Eine lange Geschichte…


Beschreibung:

Wer auf dem Weg in die Innere Mongolei oder nach Xinjiang ist, sollte unbedingt in Datong (大同) eine Pause einlegen. Aber nicht nur für Durchreisende hat das an Geschichte reiche Zentrum des Bergbaus viele Pfeile im Köcher. Außer den Top-Attraktionen der Buddha-Höhlen von Yungang (ca. 30km westlich der Stadt) und dem Hängenden Kloster (65km südöstlich Datongs) ist ein Blick in die Altstadt, die Arbeitersiedlungen am Stadtrand, die Neun-Drachen-Wand (die größte und älteste ihrer Art in China) und den Shanhua Temple lohnenswert, um die Zeit zu vergessen, in der man sich tatsächlich befindet. Ebenfalls sehenswert ist das Kloster Huayuan und das Teilstück der Großen Mauer bei Yanmenguan (120km südlich von Datong).
Datongs Geschichte ist lang und abwechslungsreich. Bereits in der Jungsteinzeit besiedelt, erreichte die Stadt (unter dem Namen Pingcheng) in der Nördlichen Wei-Dynastie eine ihrer Blütezeiten, die sich später u.a. in der Jin- und Yuan-Dynastie wiederholte bzw. fortsetzte. Marco Polo pries die Stadt als Schönheit mitsamt ihren prosperierenden Geschäften und Werkstätten.

Info Beste Reisezeit: Ganzjährig möglich
Eintritt: Yungang Grotten – April – Oktober: CNY 120, November – März: CNY 100 (Öffungszeiten: 8:30 – 17:30 Uhr) | Xuankong Si – CNY 130 Hauptsaison, CNY 125 Nebesaison (Öffungszeiten: 9:00 – 17:00 Uhr)
Öffnungszeiten: Yungang Grotten – 8:30 – 17:30 Uhr | Xuankong Si – 9:00 – 17:00 Uhr
empfohlene Zeit für einen Besuch: jeweils 2-3 Stunden
Neun-Drachen-Mauer / Datong
Neun-Drachen-Mauer
Yungang-Grotten (Yungang Shiku, 云冈石窟)

Beginnend im Jahre 460, während der Nördlichen Wei-Dynastie, kratzten Künstler des Volksstammes der Tuoba innerhalb von 60 Jahren 252 Höhlen in den Sandstein der Wuzhou-Berge und schufen nebenbei 51000 buddhistische Statuen, die heute zum Ältesten und Besten gehören, was China in Sachen Steinmetzarbeit zu bieten hat. Indische Gandhara-Kunst mischt sich fröhlich mit persischer, chinesischer und sogar europäischer Fertigkeit und die Statuen reichen von klein bis riesig groß, in Grotte Nr. 5 etwa sitzt ein 17 m hoher Sakyamuni mit vergoldetem Gesicht. Obgleich die Grotten Wind und Wetter ausgesetzt sind (die hölzernen Tempelvorbauten gibt es schon lange nicht mehr), sind die Skulpturen in noch recht gutem Zustand, auch viele der farbenfrohen Wandmalereien sind heute noch zu sehen.

Yungang - Buddhastatue
Riesiger Buddha in den Yungang-Grotten
Hängendes Kloster (Xuankong Si, 悬空寺)

Am Fuß des Berges Hengshan, 50 Meter über der Jinxia-Schlucht, hängt dieses einzigartige Kloster aus dem 5. Jahrhundert seit mehr als tausend Jahren herum. „Hängen“ ist vielleicht nicht das richtige Wort, da ein Großteil der Bauten auf hölzernen Säulen steht. Wie auch immer: Xuankong Si, das während der Qing- und Ming-Dynastien Erweiterungen erfuhr, ist ein architektonisches Meisterwerk, das selbst westliche Bau-Experten ins Grübeln bringt und deren Beifall sichert. Ebenfalls ungewöhnlich ist das Zusammentreffen der drei großen Lehren Chinas, des Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus, die ihren Niederschlag in zahlreichen Skulpturen finden. Die Einsamkeit und Stille des Ortes (sobald die Touristen-Herden verschwunden sind) beantworten auch schnell die Frage, warum das Kloster in dieser abgelegenen Gegend errichtet wurde.
Nicht weniger spannend ist übrigens die Fahrt zum Kloster durch die Berglandschaften des Xionger Shan und der Hengshan-Berge. Viele kleine Dörfer bau(t)en ihre Behausung in den weichen Sandstein und mit etwas Glück, kann man eine derartige „Höhlenwohnung“ besuchen.

