Kloster im Grasland
Beschreibung:
Die Ortschaft Xiahe (夏河) ist längst kein Geheimtipp mehr, jedoch so interessant, dass wir uns entschlossen, sie in die Liste der „Sehenswürdigkeiten“ Chinas mit aufzunehmen. Ein kleines, lebhaftes Örtchen (2018 ist aus dem Örtchen schon ein Ort geworden) mit einer Hauptstraße, an der Geschäfte und ein paar Hotels liegen. Das allein ist an sich nicht besonders, und schon gar nicht für chinesische Verhältnisse. Am Ende dieser Straße wird es aber interessant, denn hier liegt das berühmte Labrang Kloster (chin. 拉卜楞寺, tib. བླ་བྲང་བཀྲ་ཤིས་འཁྱིལ་) aus dem 17. Jahrhundert (allerdings sind viele Gebäude neueren Datums, der „Kultur-Revolution“ sei es gedankt), das nach dem Potala Palast in Lhasa das größte tibetische Kloster Chinas ist. Das Kloster ist ein recht ausgedehnter Komplex, es ist umschlossen von einer 3,5 Kilometer langen überdachten Galerie mit (1000) Gebetsmühlen, es gibt haufenweise Tempel mit zum Teil riesigen Buddhastatuen und Myriaden niedriger Lehmhäuser, in denen annähernd 2000 Mönche und Nonnen leben. Außer den Mönchen gibt es natürlich eine „normale“ Bevölkerung, die zum Großteil aus Han-Chinesen und Tibetern und einem kleinen Teil aus der Hui-Volksgruppe besteht. Bereits für das Kloster allein lohnt es sich, mehrere Tage in Xiahe zu verbleiben und dem Treiben der Mönche und Pilger zuzuschauen.
Hat man sich sattgesehen und auch die Umgebung mit dem Rade verunsichert, dann geht es ab in die Sangke Grasslands (etwa 14km westlich von Xiahe). Diese tibetische Region (70 km² groß und auf 3000m Höhe) ist berühmt für seine Natur und die buddhistischen Zeremonien. Die mit zahllosen Schafen, Yaks und Nomadenzelten übersäte Prärie lässt sich mit dem Fahrrad oder auf dem Rücken eines Pferdes erkunden, schlafen kann man im Zelt bei einer tibetischen Familie.
Es gibt in der Gegend noch weitere Möglichkeiten für interessante Tagestouren, das Youyi-Hotel in Xiahe hat einen Travel-Service, einfach mal hereinschauen.

Eintrittspreise: Das Labrang-Kloster verlangt keinen Eintritt, CNY 40 sind für einige Tempel zu zahlen. Für die Gongtang Pagode sind CNY 20 zu berappen.
Öffnungszeiten: Das Labrang-Kloster ist ganztägig offen, die Grand Sutra Hall und die Gongtang Pagode öffnen ihre Pforten von 08:00 – 16:00 Uhr, andere Anlagen gewähren gar bis 18:00 Uhr Einlass.
Empfohlene Zeit: Auch ohne Ausflüge in die nähere Umgebung lohnt es sich, 2-3 Tage in Xiahe zu verbringen. Sei es, dass man die Aura des Klosters auf sich wirken lässt, die umgebenden Berge besteigt und Ruhe und Aussicht genießt…, die Zeit vergeht wie im Flug.
Festivals: Das Monlam Festival ist das wohl wichtigste Fest des Klosters. Es handelt sich dabei um eine Gebetszeremonie im ersten Mondmonat nach dem chinesischen Mondkalender. Zu den Hauptaktivitäten gehören die Austellung von Thangkas, Maskentanz und ein Butterlampen-Festival.
Lage & Transport:
GPS-Koordinaten: N 35.193030, E 102.507784 (Labrang-Kloster)
Das Dorf Xiahe liegt am Daxia-Fluss auf ca. 2900 Meter Höhe in einem von Bergen umgebenden Tal (das macht ein Tal gerade aus) in der autonomen Präfektur Ganan-Tibet im Südwesten der Provinz Gansu. Leider (oder glücklicherweise, je nach Perspektive) ist die Fahrt nach Xiahe nicht ohne einige Unbequemlichkeit zu bewerkstelligen, da es im Ort und in der Umgebung weder einen Flughafen noch einen Zugbahnhof gibt. Man darf sich daher auf eine längere, aber nichtsdestoweniger interessante Busfahrt einlassen. Man kann Xiahe gemeinhin aus dem Westen (Qinghai), dem Norden (Gansu) oder dem Süden (Sichuan) anfahren.
Gansu/Lanzhou: Es gibt ein paar direkte Verbindungen nach Xiahe, Abfahrt 6:30~7:30 und 14:00. Hat man diese Busse verpasst, fährt man zunächst nach Linxia und nimmt von dort den Bus nach Xiahe. Je nach Weg und Umweg braucht man für die 251 Kilometer wenigstens 4 Stunden.
Sichuan/Zoige: War man vorher in Songpan/Sichuan, muss man sich zunächst nach Zoige durchschlagen und weiter nach Hezuo. Wahrscheinlich ist eine Nacht in Zoige einzuplanen, da von hier (Stand 2013) der einzige Bus um 6:20 Uhr morgens über Langmusi nach Hezuo fährt. Von Hezuo nach Xiahe sind es noch einmal 2 bis 3 Stunden, der letzte Bus geht um 4 Uhr nachmittags in Hezuo ab. Es ist auch möglich, direkt von Langmusi (lohnenswerter Ausflug) nach Xiahe zu fahren.
Qinghai/Tongren: Einmal am Tag gibt es einen Bus von und nach Tongren (5 Stunden), interessant für Reisende, die nach Qinghai wollen oder von dort kommen, eine recht interessante Tour durch Berg-umsäumtes Hochland und einem schönen tibetischen Tempelkomplex in Tongren.
Unterkunft:
Eine Empfehlung werden wir hier nicht aussprechen, nur so viel sei gesagt: es gibt genug Unterkünfte in Xiahe, fährt man außerhalb chinesischer Feiertage, ist Vorbuchen nicht notwendig. Hinfahren, anschauen und auswählen ist die Devise. Unsere Erfahrung ist/war: je näher man dem Kloster kam, umso einfacher wurden die Unterkünfte, aber auch interessanter. Es gibt eine Jugendherberge im Ort (für den sehr kostenbewussten und hartgesottenen Reisenden), viele Herbergen bieten Schlafsäle oder Zimmer mit Gemeinschaftsdusche an, wer ein eigenes Bad möchte, greift etwas tiefer ins Portemonnaie. Auch in den Mittelklasseunterkünften kommt es bisweilen vor, dass heißes Wasser oder Strom für einige Zeit nicht verfügbar sind, man ist eben „auf dem Land“. Einige Hotels bieten einen Fahrradverleih an, für den Preis darf man allerdings nicht zu viel erwarten.