Erdhäuser in Rund


Beschreibung:

Etwa 200 Kilometer westlich der südchinesischen Küstenstadt Xiamen in der Provinz Fujian und an der Grenze zur Provinz Guangdong liegt der Distrikt Yongding.
Der Hauptgrund, in dieses Gebiet zu reisen, ist zweifelsohne ein Besuch der „tulou“ (土楼), der Erdhäuser (auch Rundhäuser oder Hakka-Häuser) der hiesigen Hakka-Minderheit, die vor mehreren Jahrhunderten wegen diverser Kriege und anderer Ärgernisse in diese Gegend immigrierte. Hakka haben eine eigene Sprache, eine eigene Geschichte und eine eigene Kultur.
Ein Tulou ist eine Art Fort bzw. einer europäischen Burg ähnlich, die meisten dieser Gebäude sind rund, es gibt indes auch eckige Tulous. Diese Forts beherberg(t)en in der Regel einen ganzen Clan mit mehreren Dutzend Familien, große Tulous fassen bis zu 800 Personen, ein richtiges Dorf in einem Gebäude. Die Bauten sind zwischen drei und fünf Stockwerken hoch und können einen Durchmesser von bis zu 80 Metern erreichen. Eine Familie bewohnt(e) normalerweise einen Abschnitt des Gebäudes, im Erdgeschoss befindet sich die Küche, in den weiteren Etagen darüber sind Lager und Wohnräume. Eine Familie konnte somit über 5 Stockwerke verteilt leben. Der Grund zur Errichtung dieser Strukturen ist denkbar simpel, lassen sich diese Gebäude doch einfach verteidigen. Regelmäßig gab es eine Wasserquelle innerhalb des Tulous und Lebensmittelspeicher, sodass auch eine länger andauernde Belagerung durch Feinde kein Problem darstellte. Ein schweres Eichentor, Schießscharten und fehlende Fenster nach außen hin (in den unteren Stockwerken erleichterten die Verteidigung). Die Tulous sind zumeist aus Lehm, Stein und Stroh errichtet, viele sind heute noch in Gebrauch, verfallen aber auch angesichts der Tatsache, dass das Gebiet um Yongding zusehends „veraltert“. Junge Leute, die Kraft und Geld hätten, die Tulous zu erhalten, wandern mehr und mehr ab.

Info Beste Reisezeit: Ganzjährig möglich, im Frühling und Herbst gibt es nicht so viele Touristen
Eintrittspreise: Tianluokeng Tulou CNY 90 (Kinder CNY 45); Hekeng Tulou CNY 40 (Kinder CNY 20), Hongkeng Tulou CNY 90 (Kinder CNY 45); Yunshuiyao Ancient Town CNY 90; Dadi Tulou CNY 90
Öffnungszeiten: Tianluokeng Tulou 7:00 – 19:00; Hekeng Tulou 6:00 – 20:00; Hongkeng Tulou 8:00 – 17:30; Yunshuiyao Ancient Town 8:00 – 22:00; Dadi Tulou 8:30 – 17:30
Empfohlene Zeit: mindestens eine Übernachtung, das Gebiet hält auch genug für 2-3 interessante Tage bereit
Blick über einen Rundhaus-Innenhof
Blick über einen Rundhaus-Innenhof
Tulou-Häuser in Hukeng / Fujian
Tulou-Häuser in Hukeng / Fujian

Fujian Tulou – Galerie


Lage & Transport:

GPS-Koordinaten: N 24.648928, E 117.050228 (Dorf Hukeng)
Der einfachste Weg zu den Tulous ist sicherlich der einer organisierten Tour. Wem das nicht zusagt, der muss ein wenig „arbeiten“, allerdings ist es weniger schwer als gedacht. Reiseführer sind da oft ein wenig konfus, hier daher ein paar Tipps: Startpunkt ist dabei die Stadt Xiamen. Auf der Hubin Nan Lu befindet sich die Hubin Bus Station (湖滨南长途汽车站), hier sollte man gegen 8.30 Uhr aufschlagen und nach einem Bus Richtung Hukeng (湖坑) bzw. Liulian (六联) oder der „Tulou Bus Station“ (土楼汽车站) fragen. Der Bus verlässt gegen 9.10 Uhr (Stand 2015) den Bahnhof. Glücklicherweise sprechen einige der Angestellten am an der Hubin Bus Station Englisch und sie wissen in der Regel auch genau, wohin man will. Das Ticket kostet 59 ¥ (Stand 2015) und die 3 – 4-stündige Fahrt geht über Zhangzhou durch die Berge zu den Runddörfern. An der Tulou Bus Station wird man mehr oder minder genötigt, den Bus zu verlassen, der Rest ergibt sich von selbst.
Im Tulou-Gebiet gibt es einige sehr interessante Rundhaussammlungen und man sollte sich durchaus die Zeit nehmen, einige ausgewählte anzusehen (was allerdings eine Übernachtung nötig macht), als da wären:

