt sind. Das Leben im Westen Chinas ist einfacher, dafür aber auch billiger und dies trifft auch auf Übernachtungsmöglichkeiten zu. Die billigste Unterkunft wird man im Mumaren Youth Hostel (CNY 30 ≈ € 2,50 / Bett im Schlafsaal, Yuquan South Road 98B) Garküche in Jiayuguan
Garküche in Jiayuguan
bekommen, das teuerste Hotel in der City dürfte das Nuojin Hotel (Jianshe West Road, DZ ab CNY 750) sein. Es gibt auch ein günstiges Hotel am Hauptbahnhof, allerdings ist Jiayuguan nicht so groß, die Fahrt mit dem Taxi ist günstig, es besteht also wenig Notwendigkeit, direkt am Bahnhof zu nächtigen. Etwas „luxuriöser“ geht es da im Nachbarort Jiuquan zu
Restaurants gibt es reichlich, insbesondere in der Zhengxin Market Street und der Tielu Street, viele Essstände mit Kebabgrills sind in der Stadt verteilt. Die Küche Jiayuguans ist mit der Dunhuangs zu vergleichen, sprich: viel Nudeln und Hammelfleisch. Shaokezi ist ein traditionelles Essen der Yugu (einer ethnischen Gruppe in dieser Region), ein Kuchen, der im Schafsdungfeuer geröstet wird, bis er gelb wird. Da sich über Geschmack nicht streiten lässt: selbst probieren!

Kommentare / Fragen zum Beitrag ?

Die E-Mail-Adresse wird nicht publiziert, erforderliche Angaben erkennt man am *.