Sichuans König der Berge


Beschreibung:

Gongga… wer? Was? Fragt man chinesische Kollegen, wer und wo der Gongga Shan ist, erntet man zumeist ein Achselzucken (was jedoch damit zusammenhängen könnte, dass man die Silben falsch prononciert). Aber auch bei Ausländern ist dieser Berg nicht sehr bekannt und dabei hat er einige „Rekorde“ aufzuweisen. Mt. Gongga (贡嘎山, Gònggá Shān) oder Minya Konka ist mit 7556 Metern immerhin der höchste Berg Sichuans („Der König der Sichuan-Berge“), der östlichste Siebentausender und nach den Bergen Tirich Mir (Pakistan, Hindukush) and Kongur Tagh (Xinjiang, Pamir Hochland) der dritthöchste Berg außerhalb des Himalaya. Puh!
Nicht unbedingt ein Rekord, aber sehr angenehm: Der Gongga Shan ist sehr leicht zugänglich und kann von Chengdu aus fast als Tagesausflug besucht werden.
Für die Tibeter ist auch der Gongga Shan ein heiliger Berg, er wird als die physische Inkarnation des Berggeistes Dordjelutru angesehen und ist damit gleich der Gottheit Chenresig im Gebiet des Yading-Naturreservats. Für die weniger Religiösen unter uns: Neben ursprünglichen Wälder und heißen Quellen, herrlicher Bergwelt und einer einzigartigen Flora und Fauna lohnt sich die Anreise vor allem wegen des aus dem Quartär stammenden Gletschers des Gongga Shan. Ausgangspunkt für die meisten Reisenden ist der Hailuogou-Gletscherpark (海螺沟冰川公园) in der kleinen Ortschaft Moxi (磨西, 1600m). In einigen Reiseführern lesen wir, dass es sich nicht lohnt, in Moxi einige Zeit zu verbringen. Dies ist nicht ganz fair, unserer Meinung nach ist der kleine Ort viel interessanter als das laute und – wie wir meinen – überschätzte Kangding (康定), und von Moxi kann man gut Ausflüge in die Umgebung unternehmen, entspannen und wieder Luft holen. Aber gut, jeder sieht dies anders. Moxi hat auch historisch etwas zu bieten, z.B. die „Eisenkettenbrücke“ (Luding Bridge, 泸定桥), die aus der Qing-Dynastie stammt, den Dadi-Fluss überspannt und eine wichtige Verbindung von Sichuan nach Tibet war. In den dreißiger Jahren war sie zudem ein wichtiger strategischer Punkt der Roten Armee während des „Langen Marsches“ und auch Mao Zedong verbrachte einige Zeit in Moxi.

Info Beste Reisezeit: Mai bis Oktober (am besten zw. Juli und September, das es kühl und sonnig ist), in den Wintermonaten sind die Pools geschlossen.
Eintritt Hauptsaison (Apr.-Nov.): CN¥ 170, Nebensaison CN¥ 60.
Öffnungszeiten: 8:00 – 17:00
Transport: Seilbahn rauf CN¥ 80, runter CN¥ 40
Dauer: 4-5 Stunden an den Pools sind ausreichend, außer Bergabwandern ist hier so viel nicht zu tun
Hinweis: Der höchste Punkt an den Pools liegt über 3.500 m ü.d.M, wer direkt aus Chengdu oder ähnlichen Tieflagen kommt, sollte die Gefahr der Höhe nicht unterschätzen. Am Tourist Office gibt es übrigens Sauerstoff in Dosen.
Gipfel des Mt. Gongga und Gletscher Nr. 1
Gipfel des Mt. Gongga und Gletscher Nr. 1
Dadi-Tal / Sichuan
Blick zurück nach Moxi und ins Dadi-Tal