  • Hongkeng Tulou Scenic Spot (洪坑土楼群) – größere Anzahl runder und eckiger Tulous, netter Spaziergang entlang eines Flusses. Eintritt: 95 ¥ (Stand 2015)
  • Gaobei Tulou Scenic Spot (高北土楼) – größtes Tulou in der Gegend. Eintritt: 50 ¥ (Stand 2015)
  • Tianluokeng Tulou (田螺坑) – schöne Tulou-Ansammlung in den Bergen, vier runde schließen ein eckiges Tulou ein. Nachts (etwas kitschig) beleuchtet. Eintritt: 100 ¥ (Stand 2015)
  • Yuchang Earth Building (裕昌楼) – „schiefstes“ Tulou, wegen schiefer Baumaterialien, Lieblingstulou der Chinesen. Eintritt: 100 ¥ /im Tianloukang-Ticket enthalten (Stand 2015)
  • Chuxi Tulou (初溪土楼群) – 30 Kilometer von Hongkeng entfernt und vielleicht die schönste Tulou-Ansammlung, weil malerisch in den Bergen gelegen. Eintritt: 75 ¥ (Stand 2015)

Die Tulous lassen sich nur mühsam mit öffentlichen Verkehrsmitteln abklappern. Besser ist es, man spricht den Zimmervermieter auf Transport an, die Preise sind fast überall gleich und die oben genannten Rundhäuser lassen sich für 280 – 300 Yuan pro Auto/pro Tag (exclusive Eintritt) abfahren. Dabei scheint es nicht zu interessieren, ob man sich Zeit nimmt oder schnell abhakt.

Unterkunft:

Viele Reisende (besonders chinesischer Provenienz) machen aus dem Besuch der Tulous eine Tagesfahrt. Vor dem Hintergrund einer fast achtstündigen Hin- und Rückfahrt und einer eher etwas reizarmen Stadt Xiamen (es sei denn, man liebt chinesisches Stadt-Strandleben) ist eine Übernachtung in der Gegend durchaus angesagt. Dazu kommt, dass die Hotels in Xiamen doch um ein Vielfaches teurer (hm…, allerdings auch besser) sind.
Wie auch immer, es lohnt sich in jedem Fall, wenigstens eine Nacht in Hukeng, Liulian oder anderen Dörfern der Umgebung zu verbringen. Ob dies gerade in einem Tulou sein muss (als ultimatives und erzählenswertes Erlebnis), sei dahingestellt. Die Zimmer in den Rundhäusern sind ziemlich einfach und zum Duschen und dergleichen kann man einfach in die Sanitäranlagen außerhalb des Tulou stiefeln (des Nachts wohl eher lästig). Zudem schließen einige der Tulou ab 20 Uhr ihre Pforten, wohl dem, der ein gutes Buch eingesteckt… Ansonsten gibt es jede Menge Optionen, fast jedes der zahllosen Kleinrestaurants oder Shops vermietet Zimmer in den oberen Etagen, die Preise pendeln sich (Stand 2015) bei 80 – 100 ¥ ein, geboten wird nicht Luxus, aber ein Bett, ein Bad und Sauberkeit (nicht zu vergessen den obligatorischen Flachbildfernseher mit 5000 chinesischen Programmen). Vorbuchen scheint, jedenfalls außerhalb der Hochsaison (chinesische Feiertage) nicht nötig, ebenso wenig das Suchen nach einer Schlafstatt – man wird gefunden.
Für Verpflegung ist ebenfalls gesorgt, zu empfehlen sind „saures Gemüse“ und Bambus, der Herbergswirt zaubert nach Wunsch auch ein köstliches (leider sehr klein gehacktes) frisches Huhn auf den Tisch. Problematisch sind eher die fehlenden englischsprachigen Speisekarten, also hinein in die Küche und zeigen, was man will.

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