Hängendes Kloster - Xuankong Si
Hängendes Kloster – Xuankong Si

Lage & Transport:

GPS-Koordinaten: N 40.090778, E 113.295307 (Datong) | N 40.108792, E 113.125781 (Yungang Grotten) | N 39.661290, E 113.708628 (Xuankong Si)

Die Bergbaustadt Datong war schon immer recht gut an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen und ist daher bequem mit dem Flugzeug oder der Bahn zu erreichen.

  • Flugzeug: Der Datong Yungang Airport liegt etwa 15 Kilometer nördlich der City, mittlerweile fliegen acht Airlines fast 20 Ziele in ganz China an, darunter Beijing, Shanghai, Kunming und Chengdu. Ein Shuttle-Bus (alle 10 Min.) fährt den Reisenden (noch) kostenlos ins Stadtzentrum, Taxis verlangen für die 30-minütige Fahrt etwa 50 CNY.
  • Zug: Datong ist zwar recht gut an das Schienennetz angebunden, die Verbindung Peking – Datong ist allerdings die einzige (außerhalb der Provinz Shanxi), bei der man von einer kurzen Reisezeit (1.46 Std., Zug G2503) sprechen kann. Wer aus anderen Provinzen anreist und wenig Zeit zur Verfügung hat, sollte das Flugzeug vorziehen. Eine Zugfahrt aus Shanghai etwa dauert 20 Stunden, aus Xi’an sind es immer noch 7 Stunden und aus anderen Teilen des Landes…, na ja, man muss seinen Urlaub nicht unbedingt im Zug verbringen.
  • Bus: Im Zeitalter von Schnellzügen und Flugzeugen ist die Nutzung des Busses auch in China nur noch wenig sinnvoll. Brauchte man vor 10-15 Jahren für die 450 Kilometer von Peking nach Datong ca. 7-8 Stunden (Bus oder Zug), sind es heute gerade etwas über 100 Minuten mit dem Schnellzug.
  • Transport vor Ort: Datong ist nicht so groß und je nach Lage des Hotels lassen sich viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen. Es gibt zudem zahlreiche Stadtbusse, die Taxi-Grundgebühr ist in Datong weit niedriger als etwa in Shanghai.
    Zu den Yungang-Grotten fährt man vom Bahnhof mit der Linie 4, steigt an der Haltestelle Xin Kai Li in den Bus 3-1 und lässt sich zum Haupteingang kutschieren. Oder nimmt lieber gleich ein Taxi, eine Fahrt dürfte etwa 40-50 CNY (5-6 €) kosten.
    Um zum Hängenden Kloster zu gelangen, bucht man entweder eine chinesische Tour incl. aller (Un)Annehmlichkeiten oder reserviert ein Taxi über das Hotel, das spart jede Menge Zeit und Nerven und man erhält neben der Freiheit, jederzeit zu stoppen, die eine oder andere wertvolle Information über die Gegend. Auch am Bahnhof sind Taxifahrer gern bereit, die Tour nach Hunyuan zu unternehmen, der Tagespreis wird bei 150-200 CNY liegen. Sparfüchse können von der Datong Coach Station in der Yantong Road den Bus nach Hunyuan nehmen und dann in die Linie 8 zum Kloster umsteigen.

Unterkunft:

Datong ist recht übersichtlich und damit auch die Zahl der Hotels, die auf den einschlägigen Online-Plattformen angeboten werden. Für Zugreisende sind natürlich Hotels rund um den Bahnhof empfehlenswert, insbesondere das Green Island Youth Hostel, das gar über Zimmer mit eigenem Bad verfügt und bei der Vermittlung von Fahrgelegenheiten in die Umgebung hilft.
Restaurants und Garküchen gibt es zuhauf, zu den Spezialitäten der nördlichen Küche Datongs gehören u.a. der Guangling Tofu, Erbsennudeln und Lamm-Fondue. In der Nähe des Bahnhofs gibt (gab?) es einen kleinen Stand, der gekochte Kaninchenköpfe feilbot, die man mit den Essstäbchen genüsslich auspuhlen konnte…

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