Wie auch immer: Am Eingang des Hailuogou-Gletscherparkm wird der werte Reisende um 140 Yuan erleichtert und erwirbt damit das Recht, sich im Park zu bewegen und einen Shuttle-Bus, vorbei an den Camps 1, 2 und 3, zur Seilbahnstation besteigen. Der Bus ist schon nötig, bis zur Station sind es bergauf mehr als 30 Kilometer in Serpentinen und die Unterkünfte und Heißen Quellen in den Camps scheinen derzeit geschlossen (April 2015). Die Seilbahn schleppt die Fußfaulen für 150 Yuan (hin und zurück) schließlich in das Camp 4 auf 3600 Meter Höhe (in Camp 4 gibt es auch Sauerstoff aus der Dose, wenn einem der Atem wegbleibt). Ist das Wetter ideal, ist die Aussicht auf den Gletscher Nr. 1, den Gongga Shan, den Mt. Zhongshan und die anderen 6000er ein echtes Erlebnis, dann lohnt es sich auch, auf den Gletscher herunterzusteigen. Ist die Sicht nicht so berauschend, bietet sich noch der Besuch des Tempels, einer kleinen Ausstellung und der „Senke der roten Steine“ an. Auf dem Rückweg nach Moxi kann man schließlich zwischen den einzelnen Bushaltestellen zwischen den Camps wandern und die schöne Natur genießen.
In Moxi und für etwa 100-150 Yuan lohnt es sich zudem, einen Tagesausflug zum „Tal der Roten Steine“ und zum Yajia Love Lake zu machen. Diese Tour lässt sich zudem gut mit einer Fahrt nach Kangding (etwas teurer) verbinden (Aber Achtung: unterwegs geht es an einigen Stellen über 4000 Meter hinaus). Noch ein Tipp: In den meisten Unterkünften in Moxi liegt eine Broschüre „Tours to Conch Gully“ aus, die ein paar gute Ideen bereithält, was man in der Gegend tun kann und zudem eine recht ordentliche Umgebungskarte enthält.
Die beste Reisezeit für den Gongga Shan ist Mai bis Juni, allerdings heißt das gar nichts, denn leider hängt der Gipfel des Berges fast 300 Tage im Jahr unter einer Glocke aus Wolken und Dunst und ist kaum zu sehen.

Lage & Transport:

Koordinaten: N 29.649197, E 102.117748 (Dorf Moxi)
Der Mt. Gongga liegt in Sichuan in der Daxue Shan-Bergregion zwischen den Flüssen Dadu und Yalong und ist Teil der Hengduan-Bergregion. Um den Berg zu erreichen, gibt es – unseres Wissens – zwei Wege:
1. Anreise aus Chengdu
Ein besonderer Hailuogou Tourism Bus (Start 09:00) fährt ab Xinnanmen Bus Station (新南门汽车站) direkt zum Mt. Gongga. Einfach, wie? Die Fahrt müsste etwa 5 Stunden dauern, wir haben es nie probiert, denn es geht auch komplizierter… (genaugenommen gab es diesen Bus 2001 noch nicht).
Wer den Touristenbus verpasst oder unbedingt neue Bekanntschaften mit Einheimischen im öffentlichen Nahverkehr schließen möchte, kann von Xinnanmen Bus Station einen Bus Richtung Luding (泸定, 4 Stunden, jede Stunde) oder Kangding (jede Stunde, etwa 130 Yuan) nehmen und in Luding am Busbahnhof aussteigen. Dann einen Minibus nach Moxi (sprich: Moa Chsi, 25 Yuan, 1 – 2 Stunden) besteigen und ankommen.
2. Anreise aus Kangding
Auch hier gibt es mindestens zwei Möglichkeiten. Von Kangding fährt man mit einem blauen Shuttletaxi (pinche, 拼车,findet man an der Hauptstraße in der Nähe einer Brücke am Zheduo-Fluss) für 25 Yuan nach Luding, hier in den Minibus nach Moxi umsteigen.
In Kangding liegt es das von zwei Amerikanern geführte Zhilam-Hostel (s. zhilamhostel.com), in dem es nicht nur ganz nette Übernachtungsmöglichkeiten, sondern auch viele Informationen gibt. Hier nach der Alternativroute von Kangding Dardo nach Moxi fragen. Unseres Wissens nach gibt es auf dieser Route keinen öffentlichen Nahverkehr, es wäre mithin erforderlich, ein privates Fahrzeug zu mieten. Diese Alternativroute ist landschaftlich sehr schön und führt zum Beispiel am Yajia Love Lake und dem Rotsteintal vorbei.

Unterkunft:

Angeblich soll es in Moxi 3- und 4-Sterne-Hotels geben…, vielleicht. Das Gros der Unterkünfte ist recht simpel gehalten, allerdings sauber, mit eigenem Bad und Klimaanlage, je nach Einfachheit kann man mit 100 Yuan (+-) rechnen. Das ist auch nicht schlecht, löchern die diversen Eintrittsgelder doch das Budget erheblich. Außerhalb der Saison ist ein Vorbuchen nicht nötig, man steigt aus dem Bus und geht zu Häusern, die wie Herbergen aussehen, der Rest ergibt sich. In der Hochsaison bietet es sich hingegen an, über ctrip oder booking.com eine Vorauswahl zu treffen. Die Herbergsleute sind – so unsere Erfahrung – sehr freundlich und bieten – oh Wunder – von sich aus Touren in die Umgebung an. Restaurants gibt es in Moxi genug, die Speisekarte bietet von „sehr einfach“ bis „ausgefallen“ vieles an, lokale Spezialität ist „Gekochtes Huhn mit Raupenpilz (Cordyceps sinensis)“. Ganz nette Restaurants gibt es übrigens entlang der Tianyu Dadao (天域大道) und der „Old Street“. Zu guter Letzt: Englisch ist in Moxi nicht so sehr verbreitet, aber es gibt nichts, was man nicht auch zeigen oder zeichnen könnte!

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